Neuer Rathausplatz, modernisierte Infrastruktur und gestärkte Lebensqualität: Nach 15 Jahren Ortskernsanierung zieht Oberharmersbach Bilanz.
Mit dem Abschlussbericht zur Sanierung der Ortsmitte endete auf der jüngsten Einwohnerversammlung ein 15-jähriges städtebauliches Großprojekt. Projektleiter Konstantin Schmidt von der STEG Stadtentwicklung GmbH präsentierte die Ergebnisse und zog eine positive Bilanz: „Ein sehr beachtlicher Sanierungserfolg.“
Bereits 2009 wurde die Gemeinde in das Landessanierungsprogramm (LSP) aufgenommen. Damals lag der Förderrahmen bei rund 833.000 Euro. Nach mehreren Aufstockungen belief sich die Gesamtsumme am Ende auf knapp vier Millionen Euro. Der Bewilligungszeitraum lief bis Juli 2024.
Von der Bestandsaufnahme zur neuen Ortsmitte
Den Auftakt bildeten vorbereitende Untersuchungen, die städtebauliche Mängel und Missstände offenlegten. Auf dieser Grundlage wurden Sanierungsziele und das Sanierungsgebiet definiert. Ein städtebaulicher Wettbewerb unter dem Titel „Neue Ortsmitte“ bildete die konzeptionelle Basis für die Umgestaltung. Der Abriss des ehemaligen Postgebäudes und des alten Feuerwehrhauses ermöglichte die Schaffung eines zentralen Platzes am Rathaus. Eine neue öffentliche WC-Anlage erhöht dessen Nutzbarkeit – auch für Veranstaltungen im Ortszentrum.
„Das Erreichen der Sanierungsziele wäre ohne eine konsequente und zielorientierte Planung durch die Gemeinde (Verwaltung, Gemeinderat und STEG), der Mittelbereitstellung im Zuge der Städtebauförderung durch das Land Baden-Württemberg als Zuschussgeber, sowie durch privates Engagement nicht möglich gewesen“, erläuterte Konstantin Schmidt und konstatierte einen „sehr beachtlichen Sanierungserfolg.
Sanierungsziele: Bewahren, erneuern, stärken
Alle Sanierungsmaßnahmen hatten zum Ziel, die bestehende Ortsstruktur zu bewahren, die Attraktivität als Wohnstandort zu erhöhen und den reizvollen Tourismusstandort zu sichern. Durch behutsame Ergänzungen und teilweise auch Erneuerungen im Ortsgrundriss (durch Abbruch und Neubau) sollten die vorhandenen Entwicklungsspielräume genutzt und umgesetzt werden, um die Standortqualität der Gemeinde, die innerörtliche Wohnqualität (insbesondere energetisch) sowie die Attraktivität Oberharmersbachs zu steigern.
Historische Bausubstanz modern erhalten
In Bezug auf die Ortsmitte war die Instandsetzung der ortsbildprägenden, historischen und meist von landwirtschaftlicher Nutzung geprägten Baustruktur geplant. Das gewachsene Ortsbild sollte gewahrt werden, mit einer Erneuerung und Modernisierung der erhaltenswerten Bausubstanz, insbesondere in energetischer Hinsicht. Es sollte geprüft werden, ob in rückwärtigen Grundstücksteilen ehemals landwirtschaftlich genutzte Nebengebäude zu erhalten, umzunutzen oder abzubrechen sind.
Öffentliche Gebäude und Plätze im Fokus
An öffentlichen Baumaßnahmen waren geplant: Sanierung des Rathauses sowie des Feuerwehrgebäudes nach Verlagerung der Feuerwehr. Abbruch des Postgebäudes, um eine umfassende Neugestaltung des Rathausplatzes zu ermöglichen. Sanierungsmaßnahmen an der Reichstalhalle und am Bauhofgebäude. Prüfung der bisherigen Nutzung des Bauhofgebäudes, eventuelle Verlagerung des Bauhofs sowie neue Nachnutzungsoptionen.
Mehr Raum für Verkehr und Besucher
In punkto Ortsdurchfahrt war die Herstellung eines breiteren Straßenquerschnitts im Bereich der Ortsmitte geplant, für öffentliche Stellplätze und Haltemöglichkeiten für Busse in Verbindung mit den vorhandenen Beherbergungsbetrieben.
