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Oberharmersbach | 27.11.2020

»Ich helfe, wo ich helfen kann«

Dem Leben in Dankbarkeit etwas zurückgeben will Friedebert Stehle mit seinem auch heute noch vielfältigen Engagement

Foto:
Friedebert Stehle mit seiner Frau Anneliese, der »eigentlich dieser Artikel gebührt.« Foto: Inka Kleinke-Bilay
von Inka Kleinke-Bialy

Seit seinem 25. Lebensjahr war und ist Friedebert Stehle in den verschiedensten Ehrenämtern tätig, doch auch für seine Hobbys hat er noch Energie: fürs Singen, Laufen, Radfahren – und für seine heutzutage passiv gelebte Leidenschaft für den Fußballsport. Ein Faible, mit dem sein ehrenamtliches Engagement begann.

Foto: Inka Kleinke-Bialy
Stehle mit einem Teil seines im Keller gelagerten »Rennstalls«.
Foto: Inka Kleinke-Bialy
Geschenke auf der Fensterbank: »Renn«-Enten in unterschiedlichsten Ausführungen.

Im Sportverein seines Heimatorts fing der Fußballbegeisterte damit an: Als B-Trainer brachte er der Jugend bei, was er selbst einst beim FC Köln gelernt hatte. Denn dorthin, in den Kölner Raum, hatte es den 1943 in Zell Geborenen und in Oberharmersbach Aufgewachsenen nach der Bäckerlehre aus beruflichen Dingen verschlagen.

Dort auch lernte er seine Frau Anneliese kennen, mit der er schließlich ins Harmersbachtal zurückkehrte. Sie teilt ihres Gatten ausgeprägte Ader für soziales Engagement. »Wir haben den gleichen familiären Hintergrund, kommen beide aus nicht begüterten Großfamilien«, erklärt Friedebert Stehle dazu. Er selbst war das jüngste Kind von sieben, drei weitere Geschwister starben bei der Geburt, hinzu kamen Fehlgeburten.

»Das einzige, was wir hatten, war eine große Familie, aber Geld hatten wir nie«, lacht er und betont: »Ich hatte tolle Eltern – und meine Mutter war fantastisch.« Herzensgut sei sie gewesen. Eine, die im Zweiten Weltkrieg jedem Soldaten, der im Dorf seinen Heimaturlaub verbrachte und wieder zurück an die Front musste, ein »Päckle« mitgab, »obwohl wir selbst nicht viel hatten.«

Daher habe er wohl seine soziale Ader, meint der auch selbst Spendenfreudige, der schon immer soziale Projekte wie beispielsweise den Förderverein für krebskranke Kinder in Freiburg oder ärztliche Hilfsorganisationen privat finanziell unterstützt hat.

In seinem Heimatdorf brachte er sich im örtlichen Fremdenverkehrsverein ein, dessen Vorsitz er auf Bitte des damaligen Bürgermeisters 1968 übernahm. Zwecks Erhöhung der Gästemeldungen führte er eine Kurkarte ein sowie die Qualitätseinstufung privat geführter Fremdenzimmer, kümmerte sich um eine für die Vermieter verbesserte Preisgestaltung, »sogar die Belegung der Zimmer lief über uns.« Eine Heidenarbeit und eine schwierige Zeit sei das gewesen, so Friedebert Stehle. »Aber ich habe es gern gemacht«, freut er sich darüber, die Grundstrukturen gelegt zu haben.

Nach drei Jahren jedoch legte er das Amt ab. Denn aufgrund einer Berufskrankheit musste er sein geliebtes Bäckerhandwerk aufgeben, ließ sich zum Versicherungskaufmann umschulen. Über vier Wahlperioden hinweg engagierte er sich als Arbeitnehmervertreter im Verwaltungsrat seines Arbeitgebers – auch in den Jahren noch, als er in Führungspositionen aufgestiegen war, bis hin zum Filialdirektor.

