Trotz des Regens bekannte sich eine stattliche Zahl von Wallfahrern, die bei der Prozession durch Hauptstraße vom Kreisverkehr bis zur Wallfahrtskirche »Maria zu den Ketten«, wenn auch als verkürzte Version einer Wallfahrt, ihr Bekenntnis zum Versprechen der Vorfahren vor über 300 Jahre hoch hielten.
Zu Beginn des Gottesdienstes begrüßten Erika Rieger und Martina Ringwald als Vertreterinnen der ausrichtenden Biberacher Pfarrgemeinde St. Blasius die Gläubigen aus nah und fern und vor allem aus der Seelsorgeeinheit Zell a. H. mit den politischen Vertretern.
Die beiden Biberacherinnen überreichten dem »Hausherrn« Bruder Markus die traditionell zu stiftende Kerze. Die Biberacher Konradskapelle, die Sigrid Armbruster als Motiv für die Kerze nachgebildet hatte, ist dem Mann geweiht, dessen Lebensweg Erika Rieger nachzeichnete.
Bruder Konrad, der für seinen vorbildlichen Lebenswandel weithin bekannt war, lebte im 19. Jahrhundert über 40 Jahre im Kapuzinerkloster Altötting. »Das freut sicher Bruder Konrad und natürlich auch die Kapuziner« bedankte sich Bruder Markus für die Wahl des Motivs und entzündete die Kerze. Sie ist jetzt für die künftigen Tage und Wochen sichtbares Zeichen der Einlösung des Versprechens der Talgemeinden.
Den Gottesdienst konzelebrierte Pfarrer Bonaventura Gerner mit Bruder Markus Thüer und Pfarrer Peter Seibt, ferner Bruder Adrian, Bruder Berthold und Bruder Burkhard sowie Markus Kaupp-Herdick. Der Biberacher Kirchenchor unter der Leitung von Sonja Große und Organist Dieter Benson übernahmen den musikalischen Part der Messe. Die Lesung trugen Peter Bauer vor, die Fürbitten Maria Schöner und Monika Jörger.
Pfarrer Gerner griff in seiner Ansprache die Retusche an einer orthodoxen Kirche aus dem griechischen Santorin auf. Ein Reiseveranstalter hatte in seinem Katalog aus »religiöser Neutralität« und mit Verweis auf die Vielfalt die Kreuze der Kirche entfernen lassen.
Öffentlicher Druck habe das schnell rückgängig gemacht. »Wer sich heute an die Vergangenheit erinnert, heißt die Wirklichkeit wahrnehmen« mahnte Gerner. Trotz aller Gegensätze laute der Auftrag, ein gutes Miteinander zu leben. Dazu könnten die Seligpreisungen des Evangeliums dienen. »Sie sind das Profil Jesu, das auch Bruder Konrad gelebt hat« schlug er den Bogen zum Motiv der Kerze. Diese Ratschläge für die Gegenwart habe auch jüngst Papst Franziskus erneuert, »als Vorlage für unser Handeln«, wie der Prediger schloss.
Schon seit einigen Jahren ist es ein lieb gewordener Brauch, zum Abschluss der Wallfahrt die Einladung der politischen Gemeinden zu einem kleinen Imbiss und Umtrunk anzunehmen. Die Witterung erlaubt kein anregendes Gespräch im Freien, so dass die Teilnehmer der Gelöbniswallahrt heuer in der Klosterhalle den Gedankenaustausch mit anderen Gemeindemitgliedern der Seelsorgeeinheit suchten und dort die Stärkung für den Heimweg einnehmen durften.