Private Initiativen und neue Wege im Ortskern
Private Baumaßnahmen betrafen die Erneuerung des Bestands beziehungsweise Prüfung, ob Abbruch und Neubau baulich, gestalterisch und wirtschaftlich sinnvoller sind. Oder es stand die Entkernung der Bausubstanz durch den Abbruch von ehemals landwirtschaftlich genutzten Nebengebäuden im Raum, zwecks Verbesserung der Wohnverhältnisse und um die gestalterische Aufwertung der Ortsmitte zu schaffen.
Im Bereich des landwirtschaftlichen Betriebs Waldhäuser 2 sollte eine Nachverdichtung durch den Abbruch bisher landwirtschaftlich genutzter Nebengebäude erfolgen.
In Bezug auf innerörtliche Fußwegverbindungen waren Neugestaltung und kommunaler Grunderwerb des Wegs sowie des ihn begleitenden Bachlaufs hinter den Gebäuden Dorf 23 und 25 angedacht.
Zwischen Anspruch und Machbarem
„Es ist der Natur nach üblich, dass nicht alle Sanierungsziele vollständig umgesetzt werden können“, so Konstantin Schmidt, „man muss Abstriche machen.“ Der Grund liege in Faktoren wie der Entwicklung des kommunalen Finanzhaushalts, der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung der Baukosten und der Priorisierung von Maßnahmen inner- und außerhalb der Sanierung bei der Kommune.
Im Zusammenspiel zwischen öffentlichen und privaten Maßnahmen hätte als Ergebnis das tradierte Ortsbild Oberharmersbachs an wichtigen Stellen erhalten und neuen strukturellen Anforderungen angepasst werden können.
Anpassungen im Projektverlauf
Im Laufe der Zeit zeigte sich, dass die Sanierung des Rathauses aufwendiger wurde als zunächst gedacht – denn nur eine umfassende Erneuerung war förderfähig. Auch die Planung des Rathausplatzes musste überarbeitet werden, nachdem feststand, dass das alte Feuerwehrhaus nicht erhalten werden kann. Dadurch wurde der Platz größer als ursprünglich geplant. Die umfassende Sanierung der Reichstalhalle und die Neuausrichtung des Bauhofs mussten diesen Dringlichkeiten untergeordnet werden. Hier wurden die Ziele nicht erreicht.
Neue Aufenthaltsqualität
„Die Ergebnisse der Sanierung sind deutlich im Ortsbild sichtbar“, stellte der Projektleiter fest, „mit dem neuen zentralen Rathausplatz wird dem Ort ein neues Identitätsgefühl gegeben.“ Das Rathaus wurde optisch freigestellt. Ortsbildprägende Gebäude konnten vor Leerstand oder Unternutzung bewahrt werden und stärken heute wieder die Funktion Oberharmersbachs als Wohnstandort. Straßenbereiche wie Waldhäuser und Häldeleweg konnten neu gestaltet werden.
Durch die WC-Anlage auf dem Rathausplatz ist dieser als Veranstaltungsort nutzbar, „zugleich finden TouristInnen ein komfortables Umfeld bei einem Besuch der Gemeinde vor“, befand Konstantin Schmidt.
Fördermittel deutlichaufgestockt
Ursprünglich wurde für die Umsetzung aller Maßnahmen ein Förderbedarf von rund 1,975 Millionen Euro ermittelt. Bewilligt wurden zunächst etwa 833.000 Euro. Im Laufe der Jahre wurde der Förderrahmen mehrfach erhöht und lag am Ende bei rund 3,917 Millionen Euro – fast das Fünffache der Anfangssumme.
Impulse für Wohnen, Handwerk und Zusammenhalt
„Es wurde Wohnraum für künftige Generationen geschaffen, und das lokale Handwerk hat viele neue Aufträge in baukonjunkturell nicht immer einfachen Zeiten erhalten“, resümierte Konstantin Schmidt. Darüber hinaus hätten die Maßnahmen positive gesellschaftliche Wirkungen entfaltet: Die kommunale Daseinsvorsorge sei gestärkt worden, was Lebensqualität und Zufriedenheit in der Gemeinde erhöhe – und zugleich die Bereitschaft zur Mitwirkung und zum demokratischen Engagement fördere.