Das Vermächtnis der Luise Lenz-Heymann

In Bern ist ein Weg nach ihr benannt, der an ihre Rolle als Mäzenin erinnert. Wie kam eine Frau aus Zell am Harmersbach in die Schweiz?

Im Rundofen ist kürzlich die Ausstellung über „Frauen in der Zeller Keramik“ geendet. Die Ausstellung würdigt das Wirken von Arbeiterinnen und Beschäftigten, aber auch von Künsterinnen und Ehefrauen der Fabrikeigentümer. Eine besondere Rolle spielt Luise Lenz-Heymann, die erst Gesellschaftsdame und später Ehefrau von Ferdinand Lenz war. Luise Lenz wurde am 11. Februar 1825 in St. Georgen im Schwarzwald geboren, sie starb am 23. November 1899 in Bern.

Nach dem Verkauf der Fabrik zog das Ehepaar 1873 nach Bern und bezog hier die Villa Oranienburg. Ferdinand Lenz starb bereits 1880, Luise Lenz, seine Universalerbin betätigte sich bereits während ihres Lebens als Wohltäterin und Mäzenin. In ihrem Erbe bedachte sie grosszügig Institutionen in Deutschland und in der Schweiz.

Das Studium von Frauen im Blick

In ihrem Testament verfügte Luise Lenz unter anderem die Einrichtungen von Stiftungen. So richtete der Kanton Bern im Jahr 1900 die „Ferdinand Luise Lenz Stiftung“ ein, um minder bemittelten Frauen ein Studium der Human-, Veterinär- oder Zahnmedizin, der Chemie oder der pharmazeutischen Wissenschaften zu erleichtern. Sie gehört zu den frühesten Förderangeboten für Frauen in der Schweiz. Nach wie vor kommen Gelder aus der Stiftung studierenden Frauen in den genannten Studienrichtungen gemäss Stiftungszweck zugute. Ihr Engagement für die Förderung des Frauenstudiums trugen auch in Deutschland Früchte, wie eine ähnliche Studienstiftung für den Allgemeinen Deutschen Frauenverein in Leipzig zeigt.

Christkatholische Theologie fördern

Luise Lenz‘ Förderwille umfasste auch die Unterstützung der 1874 eingerichteten christkatholischen Theologischen Fakultät an der Universität Bern, die sie nach ihrem Tod mit einem Legat bedachte. Das grosszügige Vermächtnis trug – zusätzlich zu den Mitteln des Kantons – seit 1900 zur Sicherung der Lehre und Forschung in christkatholischer Theologie an der Universität Bern bei. Bis vor wenigen Jahren fand hier immer um ihren Todestag am 23. November herum zu ihrem Gedenken eine „Lenz-Stiftungsfeier“ statt. Das Institut für Christkatholische Theologie, das heute als einziges Institut der Theologischen Frauen mit zwei Professorinnen besetzt ist, führt die Erinnerung an Luise Lenz, die die Bildung von Frauen und christkatholischen Theologen im Blick hatte, bis heute fort.

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