Viel Gebrummel, Geschrei und Geklimper, zehn Ehrungen und eine Vorstands-Verabschiedung.






Pünktlich um 20.11 Uhr schwang Zunftmeister Claus Franke am vergangenen Freitagabend die Glocke, und flugs wurden sie still, die rund 50 Anwesenden im Gasthaus Posthörnle – damit es gleich darauf wieder so richtig laut werden konnte, wenngleich wohlgeordnet diesmal. „Narri!“ gibt Claus Franke mit gestähltem Zwerchfell vor. Und dann „Bäre!“. „Gsähne!“ skandieren daraufhin alle anderen Kehlen lauthals. Weiter geht es mit „Schindel…!“ – „…mocher!“ Und mit „Stein…!“ – „…teufel!“.
Alle drei Häsgruppen der Oberharmersbacher Bärenzunft sind nun ordnungsgemäß beschrien. Es kann also losgehen mit der jährlichen Mitgliederversammlung. Claus Franke verkündet, dass die Mitgliederzahl des Vereins inzwischen auf nie dagewesene 404 geklettert ist, mit 236 Aktiven, 69 Kindern und 169 Passiven. Und dann blickt er im Namen seiner beiden Zunftmeisterkollegen Frank Burger und Timo Golla „auf unser zweites Jahr als gemeinsames Team zurück“.
Mit viel Freude, Herzblut und einer ordentlichen Portion Humor haben sie die vergangene Fasend „gemeinsam mit Euch gestaltet – und wir sind überzeugt: Mit eurer Unterstützung gelingt uns das närrische Miteinander Jahr für Jahr aufs Neue“, wendet er sich an die Versammlung. Doch so schön und bunt die Fasend auch sei – für viele Narren bedeute sie auch jede Menge ehrenamtliche Arbeit.
Denn: Bis ein Programm für eine Hallenveranstaltung steht oder ein Fasendwagen durch die Straßen rollt, vergehen unzählige Stunden, „die man auch anders verbringen könnte“. Ein entsprechend riesiges Dankeschön richtet Claus Franke an die Narren der Harmersbacher Fasendgruppen und an die Hästräger der Zunft: „Euer Einsatz, Eure Kreativität und Euer Engagement sind das Herzstück unserer Fasend.“
Ob Unterdorferabend, Dörfleabend, Kinderfasend, Bärendisco mit Bewirtung oder der Schmutzige Donnerstag – die Vielfalt und Qualität der Harmersbacher Fasend „zeigt sich nicht nur in der Stimmung, sondern auch in den starken Besucherzahlen bei all unseren Veranstaltungen.“
Besonderer Dank an Leni Kuber
Auch der Fasendmändig sei ein echtes Highlight mit friedlicher Stimmung bis in die Abendstunden gewesen, mit einer großen Zahl auswärtiger Narrenzünfte, so Claus Franke. Von Herzen bedankt er sich im Namen des Zunftrats bei Bärenwirtin Leni Kuber. Kostenlos hatte sie die Küche der Stube sowie die Bärendisco für die Fasend zur Verfügung gestellt, desgleichen den Stubensaal für das Rote Kreuz.
Die Narro-Beerdigung am Fasenddienstag bezeichnet der Zunftmeister jedoch als kleinen Wermutstropfen – angesichts einer „leider sehr überschaubaren Zahl anwesender Hästräger.“ Die Fasend fordere viel Kraft, und der Dienstagabend sei für viele der letzte Akt eines intensiven Wochenendes. „Dennoch möchten wir gemeinsam daran arbeiten, auch diesen traditionellen Abschluss wieder stärker zu beleben, damit wir als Zunft auch hier ein würdiges und geschlossenes Bild abgeben“, betont Claus Franke und resümiert: „Wir sind stolz auf das, was wir gemeinsam auf die Beine gestellt haben – und freuen uns schon jetzt auf die Fasend 2026.
Gebrummel der Häsvögte
Häsvogt Lars Boschert erläutert im Namen seiner Kollegen Joachim Albrecht und Lukas Spitzmüller, dass es für Hästräger wieder vermehrt Aktivitäten außerhalb der Fasendkampagne geben soll. Zu deren Beginn wurden im letzten Jahr 14 Hästräger am Narrenbrunnen getauft, und für die Kampagne 25/ 26 „haben wir bereits jetzt über zehn Neuanmeldungen.“
Mit über 60 waren wieder sämtliche Leihhäs ausgegeben worden. Insgesamt nahm die Zunft an acht offiziellen Auswärtsterminen teil. In Bezug auf den heimischen Umzug, mit einem „Riesenansturm“ sowie positiven Rückmeldungen von allen Seiten, dankt der Häsvogt allen Beteiligten, auch für die übers Jahr hinweg acht absolvierten Arbeitseinsätze.
