»Ich sag’ Ihnen, dieses Musical war das Highlight unseres Urlaubs« – noch immer strahlt Sonja Rombach in Erinnerung daran, wie sie beim Aufräumen am Tag nach einer der jährlichen Adonia-Musical-Aufführungen von Kurgästen angesprochen worden war.
In diesem Jahr steht das Musical unter dem Motto »Wie Gott mir, so ich dir«, dabei geht es um Geld, viel Geld. Adonia, das ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Karlsruhe. Gegründet wurde er 1979 von einem Grundschullehrer in der Schweiz. Die unabhängige christliche Jugendorganisation, die eng mit Landes- und Freikirchen zusammenarbeitet, koordiniert Musicalfreizeiten für Kinder und Jugendliche und schult die hierbei involvierten rund 1.000 Ehrenamtlichen.
Heuer 38 Projektchöre führen das aktuelle Musical deutschlandweit auf 148 Bühnen auf. Sonja Rombach ist es, die die Aufführung in Oberharmersbach alljährlich organisiert. Und das seit dem Jahr 2003. Im Jahr zuvor hatte die heute 67-Jährige, die damals in der Kommunionbetreuung und Firmvorbereitung aktiv war, in einem christlichen Heft gelesen, dass ein Aufführungsort gesucht werde.
Sie schaute sich die damals erste deutsche Aufführung in Schiltach an und war stante pede begeistert. »Die Musicals versuchen, biblische Texte in die Gegenwart zu übersetzen, und das ist ihnen für meinen Begriff bis jetzt jedes Mal gelungen«, ist die gebürtige Oberharmersbacherin noch immer Feuer und Flamme für das Konzept.
»Jeder darf kommen und jeder darf mitmachen, egal welcher Konfession er angehört. Man muss noch nicht einmal singen können, man muss nur begeistert sein«, freut sich Sonja Rombach, »das hat mir vom Grundgedanken her sehr gut gefallen.«
Dafür begibt sie sich stets ab Dezember/Januar in den Ausnahmezustand. Denn in Oberharmersbach hat sich als Aufführungstermin inzwischen der Mittwoch nach Ostern etabliert. »Adonia – das ist bei mir die fünfte Jahreszeit«, lacht die achtfache Großmutter, die sechs eigene Kinder großgezogen hat und noch immer als Tagesmutter agiert.
»Ich habe gelernt zu vertrauen«
Unter anderem um die Werbung für die Musical-Aufführung kümmert sie sich. Mit der coronabedingten Ausnahme dieses Jahres besteht der größte Teil ihrer Arbeit jedoch darin, für in der Regel 80 Musical-Teilnehmer Übernachtungen bei Gastfamilien zu besorgen. Und zwar möglichst vor Ort. »Die Aufführung ist um 21 Uhr zu Ende. Bis die Kinder im Bett sind, ist es mindestens 22 Uhr und morgens um acht müssen sie wieder am Treffpunkt sein«, erklärt Sonja Rombach, »da sollte die Fahrstrecke zu den Gastfamilien nicht zu lang sein.«
Wieviel Zeit Sonja Rombach in Adonia investiert, vermag sie nicht zu sagen, zumal sie auch Dinge macht, die sie nicht machen müsste. Beispielsweise kauft sie »Adonia«-Schokolade und bringt sie samt einer Karte jedem Gastgeber persönlich als Dankeschön vorbei. Im Schnitt 40 Familien fährt sie heutzutage dabei ab. Früher hat sie sogar mit ihren Töchtern oder mit Firmlingen und deren Vorbereitern Bühnendekoration gebastelt, »aber das geht nicht mehr, das ist zu aufwändig.«
Mit einer gehörigen Portion Gottvertrauen habe sie bis jetzt immer alle Kinder und Jugendlichen unterbringen können, ist sie dankbar, »das klappt hier in Harmersbach prima, die Netzwerke funktionieren, das ist so auf dem Dorf.« Überdies wird sie regelmäßig durch die Gemeinde unterstützt – als offizieller Veranstalter tritt die örtliche Tourist-Info auf.
Schon als Kind immer zugeschaut
Welche Erfahrungen man als Teilnehmer bei den Adonia-Musicals machen kann, weiß Sophia Huber aus eigener Anschauung zu berichten. Die ebenfalls aus Oberharmersbach Stammende nahm 2018 an einem Musical-Camp teil, 14 Jahre alt war sie da.
»Ich habe mir schon als kleines Kind immer die Adonia-Aufführungen hier in Oberharmersbach angeguckt«, erinnert sich die Abi turientin. Zwei befreundete Klassenkameradinnen, die bereits an Vorbereitungscamps für Adonia-Musicals teilgenommen hatten, erzählten ihr jedes Mal, wie »cool« das dort sei. Also meldete auch Sophia sich an.
Während der insgesamt sechstägigen Musicalfreizeit nahm sie drei Tage an einem Camp in Altensteig teil, das in einem »großen Haus mit ganz vielen Räumen« stattfand. An den folgenden drei Tagen fanden Aufführungen in drei unterschiedlichen Orten statt, jeweils zwischen ein bis zwei Stunden waren die Teilnehmer dazu in einem Bus unterwegs, übernachtet wurde meist in Zweier- bis Vierer-Gruppen bei Gastfamilien, der Kontaktförderung wegen, »das fand ich ganz cool.«
Spannend, modern
Besonders beeindruckte die heutzutage in Bälde Neunzehnjährige, dass man in drei Tagen tatsächlich ein 90-minütiges Musical auf die Beine stellen kann – 2018 trug es den Titel »Herzschlag«. Zur Vorbereitung erhielten die Teilnehmer vorab Material, Sophia wirkte im Chor sowie bei einem Tanz mit, »das war ganz spannend.«
Auch die Gruppengemeinschaft beeindruckte den damaligen Teenager tief: »Ich war zum ersten Mal dabei, während die anderen sich schon alle ziemlich gut untereinander kannten. Trotzdem wurde ich von jedem rich- tig herzlich aufgenommen.« Nach Altersstufen sortierte Kleingruppen kamen pro Tag für jeweils etwa eine Stunde mit ihrem jeweiligen Betreuer zusammen, »da haben wir über verschiedene Themen nachgedacht, das fand ich sehr schön.« Und gerade für die Jugend sehr ansprechend fand sie, dass die für das jeweilige Musical speziell geschriebenen religiösen Lieder »relativ modern sind.« Auch gemeinsame Gebete und gemeinsames Singen außerhalb des Musicalgeschehens gehörten zum täglichen Programm.
Ein weiteres Mal nahm sie, die in ihrem Heimatort im Gottesdienst den Lektordienst ausübt, jedoch nicht teil: Der Umgang mit dem im Camp sehr strikt geregelten Tagesablauf fiel ihr »manchmal doch ein bisschen schwer.« Nach wie vor allerdings besucht sie die alljährliche Adonia-Aufführung in Oberharmersbach, »dabei sehe ich dann immer viele Leute wieder, die schon seit Jahren dabei sind.« Darauf freut sich die junge Frau, die eine Ausbildung zur Kranken- oder Kinderkrankenschwester anstrebt, auch dieses Jahr.
Achtung Straßen- Vollsperrung
Die diesjährige Musical-Aufführung in der Oberharmersbacher Reichstalhalle findet statt am Mittwoch, den 20. April 2022, um 19.30 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, was aber nur durch freiwillige Spenden möglich ist.
»Leider gibt es von Zell her kommend eine Straßen-Vollsperrung kurz vorm Ortseingang Oberharmersbachs«, bedauert Sonja Rombach, »die offizielle Umleitung führt über die B 28 über Oppenau.«