Immer für andere da

Weiterhin zählen konnte der Sport auf ihn. Dem örtlichen Sportverein zuliebe, dessen Ehrenmitglied er inzwischen ist, fungierte er von 1986 bis 2000 als Gesellschafter im »OSW« – der Oberharmersbacher Sportwerbung. Beispielsweise um die Besorgung von Bandenwerbung sowie von Inseraten für das Stadionheft ging es da. »Das habe ich auch noch nach 2000 gemacht, aber inoffiziell« erzählt der Senior und betont die hohe Bedeutung von Sportvereinen für die Jugend. Dem Tennisclub des Dorfes gehört er seit dessen Gründung an, davon eine Dekade lang als Sportwart, zudem als Mannschaftsführer der zweiten und später der Senioren-Mannschaft.

Doch auch im nicht-sportlichen Vereinsleben ist Friedebert Stehle aktiv. Lange Jahre begleitete er den privaten Verein »Pro O’ha«, der sich »um den Ort kümmerte«.

2011 gründete er für Kinder die »fröhliche Mundartgruppe«, die fünf Jahre lang jeweils zur Gallenkilwi in Gastwirtschaften Mundartgedichte vortrug und damit Spenden für soziale Projekte einsammelte.

Und als leidenschaftlicher Sänger gehört er seit 15 Jahren dem Joy-and-Fun-Chorus an, als dessen Kassierer er sich in der Anfangszeit zur Verfügung stellte. Seit zehn Jahren ist er zudem im Vorstand der kirchlichen Sozialstation St. Rafael in Zell aktiv, »das hat meinen Horizont erweitert«.

Vor allem aber fordert ihn der Vorsitz im Ortsverein des Sozialverbands »VdK«, den er 2007 übernahm und seither mit viel Herzblut ausfüllt. »Ich gehe gern mit Menschen um, ich kann das«, lächelt der Umtriebige, der zuhause in seinem Büro ehrenamtlich Beratungsgespräche durchführt. Mindestens zwei Stunden nimmt er sich jeweils dafür Zeit, als Vorbereitung für das Gespräch der Betroffenen mit dem VdK-Anwalt.

»Der Anwalt hat die rechtlichen Dinge anzugucken und abzuwickeln«, so Friedebert Stehle, »aber ihr Herz ausschütten, das können die Leute bei mir machen.« Mit dem Ergebnis, dass die Zahl der Mitglieder im Ortsverein in seiner Amtszeit von 60 auf rund 175 stieg.

Die Sache mit den Enten

Auch mit den von ihm initiierten jährlichen Entenrennen hat der Energiegeladene ein Zeichen gesetzt. Seit 2008, stets am abschließenden Sonntag der jährlichen Sportwoche, kippt ein Radlader die Schwimmtiere zur Mittagszeit und somit vor dem Beginn der Endspiele in den Talbach. Herrlich quietschgelb sind die dank Strömung einem Ziel zustrebenden Minisportler, aus Plastik sind sie und einzeln nummeriert. Denn jede der anfänglich 650 gemieteten und heutzutage über 2000 gespendeten Eigenbestands-Enten steht für ein im Vorfeld verkauftes Los. Der Tombola-Erlös kommt lokal oder regional ansässigen sozialen Einrichtungen zugute.

Stets »extrem viel Arbeit« mache das Spektakel, so der zweifache Großvater, der sich umso herzlicher beim SVO sowie dem alten und neuen VdK-Vorstandsteam bedankt – desgleichen bei der Gemeinde, bei Feuerwehr, DRK, Losverkäufern sowie bei all den vielen, vielen weiteren Helfern.

Nicht weniger dankt Stehle – mit seiner Frau selbst immer unter den Losverkäufern – den vielen Spendern der vielfach sehr hochwertigen Tombolagewinne. Da das diesjährige Entenrennen coronabedingt ausfallen musste, warten die Losgewinne nun auf das nächste Jahr.

Unbedingte Stütze im Hintergrund

»Ich möchte dem Leben etwas zurückgeben für all das Glück, das wir schon gehabt haben«, nennt Friedebert Stehle als Grund für sein vielfältiges Engagement und schaut wie so oft zu seiner Frau. Ein unbedingtes Miteinander impliziert dieser Blick. Immer im Hintergrund arbeitend sei sie diejenige, »die mir nicht nur den Rücken freigehalten hat, sondern mich immer aktiv unterstützt hat. Sie ist immer meine Stütze und mein Motivator gewesen, wenn’s mal nicht so lief«, unterstreicht der Senior, »ihr gebührt eigentlich dieser Artikel.

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