Am Wochenende rückten 29 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer des Technischen Hilfswerks aus. Ihre Aufgabe: 60 Tonnen Einzelteile zur Straßenbrücke montieren. Sie arbeiteten von Freitag früh bis Sonntagnachmittag gemeinsam an die 600 Stunden ehrenamtlich. Am Sonntag gegen 13.30 Uhr konnten sie sich stolz zum Gruppenbild auf dem Bauwerk niederlassen. Der zweite Bauabschnitt in Sachen »Behelfsbrücke« ist geschafft. Der dritte soll am Samstag erreicht werden – davor wird es spannend.
Die Behelfsbrücke wird zur Entlastung der Lindenbrücke eingerichtet. Sie ist ihr Backup, eine Versicherung, dass die Umfahrung »Wiesenfeldstraße« zwei Jahre lang funktioniert. Das Brücken-Duo bildet gemeinsam im Westen Ein- und Ausfahrt in die Umfahrungsstrecke »Wiesenfeldstraße«.
»Ursprünglich war vorgesehen, den Verkehr komplett über die Lindenbrücke abzuwickeln«, erklärt Bürgermeister Günter Pfundstein noch einmal im Gespräch mit den Pressevertretern. Doch die statische Überprüfung der Lindenbrücke hatte das Ergebnis: Die zu erwartende Belastung wird an die Obergrenze dessen gehen, was die Tragfähigkeit leistet. Dass die Lindenbrücke unter voller Belastung zwei Jahre durchhalten würde, sehen die Statiker kritisch. Ein Risiko, das das Land Baden-Württemberg, die Stadt Zell a. H. und die Planer ungern eingehen wollen. Doch wie lösen?
Bei der Lösungsfindung fällt Walter Nock, Landessprecher des THW, eine wichtige Schlüsselrolle zu. Er stellte den Kontakt zur Spezialeinheit des THWs her. Dafür bedankte sich Bürgermeister Günter Pfundstein noch einmal vor Ort.
Die Planungen für die Behelfsbrücke beginnen. Geleitet werden sie von Patrick Winterhalter. Er ist Ortsbeauftragter des THW Müllheim und Einsatzleiter beim Brückenbau. In seinem Hauptberuf ist er Architekt.
»Die Brücke ist bewusst etwas überdimensioniert«, erklärt der Brückenbauleiter. Die Entscheidung für die größere Variante begründen sich in Sicherheit und langer Standzeit. Schwere LKW-Fahrzeuge werden die Brücke zwei Jahre lang nutzen. Die Behelfsbrücke ist für eine Tragkraft von 45 Tonnen konzipiert.
Bürgermeister Pfundstein erklärt: »Sollte die Lindenbrücke tatsächlich den Geist während der zwei Jahre aufgeben – sollte sich Rissbildung zeigen – haben wir damit noch Plan B. Wir können reagieren und notfalls mit einer Ampelanlage den gesamten Verkehr über die Behelfsbrücke abwickeln.«
Brückbau verbindet
In der Kapellenstraße errichteten am Wochenende drei Orstverbände des THWs gemeinsam die Straßenbrücke. Vom THW Biberach waren zwölf Kräfte, vom THW Müllheim 15 Kräfte und vom THW Breisach zwei Kräfte im Einsatz. Mit ihnen rückten 14 Fahrzeuge aus.
Am Freitagvormittag begannen die ehrenamtlichen Helfer mit ihrer Arbeit. Das Unternehmen Grafmüller hatte das ankommende Brückenmaterial bereits abgeladen, bedankte sich Patrick Winterhalter. Er leitet den Brückenaufbau vor Ort gemeinsam mit Marc Zapf, Zugführer des THW Müllheim und Benjamin Walter, Zugführer des THW Biberach.
Zunächst wurde die Baustelle eingerichtet: Stromkabel mussten gezogen werden. Die Brückenbauspezialisten maßen das Baufeld aus und bereiteten es vor. Am Freitagnachmittag hatte der Vorbereitungstrupp das erste von neun Teilstücken exakt ins Wasser gesetzt. Am Samstag ab acht Uhr war die Mannschaft dann in voller Stärke vor Ort. 17 Stunden Brückenbau später stand die Behelfsbrücke fertig montiert in der Kapellenstraße.
Die Koordination des Brückenbaus oblag der Fachgruppe aus Müllheim. Die Helfer des Ortsverband Biberach wurden in die Bauarbeiten mit einbezogen und erhielten eine Ausbildung für den Einsatzfall. Die Kollegen aus Breisach unterstützten die Arbeiten zugelich mit einem zweiten Kran.
Montiert wurde die Brücke aus einzelnen Stahlteilen. Die schwersten Teile, die Fahrbahnplatten, bringen jede ein Gewicht von 2,6 Tonnen auf die Waage. Alle Teile wurden am Kran hängend an die jeweilige Stelle geführt. Dort von den Helfern gesteckt und verschraubt. 5.000 Schrauverbindungen zogen die Helfer an.
Die Behelfsbrücke ist eine vierwandige Brücke des Typs »Trogbrücke«. Die Fahrbahn liegt zwischen den Hauptträgern unterhalb der oberen Kante der Hauptträger. Die Hauptträger sind als Fachwerk ausgebildet. Die Fahrbahnplatten steifen die Brücke aus. Die Platten haben eine Oberfläche ähnlich rauem Asphalt. Der Fahrbahnbelag ist damit auch wintertauglich.
Der spannende Moment des Einhubs erfolgt am Samstag, 20. Mai. Mittels zwei Kränen wird die Brücke über den Harmersbach gelegt.