Einmal im Jahr erhalten die Gemeinderäte einen praxisbezogenen Einblick in ihren rund 1.000 Hektar großen Gemeindewald. Sowohl der aktuelle Zustand wie auch Erlössituation und geplante Projekte füllten die rund vier Stunden dauernde Exkursion in verschiedenen Abteilungen des Distrikts 2 (Regeleskopf) und Distrikts 3 (Brandenkopf) aus.
Mehrere Haltepunkte und kurze Begehungen hatte Revierförster Hans Lehmann für Bürgermeister Richard Weith und die Ratsmitglieder sowie Vertreter der Jägerschaft ausgewählt, um die anvisierten Projekte vor Ort zu diskutieren. Standorte für zwei von der Gemeinde angestrebten Projekte – ein Areal für einen Ruhewald und ein Standort für ein Windrad – werden momentan diskutiert.
Zwei mögliche Standorte
Ansprüche an einen Ruhewald sind die Begehbarkeit auch für ältere Menschen, der Anschluss an eine öffentliche Straße und eventuell ein Ort der Andacht. Zu große Eingriffe in die Natur sollten vermieden werden. Die Situation im Winter wird zeitweise Bestattungen nicht zulassen. Zwei mögliche Standorte wurden vorgestellt: zunächst ein Areal an der Brandenkopfstraße in Abteilung 42 (Lehengrund) und danach der bisher favorisierte Standort oberhalb der Steiglehütte nahe der Bettelfrau. Letzterer liegt allerdings in einem sogenannten Korridor, der in dem neu vom Land veröffentlichten Auerwildkonzept als Verbindung der Auerwildpopulationen von Nord- und Südschwarzwald offen gehalten werden soll. »Außerdem ist die Gefahr von Sturmwurf in dieser oberen Lage deutlich höher«, gab der Revierleiter zu Bedenken.
Windrad im Bereich Steiglekopf
Wohl nicht minder problematisch ist der geplante Standort eines Windrades im Bereich Steiglekopf. »Hier stellt sich ebenfalls die Frage der Genehmigungsfähigkeit« gab Therese Palm, neue Leiterin des Forstbezirks Offenburg am Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises, zu bedenken. Schließlich sei die Vernetzung der Auerwild-Biotope gefährdet.
Auf der Suche nach einem möglichen Standort für ein Windrad im Gemeindewald ermöglicht dieses Areal mit der hier bereits vorhandenen Straße und der für die Anlagen am Hohenlohen schon benutzten Zuwegung eine Realisierung mit dem geringsten Eingriff in den Wald. Gleichzeitig ist mit den vorausgesagten Windgeschwindigkeiten, der sogenannten »Windhöfigkeit«, eine hohe Wirtschaftlichkeit zu erwarten.
Bürgermeister Richard Weith ergänzte, dass man von ministerieller Seite eine klare Ansage bräuchte. »Der Standort wird geprüft«, erinnerte er an seine Gespräche in Stuttgart. Klarheit könne eine Ausschlusserklärung bringen. Für den klammen Gemeindehaushalt wären die Pachteinnahmen aus dem Betrieb eines Windrades durchaus von Vorteil.
»Für den Bereich Brandenkopf braucht es eine Gesamtkonzeption, um die verschiedenen Anforderungen auch in Sachen Tourismus abzuwägen«, forderte Hans Lehmann. Erst dann seien die endgültigen Standorte festzulegen.
Holz zur Energieerzeugung
»Wiederum sind wir im aktuellen Jahr zu lange mit der Suche nach Käferholz beschäftigt gewesen«, bilanzierte Lehmann. Der bisherige Holzeinschlag liege bei rund 6000 Festmeter. Das Ergebnis für 2022 hänge im Wesentlichen davon ab, wieviel Holz der Markt noch aufnehmen könne.
Der Hunger nach Holz zur Energieerzeugung stütze aktuell die Preise bei den minderwertigen Sortimenten. Brennholz verzeichne eine große Nachfrage, ferner sei Holz für Pellets und Hackmaterial gesucht. Die Unsicherheit auf dem Holzmarkt und bei der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung lasse allerdings keine verlässliche Prognose zu.
»Das wirtschaftliche Ergebnis für das Rechnungsjahr 2021 wird somit deutlich über dem Planansatz liegen«, rechnete der Revierförster vor.
Therese Palm erläuterte der Exkursionsrunde den Vergleich, wie man beispielsweise mit einer Ausweisung von Ausgleichsflächen zur Förderung des Auerwildes über eine vertragliche Vereinbarung oder über das Generieren von Ökopunkten Einnahmen für die Gemeinde zu erzielen seien.
Bei der abschließenden Besprechung auf dem Harkhof stellte Frau Therese Palm außerdem die Ergebnisse der sogenannten Zwischenrevision (»Halbzeit« im zehnjährigen Forsteinrichtungszeit raum von 10 Jahren) vor. Nahezu 40 Prozent des eingeschlagenen Holzes entfielen bisher auf ungeplante Nutzungen (Schneebruch, Sturmholz, Käferholz). Um die daher nicht gepflegten Flächen durcharbeiten zu können, wurde eine leichte Erhöhung des jährlichen Holzeinschlages abgesprochen.