Geschrei der Jugend und Senioren
Viele Aktivitäten sind auch dem Geschrei der Jugend zu entnehmen, das „Männi“ Joachim Albrecht von sich gibt. Im Dezember bereits hatten die Proben für den Kinderhästanz begonnen, im Januar jene für den Narrengottesdienst, mit einem großen Dank an Narresume, Eltern, alle helfenden Hände, Ehrenzunfträtin Martina Nessler und Kathrin Lehmann.
Zudem gab es Freizeitaktivitäten, und im Rahmen der Jugendarbeit erfolgte wie jedes Jahr die Vorstellung aller drei Häs in allen Gruppen des Kindergartens. „Uns ist wichtig, Kinder zu inspirieren zu uns zu kommen“, unterstreicht Zunftmeister Franke, „und wir tun viel dafür, dass sie bei uns bleiben, wenn sie älter werden.“
Ebenso wichtig sind dem Verein die Älteren. Martina Nessler legt die Aktivitäten der geselligen Senioren dar, die sich im vergangenen Jahr viermal auch außerhalb der Fasend trafen. „Wer ab 60 Jahre alt ist braucht sich nicht zu schämen, er ist bei uns herzlich willkommen“, feixt die Ehrenzunfträtin.
Viel Geklimper im Säckle
Säcklemeisterin Linda Huber stellt fest: „Boah, ich hab´ ganz schön viel zu reden.“ Kein Wunder, denn Kassenprüferin Petra Benz weiß: „Das ist echt viel Arbeit, was das Säcklemeisterteam zu tun hat.“ Und das beanstandungsfrei, so dass „Klimperer“ und Gesamtvorstand einstimmig entlastet werden.
Verabschiedung, Teilneuwahlen
Auf eigenen Wunsch scheidet Marlen Engelman aus dem Vorstand aus. Seit 2011 in der Zunft und seit 2012 erste Schriftführerin, hat sie sich überdies um die Häskinder gekümmert, mit großem Engagement beim Narrengottesdienst und bei der Kinderhästanzgruppe. Die Zunft dankt ihr mit einer handbemalten Keramikschindel. „Wir werden sie vermissen“, bedauert Claus Franke, „aber als Hästrägerin wird sie uns erhalten bleiben.“
Im Zuge von Teilneuwahlen werden in der Regel alle zwei Jahre jeweils im Wechsel mal die Erst- und mal die Zweitbesetzungen für vier Jahre gewählt – „damit der Vorstand nie geschlossen zurücktreten kann“, erläutert der Zunftmeister. Aufgrund von Personaländerungen im Vorstand werden heuer teils jedoch auch Erstbesetzungen gewählt. Als neuer erster Schriftführer fungiert nun Robert Franke, als neue Beisitzerin Lea Schmieder. Über ihre Wiederwahl freuen sich Zunftmeister Claus Franke, der zweite Kassierer Felix Golla, die zweite Schriftführerin Selina Schmieder, sowie Lukas Spitzmüller vom Häsvogt-Trio.
Ehrungen
„Ihr seid das Rückgrat unserer Gemeinschaft“, dankt der Zunftmeister verdienten Hästrägern. Seit elf Jahren dabei sind Jan Beiner, Niklas Ernst, Evelyn Huber, Anja Hug, Katja Rombach, Larissa Schmieder. 22 Jahre sind es bei Gerlinde Luchner und Viktor Ludwig, stolze 33 Jahre bei Bertold Müller und Bernhard Schmieder.
Jeweils so lange dabei zu sein sei weit mehr als eine Zahl, sei vielmehr „Ausdruck von Verlässlichkeit, Zusammenhalt und echter Leidenschaft für unsere Fasend“, würdigt Claus Franke, „Ihr seid Vorbilder!“ Ein Häs überstreifen und mitfeiern – das sei nur der sichtbare Teil, dahinter stecke viel mehr. Denn ob beim Aufbau von Veranstaltungen, beim Dienst hinter der Theke, beim Mitgestalten von Programmpunkten: „Ihr alle habt mit Eurem Engagement dazu beigetragen, dass unsere Zunft lebt, wächst und sich weiterentwickelt.
Vorschau
In Ihrer Vorschau berichtet Selina Schmieder unter anderem von einer Familienwanderung: „Die Zunft zahlt alles! Wir hoffen, dass viele kommen!“ Und die Versammlung beschließt, im Januar 2028 ein Narrentreffen zum 55-jährigen Zunftjubiläum zu veranstalten.