Turbulenter verliefen die Bürgermeisterwahlen im 19. Jahrhundert. Raufhändel und Sachbeschädigungen waren an der Tagesordnung.
Turbulenter verliefen die Bürgermeisterwahlen im 19. Jahrhundert nach dem Ende der Reichstalzeit.
Nur wirtschaftlich selbständige Männer durften wählen, jeweils zwischen 350 und 480 Personen. Bei den Kandidaten waren die begüterten Bürger unter sich. Parteien spielten noch keine Rolle, aber der beginnende Kulturkampf – die Rivalität zwischen Staat und Kirche um die Vorherrschaft – bot auch in kleinen Gemeinden ausreichend Sprengkraft: die „Schwarzen“ (Anhänger der Kirche) gegen die „Roten“ (Vertreter des liberalen Gedankenguts und gegen die kirchliche Bevormundung).
Raufhändel und Sachbeschädigungen waren an der Tagesordnung. So ist es nur allzu verständlich, dass in knapp sieben Jahrzehnten (1838 bis 1914) in der Ratsstube im Gasthaus „Zur Stube“– das neu erbaute Rathaus wurde 1901 bezogen – neunmal das höchste Amt der Gemeinde neu besetzt wurde.
Erst Landolin Jilg bürgte für Kontinuität. 1894 mit klarer Mehrheit gewählt, setzte er sich 1903 und 1913 erneut durch, zuletzt gegen drei Gegenkandidaten. 26 lange Jahre regierte er in seiner Heimatgemeinde.
In den schweren Nachkriegsjahren bewies Fridolin Lehmann ab 1920 eine glückliche Hand, es kehrte trotz aller Krisen Ruhe ein während dessen Amtszeit als Bürgermeister. Als die Nationalsozialisten auch auf örtlicher Ebene ihre Macht nach und nach festigten, musste der demokratisch gewählte Bürgermeister weichen. Als Nachfolger wurde Josef Serrer eingesetzt. Er war ab 1938 auch der erste hauptamtliche Bürgermeister der Gemeinde. 1943 wurde er denunziert und kurz darauf eingezogen. Nachdem er wenige Monate später als vermisst gemeldet worden war, vertraten ihn Reinhard Müller und August Lehmann, bevor die Besatzungsmacht noch einmal auf Fridolin Lehmann zurückgriff und nach kurzer Interimszeit schließlich Ludwig Braun als Bürgermeister einsetzte.





