Am vergangenen Samstag fand in Unterentersbach der erste Samen- und Pflanzentauschtag statt. Organisator war das Aktionsbündnis »Gentechnikfreie Ortenau«. Es wurde vor sechs Jahren vom BUND-Umweltzentrum Ortenau und Naturkost Kiebitz e.V.-Haslach gegründet. Hanni Schaeffer, Vorsitzende des Naturkost Kiebitz e.V. und Petra Rumpel, Leiterin des BUND-Büros Offenburg sind die beiden Sprecherinnen des Aktionsbündnisses. Beim Pflanzentauschtag haben wir Hanni Schaeffer getroffen und nachgefragt.







Welche Pflanzen stehen heute im Mittelpunkt?
Es dreht sich alles um samenfeste, regional angepasste Pflanzen. Wir hoffen, dass Leute ihren Überschuss an Pflanzen, Samen und Setzlingen aus ihren Gärten mitbringen. Dadurch wäre Regionalität schon mal gegeben und wenn sie sie bereits seit Jahren anbauen ist auch die Samenfestigkeit erfüllt.
Im Gegensatz zu anderen Pflanzentauschtagen haben wir versucht, den Fokus nicht nur auf Zierpflanzen, sondern auch auf Gemüsepflanzen und Kräuter zu setzen.
Warum sind samenfeste Pflanzen wichtig?
Wir vom Aktionsbündnis haben den großen Wunsch, dass samenfeste Sorten wieder vermehrt in Gärten angebaut werden. Wenn beim Gärtner Samen oder Setzlinge gekauft werden ist es ungewiss, ob es nicht hybride Sorten sind. Hybride sind Kreuzungen aus zwei unterschiedlichen Sorten, die im ersten Jahr die gewünschten Eigenschaften der ursprünglichen Sorten in sich vereinen. Wenn man aus diesen Pflanzen dann selbst Saatgut gewinnt, ist die Nachzucht aber kümmerlich und bringt nicht mehr die gewünschten Früchte.
Hatten Sie die Idee zu diesem Tag, weil Gärtnern derzeit wieder im Fokus der breiteren Öffentlichkeit ist?
Ja, das trifft zu. Viele Leute bauen gerne wieder selber Pflanzen an. Dadurch wissen sie, was sie haben. Und es macht einfach große Freude, mit eigenen Händen Gemüse, Obst oder Blumen zu kultivieren und dabei besondere Pflanzensorten zu entdecken.
Die Resonanz ist groß, oder?
Wir sind begeistert wie viele da sind. Leider kommen einige, die nur etwas mitnehmen wollen, aber nichts bringen. Was, gegen eine Spende, ja auch erlaubt ist. Aber ich denke, dass die Nachfrage größer ist als das Angebot, zumindest im Augenblick.
Es war ja jetzt auch der erste Pflanzentauschtag dieser Art. Wir hoffen, dass viele darauf aufmerksam geworden sind und in diesem Gartenjahr vielleicht etwas mehr Samen ernten oder im nächsten Frühjahr mehr Setzlinge vorziehen. Dann können wir nächstes Mal die große Nachfrage noch mehr bedienen.
Wie wird getauscht?
Wir haben sechs verschiedene Tische. Ein erster Tisch für Blumen, ein zweiter für Gemüsesetzlinge, ein dritter für Kräuter, ein vierter für Blumenzwiebeln, ein fünfter für Beerenableger und ein sechster für Samen, die die Leute selbst gewonnen haben.
Wir haben versucht, die Leute zu begrüßen und einzuweisen, wohin sie ihre mitgebrachten Pflanzen stellen sollen, aber bei dem großartigen Andrang war letzteres schwierig. Jetzt hoffe ich, dass trotzdem alle den passenden Tisch gefunden haben. Wenn nicht, steht’s halt kreuz und quer. Hanni Schaeffer lacht.
Welche typischen bzw. besonderen Pflanzensorten werden gerade getauscht?
Bei den Gemüsesetzlingen gibt es richtig schöne Sorten: Zum Beispiel Wildtomaten, birnenförmige Cocktailtomaten, Auberginen… Bei den Samen werden Sonnenblumen und verschiedene Kichererbsen und Bohnen getauscht, u. a. Monstranzbohnen, die typisch sind für diese Region. Bei den Beerenablegern kamen japanische Weinbeeren und Himbeeren.
Kräuter gibt es ganz viele: Schöllkraut, Melisse, Frauenmantel und verschiedene Minzearten. Und bei den Zierpflanzen sind vor allem Stauden wie Dahlien und Sonnenhut sowie Stockrosen und Königskerzen angeliefert worden.
Sind bereits weitere Pflanzentauschtage geplant?
Nein noch nicht – wir wollten erst mal abwarten, wie das erste Mal läuft. Ich persönlich hätte große Lust, es nächstes Jahr wieder anzubieten. Es herrscht hier eine tolle Atmosphäre und das Tauschen macht richtig Sinn.