Großes närrisches Kino boten die Zeller Städtlehomberle ihrem rund 400-köpfigen Publikum, das sich am vergangenen Samstag im Kultur- und Vereinszentrum eingefunden hatte.
»Grusig« begann der Städtle-Abend im bis auf den letzten Platz besetzten Saal. Denn »grusig« freute sich Rolf Herr als Oberhomberle »Bobesch«, das bunte Treiben mit dem Verleih von – natürlich hochkarätig-hölzernen – Homberle-Orden zu beginnen.
Einen der solchen erhielt Säckelmeister Ulrich Weißer für 40 Jahre »aktive Städtlefasend«. Zudem geehrt wurden Vincenzo Dolce, Bernd Goltz, Tamara Goltz, Andrea Jäkle und Claudia Klammer für 25 Jahre zuverlässig närrisches Tun, sowie Michelle Körnle für diesbezügliche fünf Jahre.
Weiter ging´s mit tiefen Einblicken. Und zwar in das Seelen- und Eheleben eines Urlauberpaares (Britta und Bernd Kornmayer) auf Kreuzfahrt. Aber: Nein, sie streitet nicht mit ihm. Sie erklärt ihm nur, warum sie Recht hat – und dass es, beispielsweise, auf dem Schiff einen Wasser-Sommelier gibt. Letzteres beeindruckt den holden Gatten allerdings so gar nicht: »Das kenn ich, das gibt’s in Zell auch, das ist der Wassermeister Pfaff.«
Nicht auf hoher See, sondern vor Ort dagegen wirkten die anarchisch-eigenwilligen »Pfundi-Pioniere« unter ihrer gestrengen »Befehlshaberin« (Katrin Selinger). Getreu ihrem ersten PP-Gebot »Du sollst keinen anderen Bürgermeister neben Günter haben« ist die Truppe Tag und Nacht bereit, wenn ihr »Pfundi« Günter Pfundstein sie braucht. Und sei es um darüber zu wachen, dass künftig geöffnete Feuergassen nicht als Urinale missbraucht werden: »Zell soll nicht berühmt werden als die längste Pissrinne Deutschlands.« Zwar wurde das Stadtmarketing genüsslich durch den Kakao gezogen, doch die Ansiedlung eines Drogeriemarktes fand Zustimmung: »Endlich gibt´s Drogen im Städtle.«
Gewitzt und musikalisch ging´s auf dem Homberle-Bänkle weiter, auf dem Florian Lehmann und Martin Pils über Kommunal- und Lokalpolitik sinnierten. Wobei nicht nur das Städtle, sondern gerecht verteilt auch jeder Ortsteil sein Fett weg bekam. »Was macht eigentlich der, dessen Name an der Fasent nicht genannt werden darf«, fragte einer der beiden Bänkle-Hocker zudem scheinheilig in die Richtung einer großen Fabrik in Nordrach schielend. Zum hellen Vergnügen des Publikums widmeten die beiden Homberle dem sorgsamst Nicht-Genannten ein Bänkle-Lied der besonderen Art.
Schrill wurde die Nacht dann mit Maria und Josef (Michelle Körnle und Viktor Lehmann) als Insassen einer Ausstellungs-Krippe im Fürstenberger Hof. Als eigentlich israelische Jüdin besteht Maria darauf, eine voll integrierte zellerische Hombacherin zu sein. »Du willst ja nur deinen Aufstieg schön schwätze: Von ´ner ledigen schwangeren Christbaumkugel zur Saisonfachkraft zu Weihnachten«, lästerte Josef als einerseits hingebungsvoller (Puppen-)Vater, dessen andererseits urkomische Streitsucht auch vor Unterharmersbachs Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner nicht Halt macht. Zu einer Lachsalve nach der anderen sah sich das Publikum hingerissen.
In einem ausgiebigen, gesanglich fulminanten Schlussakkord trafen zwei rabiate Bauarbeiter (Rolf Herr, Viktor Lehmann) auf zwei Gärtnerinnen (Antje Schwarzkopf, Jeanette Dolce Lo Voi), die beispielsweise um die just gemordeten Kastanien an der Hauptstraße bei der Wallfahrtskirche trauerten. Das dann immerhin gemeinsame Resümee zum baulichen Umgestaltungsgeschehen in Zell: Damit die Bevölkerung nicht nur das Negative sähe, brauche man jemanden, der die Maßnahmen gut verkaufe – denn »Der Pfundi isch e lieber Doodel, aber dem fehlt die Trump’sche Dreistigkeit.«
Mit ebenfalls viel Applaus und überdies Zugaberufen wurde das tänzerische »Kleinholz« der Jugend bedacht. Und für nahezu frenetische Begeisterung sorgten die traumtänzerischen Darbietungen des von Tamara Goltz choreographierten Balletts – mal mit dem faszinierend dargestellten Albtraum eines kleinen Mädchens, mal mit traumhaften Paradiesvögeln. Für ihre aufopferungsvolle Kostümarbeit wurde Elvira Dreher auf der Bühne gedankt.
Mit einem das Podium füllenden Schlussbild verabschiedeten die Homberle ihr Publikum schließlich in eine glückselige Fasend, für welche die Ein-Mann-Homberlekapelle »Robert« zum Tanz aufspielte.










Die Akteure auf dem Städtleabend
AIDA Re(e)derei: Britta und Bernd Kornmayer, Timo und Maik Kornmayer, Katrin Selinger, Fabian Faißt
Kleinholz: Alicia Körnle, Svenja Welle, Sophie Schwarz, Daria Andreev, Tom Selinger, Justin Ringwald, Milla Sattler, Lea Selinger, Michelle Parisi, Pia Lehmann, Pia Sapparth, Marie Klammer; Choreographie: Anne Selinger
Pfundis Pioniere: Katrin Selinger, Monika Selinger, Jenny Wangler, Jana Eva, Fabian Faißt, Timo und Maik Kornmayer, Max Breig, Philipp Heizmann
Homberlebonk: Martin Pils, Florian Lehmann
Schrille Nacht: Viktor Lehmann, Michelle Körnle
Ich glaub ich träume: Tamara und Nadine Goltz, Stephanie Herr, Anne Selinger, Vera Dreher, Philipp Heizmann; Choreographie: Tamara Goltz
Bagger mer’s on: Antje Schwarzkopf, Jeanette Dolce Lo Voi, Viktor Lehmann, Rolf Herr
Kulisse: Markus Selinger
Technik: Thomas Brucker, Oliver Damm