Auf eine möglichst große Beteiligung der Gemeinde setzt die Seelsorgeeinheit Zell a. H., um eine Meinungsbildung über die Zukunft des Oberharmersbacher Pfarrhauses zu erhalten. Wegen der Neuorganisation der Pfarreien in der Erzdiözese Freiburg wird das Gebäude nicht mehr benötigt.
Seit 1922 gehört das Pfarrhaus neben der Pfarrkirche St. Gallus zum Oberharmersbacher Ortsbild. Damals ließ die politische Gemeinde das Pfarrhaus neu errichten. Im Gegenzug hatte sie das bisherige aus dem 16. Jahrhundert stammende alte Pfarrhaus (das spätere Schwesternhaus) und die Pfarrscheuer in der Ortsmitte erhalten, um auf diesem Areal Wohnungen zu errichten.
Doch für nicht wenige ist der Anblick des Pfarrhauses schon länger eine massive Belastung. Dieses Gebäude war von 1967 bis 1991 ein Ort schlimmer Verbrechen. Dutzende von jungen Menschen wurden hier vom damaligen Pfarrer missbraucht. Durch Wegschauen, Schweigen und Vertuschen, auch von höchs ter Stelle der Erzdiözese Freiburg, belasten diese Jahre des Missbrauchs die Gemeinde bis heute. »Kristallisationspunkt« dieser Vergehen ist und bleibt das Pfarrhaus.
Nicht zuletzt bedingt durch Corona, hat sich eine mögliche Lösung bisher verzögert. Im vergangenen Jahr sind bei einer Zusammenkunft die unterschiedlichen Meinungen schier unversöhnlich aufeinandergeprallt. Hilfe zur Lösung dieses Problems bot die Erzdiözese Freiburg an. »Was für Oberharmersbach gut ist, wird mitgetragen«, signalisierte Erzbischof Stephan Burger. Mit Unterstützung zweier Mediatoren wurde bei einem ersten Treffen im vergangenen September die Diskussion versachlicht und das Projekt »Zukunft Pfarrhaus« in ruhigeres Fahrwasser verlagert.
»Die Verschiebung der Veröffentlichung des Missbrauchs-Gutachten und die Stellungnahme des früheren Erzbischofs Robert Zollitsch hat uns veranlasst, besonnen mit einer größtmöglichen Beteiligung zielstrebig weiter zu arbeiten«, berichtet Pfarrge meinderatsvorsitzender Ansgar Horsthemke aus der Steuerungsgruppe, die das weitere Vorgehen vorbereitet. Man wolle eine gute Lösung für das Pfarrhaus. »Wir respektieren alle Einstellungen zu diesem Thema«, verweist Horsthemke auf die ergebnis offene Diskussion. Vorschläge für das Pfarrhaus sollen in einer Bürgerversammlung vorgestellt werden, mit denen ein kleineres Gremium, ein »Runder Tisch«, weiterarbeiten wird.
»Nur wenn die Perspektive der Betroffenen und deren Familien in einen Lösungsvorschlag gut einfließen kann, werden wir auch eine gute Lösung für die Gemeinde finden«, betont der Pfarrgemeinderatsvorsitzende die zentrale Rolle der Betroffenen in diesem Meinungsbildungsprozess. »Und allen, die einen vertraulichen Rahmen zur Beteiligung brauchen, bieten wir absolute Vertraulichkeit«, will Horsthemke möglichst viele gerade auch der Betroffenen jetzt zur Mitarbeit motivieren.
»Wir freuen uns über jeden Kontakt und Anregung und auch über Vorschläge zur Teilnahme am »Runden Tisch«, hofft Horsthemke auf rege Beteiligung der Gemeinde. Über die weiteren Schritte werde man rechtzeitig informieren.





