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Zell am Harmersbach | 3.05.2017

Die Primiz – ein selten gewordenes Ereignis:

Pater Leonhard Lehmann erinnert sich gern an seine Primiz 1973

Foto:
Priesterweihe in der Wallfahrtskirche am 1. Mai 1973. Pater Leonhard Lehmann erhält aus der Hand von Weihbischof Oskar Saier den Messkelch. Links: Wolfgang Burger, Zeller Heimatpfarrer. Foto: Privat
von Dieter Petri

In der katholischen Kirche geht die Zahl der Priester beständig zurück. In der Folge werden die Seelsorgeeinheiten, für die ein Pfarrer zuständig ist, immer größer. Umso erfreulicher ist die Nachricht, dass mit Robert Willmann ein Diakon zum Priester geweiht wird, der aus Unterentersbach kommt. Am Sonntag, 7. Mai, wird er um 9.45 Uhr in Zells kath. Pfarrkirche seine erste hl. Messe mit der Heimatgemeinde, die sog. Primiz, feiern. Aus diesem Anlass blickt die »Schwarzwälder Post« auf einige frühere Zeller Primizianten zurück.

Foto: Privat
Am Primiztag wurde Pater Leonhard vom Rathaus Unterharmersbach abgeholt. Bürgerwehr und Musikkapelle geleiteten ihn zur Pfarrkirche in Zell.
Foto: Privat
Priesterweihe in der Wallfahrtskirche am 1. Mai 1973. Pater Leonhard Lehmann erhält aus der Hand von Weihbischof Oskar Saier den Messkelch. Links: Wolfgang Burger, Zeller Heimatpfarrer.

Pater Leonhard wurde 1947 in Zell a. H. als sechstes Kind einer Kleinbauernfamilie geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Altsprachliche Gymnasium in Bensheim und wohnte dabei im Internat der Kapuziner. Motiviert zu diesem Schritt hatte ihn P. Rupert, der den Ministranten manchmal nach der Messe zum Frühstück mitgenommen hatte. Nach dem Abitur trat er als Novize in den Kapuzinerorden ein. Es folgte das Studium der Philosophie und Theologie in Münster und Tübingen.

Am 1. Mai 1973 weihte der Freiburger Weihbischof Dr. Oskar Saier in der Zeller Wallfahrtskirche Leonhard Lehmann zum Priester. Die Primiz, die traditionelle erste Eucharistiefeier in der Heimatpfarrei, erfolgte wenige Tage später am 6. Mai. Für das Fest hatten die Unterharmersbacher fünf Triumphbögen errichtet. Die Hausfrauen hatten für die Dekoration 1.000 Papierröschen gefertigt. Bürgerwehr und Musikkapelle holten den Primizianten am Morgen vom Rathaus Unterharmersbach ab.

Beim Gottesdienst hielt P. Edilbert Schülli die Festpredigt. Er hatte im Vorfeld schon an drei Abenden mit seiner Predigt auf das Ereignis eingestimmt. Chor und Orchester führten unter der Leitung von Karl Halter eine Mozartmesse auf. »Das Händel-Halleluja am Schluss des Gottesdienstes klingt mir noch heute in den Ohren«, erinnert sich heute P. Leonhard.

Auf die Primiz folgte eine dreijährige Tätigkeit als Kaplan in der Klosterpfarrei Oberhausen-Sterkrade (Ruhrgebiet). Dort wurde der Neupriester mit dem Religionsunterricht für 120 Kinder zur Vorbereitung auf die Erstkommunion betraut. Für die außerschulische Begleitung der Kinder suchte und fand er Tischmütter.

1982 wurde P. Leonhard für das Weiterstudium in Rom an der Päpstlichen Universität und am »Antonianum«, der Hochschule der Franziskaner und Kapuziner freigestellt. Noch im selben wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Danach wirkte er als Dozent an der »Philosophisch-Theologischen Hochschule der Franziskaner und Kapuziner« in Münster. 1989 erhielt er am »Antonianum« einen Lehrstuhl für die Schriften von Franziskus und Klara. Seine zahlreichen Publikationen zur Geschichte des Ordens und seines Gründers verfasst er mittlerweile in Italienisch.

In den Semesterferien kehrte P. Leonhard immer gerne in die Heimat zurück. So engagierte er sich in der Kapuzinerpfarrei St. Fidelis in Offenburg in der Jugendarbeit. Die Jugendlager ins Emsland und nach Tirol, die er als Pater mitgestaltete, sind ihm noch in guter Erinnerung. Bis heute hilft der Professor der Theologie im Urlaub immer wieder in der Wallfahrtskirche und in der Zeller Pfarrei bzw. Seelsorgeeinheit als Zelebrant und Prediger aus.

»So wie 1973 kann es nicht mehr werden« schreibt P. Leonhard aus Rom. »Doch wünsche ich auch dem jetzigen Primizianten ein erhebendes Fest, das vor allem der Erneuerung des Glaubens und dem Aufbau der Gemeinde dient. Ja, in den 44 Jahren seit meiner Primiz hat sich die Welt und mit ihr die Kirche gewaltig verändert; nicht alles ist besser geworden. Doch immer braucht der Mensch Beziehungen, ein Netz, eine Gemeinde, Heimat – eine Primiz drückt dies aus und schafft es auch. Jedenfalls war und ist es bei mir so: Jeden 6. Mai denke ich an das Großereignis von 1973 in Zell.«

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Schlagworte:
Katholische Kirche, Primiz

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