Der stattliche Bau oberhalb der Zuwälder »Maria-Hilf-Kapelle« hat neue Eigentümer. Heike Petereit-Zipfel und Martin Zipfel aus Emmendingen haben das Gebäude im August 2020 erworben und werden nach umfangreichen Umbau- und Sanierungsarbeiten eine Begegnungsstätte für Bild, Kultur und Erholung gründen.
2015 hatten die Franziskanerinnen aus Erlenbad dieses Haus an ein Ehepaar aus Offenburg verkauft. Nach zwei Jahren stockten Abrissarbeiten aus persönlichen Gründen, seither stand das Haus nahezu drei Jahre leer.
Das Erdgeschoss gleicht einer Baustelle. Den Flur durchzieht ein Graben, die Türen sind ausgehängt. Das historische Parkett ist auf der ganzen Etage herausgerissen. Nur noch die filigranen Stuckdecken in den herrschaftlich hohen Räumen sind unversehrt und erinnern an längst vergangene Tage. Von der früheren Hauskapelle, die durch beiderseitige Durchbrüche ihren ursprünglichen Grundriss verloren hat, sind nur die beiden Glasfenster als vage Hinweise an den früheren sakralen Raum erhalten geblieben.
»Wir haben unser Wunschprojekt gefunden«, so Heike Petereit-Zipfel. Es sei zwar sehr bedauerlich, dass viele historische Elemente so brutal zerstört seien, vor der vielen Arbeit, fürchte sich das Paar jedoch nicht. Auf dem Land zu leben und zu arbeiten, sei ein lange gehegter Wunsch. »Das Anwesen mit viel Platz und Ruhe in dieser eindrucksvollen Gegend und die freundlichen Menschen sind eine Wohltat und ideal für meine beruflichen Pläne«, gerät sie ins Schwärmen.
»Wir möchten Menschen, die Familienmitglieder mit schweren körperlichen oder psychischen Störungen haben, eine Verschnaufpause gönnen. Hier sollen Erwachsene, Jugendliche und Kinder lernen können, diese Herausforderungen noch besser zu meistern und selbst nicht auf der Strecke zu bleiben. Bei kreativen Angeboten drinnen und draußen, sollen die Familien und Gruppen neue Kraft tanken und sich einfach mal richtig erholen«, beschreibt die Heilpraktikerin für Psychotherapie und Familiencoach, die eine psychologische Beratungspraxis in Emmendingen betreibt, ihr Vorhaben. »Diese Menschen dürfen wir nicht alleine lassen, ihre Bedürfnisse wurden und werden viel zu oft übersehen«, betont sie.
Bis zum Abschluss der Renovierungsarbeiten und des Studiums der Sozialen Arbeit an der Katholischen Hochschule in Freiburg, mit dem Petereit-Zipfel sich zusätzlich auf ihre neue Lebensaufgabe vorbereitet, werden noch ein bis zwei Jahre vergehen. Jedoch steht heute schon fest, wie das Projekt »Klara Nova« räumlich umgesetzt werden soll. »Im ersten Obergeschoss werden wir im kommenden Frühjahr unsere Familienwohnung beziehen, hoffentlich «, sieht das Ehepaar, das mit seiner 15-jährigen Tochter kommt, schon die fertigen Räume vor sich.
Das Erdgeschoss ist als Gemeinschaftsbereich geplant. Hier werden kleine kulturelle Ereignisse, Workshops und Kurse stattfinden, wie beispielsweise »Ersthelfer-Kurse für psychische Gesundheit« und »Kreatives Schreiben«. In den Gästezimmern werden circa 20 Personen Platz finden.
»Priestererholungsheim«
Das Gebäude oberhalb der Zuwälder »Maria-Hilf-Kapelle« mit seiner bewegten Geschichte wurde in den 1880er Jahren errichtet, um hier ein »Priestererholungsheim« einzurichten.
Mehrfach wechselte es den Besitzer. Der Initiator Georg Lehmann verkaufte das Haus bereits 1886 an Bernhard Lehmann. 1903 erbten die beiden Pfarrer Karl August Lehmann und Johann Nepomuk Lehmann das Wohnhaus und 1912 auch die Zuwälder Kapelle. Letzterer vermachte Kirche und Wohnhaus der Erzdiözese Freiburg, die ihrerseits 1934 das Wohnhaus den Franziskanerinnen in Erlenbad überließ, die es als Schwestererholungsheim unterhielten.
Nach der Auflösung 1996 wurde hier unter dem Namen der Hl. Klara ein Ort der Stille, des Gebetes, der Ruhe und Neuorientierung geschaffen. Jetzt wird Heike Petereit-Zipfel mit ihrem Haus »Klara Nova« das Anwesen mit neuem Leben füllen.