Hätte die Bärenzunft die Hexen vorne im Umzug platziert, wäre der ganze Umzug bei strahlendem Sonnenschein gelaufen. Denn kaum waren diese Märchenwesen im Dorf angelangt, riss die Wolkendecke endgültig auf. Dafür hielten die wärmenden Sonnenstrahlen die zahlreichen Gäste vor Ort.
Besser hätte die Partymeile zwischen den beiden Bahnübergängen nicht besetzt sein können. Das kleine aber feine Narrendorf bot in den Stunden nach dem Umzug beste Unterhaltung. An allen Ecken und Enden hatten sich kleinere und größere Musikgruppen gebildet, die für launige Stimmung sorgten und selten zuvor hatte man auf der großen Kirchentreppe größer Menschentrauben gesehen. Die zahlreichen Zelte, Verkaufsstände und Imbisssbuden vermieden lange Warteschlangen, in den Gaststätten war ebenfalls Feierlaune Trumpf. Zu fortgeschrittener Stunde ersetzte die innere, frisch getankte Wärme die Wärme des späten Nachmittags an diesem lauen Frühlingstag.
Dass die Oberharmersbacher Bärenzunft zu feiern versteht, scheint sich herumgesprochen zu haben. Der Umzug am Montag als Höhepunkt der örtlichen Fasent war ein buntes Spektakel mit quirligen Fußgruppen, musizierenden Formationen und prächtig ausstaffierten Wagen. Es war wohl etwas Wahres dran am Motto »Weltbekannte Feschde sin in Oberharmersbsach die beschde«. Das war denn auch der Anlass, dass einmal mehr einige auswärtige Zünfte den Oberharmersbacher Umzug bereicherten. Die Glegglehexen aus Biberach und die Mondscheinbexen aus Offenburg, die Peterstaler Quellengeister und die Ämmedinger Bäägele Hexen – nur die Frauen waren als Ziegen vertreten – sowie die Höllenhunde aus Hofstetten mit den Simsegräbsler – bereicherten den nahezu anderthalben Stunden dauernden Umzug.
Der »Narresume«, Bären, Schindelmocher und Steinteufel führten den Umzug an, der Spielmanns- und Fanfarenzug gab das Marschtempo vor. Weihnachtlich feierte die Gruppe Kurt Lehmann, die mit einem Schlitten und ganz vielen Rentieren talabwärts zog. Kleine Geschenke wurden allenthalben an die Zuschauer verteilt. Die »Highlandgames« imitierte die Gruppe »Bimbam«, alles echt vom Schottenrock bis zur begleitenden Dudelsackmusik.
Entsprechend der Höhenlage am Fuße des Löcherberges entschieden sich die Zuwälder für einen festlichen Almabtrieb. »Ein Rindvieh kommt selten allein« war die durchschlagende Erkenntnis.
Die flotten Klänge der Miliz- und Trachtenkapelle leiteten über zu den Wikingern aus dem Unterdorf. Diese hatte nicht nur hier was zum Feiern, sondern legten es wohl darauf dran, überfallartig Gäste zu »verhauen« um nach diesen tapferen Kampfeinlagen an Odins Tafel den verdienten Lohn zu erhalten. Auch hier rollte ein Versorgungswagen mit »Sprit« mit.
Bunt und gut gelaunt hatte sich die Fasentgruppe Malente dem »St. Patrick’s Day« verschrieben. »Wacken war gestern – der Fanclub rockt heute« war die Devise des Fanclubs. Es fehlte nur noch der schon fast traditionelle Schlamm rund um dieses norddeutsche Ereignis, die Laustärke und Aufmachung der Fanclubber passte bestens zu diesem schon legendären Konzert.
Die Waldhäuser kamen als Hexen und Waldgeister mit einer ordentlich organisierten und durchzechten Walpurgisnacht, während »Schlauchis« auch einem Rockerlebnis fröhnten. Sie liebäugelten mit Woodstock und mussten dabei natürlich auch der Greta aus Skandinavien deutlich zeigen, dass sie sich die Stimmung nicht vermiesen lassen.








