Der in China geborene und aufgewachsene, seit 30 Jahren in Deutschland schaffende Künstler Ren Rong versammelt in der Galerie Arthus seine von Farbe und Lebendigkeit sprühenden »Scherenschnitte«. Der Kunsthistoriker Dr. Friedhelm Häring würdigte die eigenständige Verbindung chinesischer Naturverbundenheit und europäischer Fokussierung auf den Menschen.
Wer beim Gang durch die Galerie die groß- und kleinformatigen Arbeiten von Rong Ren betrachtet, wird unwillkürlich an eine chinesische Theater-Tradition denken, die mit Scherenschnitt-Figuren ein Drama inszenieren. Thema ist das Leben selbst, seine Entstehung, das Wachstum von Pflanzen, Tieren und uns Menschen. Der Mensch als Mann und Frau beherrscht nicht die Schöpfung, sondern ist in sie verwoben. Er tanzt mit der Natur und die Natur mit ihm, ohne sich in einander zu verlieren und die eigene Bestimmung aufzugeben.
Ren Rong wurde 1960 in Nanjing (früher Nanking) geboren. Die Stadt sei durch die Verarbeitung der Baumwolle mit ihrer braunen Färbung durch das Kunsthandwerk geprägt. Dies mag auf den jungen Rong abgefärbt haben, mutmaßte der Interpret. Mit 27 Jahren kam Ren Ring nach Deutschland und lernte in Bonn seine deutsche Frau kennen.
Während seines Studiums europäischer Kunst hielt Ren an seinen chinesischen Wurzeln fest, pflegte die Tuschezeichnung und die Kalligrafie, die in der chinesischen Tradition vorherrschen. Von dieser Verknüpfung hat sich Ren Rong in den jetzt gezeigten Werken zwar verabschiedet, geblieben sind jedoch die scharfen Konturen. An die Stelle der schwarzen Tusche treten nun leuchtende frohe Farben.
Dr. Häring rückte in seiner Betrachtung die Arbeiten in die Nähe der Dekoration, ohne sie damit abwerten zu wollen. Ren Rong bekenne sich zu Schönheit und das sei gut so. Es sei ein Glück, dass der bildende Künstler seine chinesische Herkunft nicht vergessen habe. Gleichzeitig habe er sich mit der europäischen Tradition angefreundet und sie adaptiert. Wenn er in Peking ausstelle, bringe er Chinesen die europäische Tradition nahe. Umgekehrt vermittle er in seinen Ausstellungen hierzulande den Deutschen das chinesische Erbe.
Bei der Ausstellung »Lasst hunderte Blumen blühen« sind vor allem Arbeiten in ausgeschnittenem farbigem Papier zu sehen. Im Kontrast dazu steht ein großformatiges »Triptichon«, bei dem die Motive reliefartig in das helle Papier geprägt sind. Auf eine Farbgebung wurde verzichtet. Dadurch strahlt das Werk eine große Ruhe aus, wenngleich auch hier die Menschen mit dem Leben tanzen. Hinzu kommen Arbeiten auf Holzplatten, die mit Blumen bemalt sind. Die Menschen sind aus der farbigen Umgebung herausgeschnitten und erscheinen kontrastreich in der schlichten Farbe des Holzes. Schließlich begleitet den Betrachter, wenn er die Stufen zur zweiten Etage hinaufgeht, eine lange Reihe tanzender Miniaturen in Draht.
Bei den Zeller Kunstwegen zeigt Ren Rong seine Motive unter dem Titel »Genesis« auf einer großflächigen Stahltafel. Sie steht am Anfang der Kirchstraße, in der neuen Fußgängerzone. In der Galerie ARTHUS von Bertin Gentges sind die Werke des Künstlers noch bis zum 22. Juli 2017 zu sehen. Öffnungszeiten: Mi. bis Fr. 13 bis 17 Uhr, Sa. 12 bis 15 Uhr und nach Vereinbarung. www.arthus–kunstgalerie.de.





