In der letzten Sitzung vor der Sommerpause – bereits die dritte des neu formierten Gemeinderats – stand eine große Themenvielfalt zur Beratung an. Gleich zweimal stand dabei die Natur im Fokus, wenngleich aus völlig unterschiedlichen Betrachtungswinkeln.
Holzwirtschaft ist ein Faktor, der den Wert des Waldes ausmacht, Erholung ein anderer. Oberharmersbach ist ein Erholungsort, der mit frischer Luft, herrlicher Natur, Gaumenfreuden und gelebter Tradition punkten kann. All diese Stärken und das vorhandene Entwicklungspotenzial sollen jetzt in ein »Tourismuskonzept 2025« gegossen werden. Bürgermeister Weith, Hauptamtsleiterin Dominica Hättig und Touristik-Chefin Jill Löffler hatte im Vorfeld der Gemeinderatssitzung umfangreiche Gespräche mit potenziellen Partnern für die Entwicklung eines ebensolchen Konzepts geführt und sich schließlich für das Beraternetzwerk »Futour« ausgesprochen. Es kennt Oberharmerbach bereits aus der Arbeit im Projekt »Schwarzwald Dorfurlaub« und ist mit zahlreichen Akteuern bereits vertraut. Dirk Monath war gekommen, um die Arbeitsweise und Stoßrichtung seiner Beratung vorzustellen. Das Tourismus-Konzept 2025 soll demnach helfen, ein klares Profil zu erarbeiten. »Welche Stärken will man in Oberharmersbach leben«, stellte er die alles entscheidende Frage in den Raum. Gute Qualität und klare Erkennbarkeit sind wichtig, auch der Blick darauf, mit welchen Stärken man welche Zielgruppe ansprechen kann. Er sieht »Futour« als Umsetzungsberatung, die zusammen mit den Akteuren aus der Strategie Ziele ableitet und konkrete Maßnahmen vorschlägt. Für Monath ist der Tourismus aber mehr als die Betreuung von Gästen. Auch die Bürger des Orts würden profitieren, weil Maßnahmen immer auch Einfluss auf die Lebensqualität der Bürger haben, etwa indem Versorgungsstrukturen im Einzelhandel aufrecht erhalten bleiben.
In der sich anschließenden Fragerunde interessierte sich Clarissa Magdalena Lehmann für die Nachhaltigkeit. Ziel sei es, Strukturen aufzubauen, in denen die Ansätze weitergeführt werden können, erwiderte Monath. Für Anja Jilg war das Wort »Strategie« das entscheidende. Sie will zielgerichtet in die Zukunft gehen und erinnerte daran, dass es dabei wichtig sei, auch die Landwirte mit ins Boot zu holen. Anhaltende Motivation und Begleitung in Phasen, in denen mal nicht alles rund läuft, sieht Hubert Müller als wichtigen Faktor für den Erfolg.
Der Gemeinderat gab einstimmig grünes Licht dafür, dass »Futour« ein touristisches Entwicklungskonzept für Oberharmersbach ausarbeitet. Die Kosten belaufen sich auf 20.691,72 Euro. Eingestellt in den Haushaltsplan 2019 war für die Finanzierung des Tourismus-Konzepts ein Betrag von 30.000 Euro. Ausgehend von der Ist-Analyse sollen Ziele und Strategien abgestimmt werden, die die Grundlage für die Entwicklung eines Profils mit Alleinstellungsmerkmal bieten. Ein konkreter Aufgaben- und Maßnahmenkatalog soll früh mit anlaufen, so dass in kurzer Zeit erste Ergebnisse zu sehen sind. Außerdem soll ein Ideenspeicher installiert werden. Zum Abschluss werden die Ergebnisse der Arbeit als Handlungsempfehlungen zusammengefasst und dokumentiert.
Forstreform und Waldzustand
Zuvor hatten der Leiter des Forstbezirks Simeon Springmann und Forstrevierleiter Hans Lehmann einen Statusbericht in Sachen Waldwirtschaft abgegeben. Springmann informierte dabei über das neue Landeswaldgesetz und die Forstreform. Sie zieht eine Neugliederung der Forstwirtschaft nach sich, der Staatswald wird ausgegliedert. Für Kommunen bleibt das Angebot des Landratsamts Offenburg mit forsttechnischer Betriebsleitung, Forsteinrichtung und Revierleitung bestehen. Für Oberharmersbach wird sich wohl vor allem die Grundlage für die Berechnung der Beförsterungskosten verändern. Wurde bisher nach einem landesweit einheitlichen Satz abgerechnet, soll künftig nach Gestehungskosten abzüglich eines Gemeinwohlzuschusses gerechnet werden. Für die Privatwaldbesitzer bleiben alle Beratungsleistungen weiterhin kostenfrei, das Betreuungsangebot wird an die Rechtslage angepasst. Fallweise Betreuung für Waldeigentümer bis 50 Hektar Fläche kann stark gefördert werden. Dabei soll der Verwaltungsaufwand für alle Beteiligten so gering wie möglich gehalten werden. Springmann rechnet damit, dass die erforderlichen Vorlagen für einen neuen Beförsterungsvertrag in den nächsten Wochen vom Ministerium fertiggestellt werden.
Revierleiter Hans Lehmann berichtete aus dem Wald. Der aktuelle Waldzustand ist demnach nicht der beste. Nach dem Extremjahr 2018 mit der starken Fruchtbildung, der Trockenheit, der Hitze und den Käferschäden, folgten 2019 erheblicher Schneebruch im Januar und Sturmtage im März. Selbst die tiefwurzelnden Tannen werden mittlerweile von Borkenkäfern befallen und von befallenem Laubholz an Straßen kann schnell ein Sicherheitsrisiko ausgehen. »Der Borkenkäfer fliegt und frisst«, leitete er über zur aktuellen Befallssituation. Seit Ende Mai habe man einen rasanten Anstieg feststellen können – bedingt durch die hohe Grundpopulation. Für den weiteren Verlauf sei die Witterung entscheidend. Die Waldwirtschaft sieht sich aktuell in einer schwierigen Lage. »Es ist schlimmer als »Lothar«, aber komplett anders«, schätzte Lehmann die Situation ein. Allerorten drückt das Holz aus ungeplanter Nutzung auf den Markt. Erste Sägen seien schon für das ganze Jahr dicht, der Preisverfall im vollen Gange und dabei werde Käferdruck jetzt erst kommen. Wichtig sei es, das Holz trotzdem aus dem Wald zu holen. Lehmann kündigte an, mit seinen Trupps am Ball zu bleiben. Das gestaltet sich jedoch nicht ganz einfach – ist doch der immense Schneebruch aus dem Januar immer noch nicht ganz aufgearbeitet. 4.000 bis 4.500 Festmeter vom Hiebsatz sind bereits geschlagen worden. Es bleibt nichts anderes, als nach Absprache auf Sicht zu fahren, Zeit zu gewinnen und Kosten zu reduzieren, wo es möglich ist. Auf die Aufarbeitung von kleinem Schneebruch-Holz in Höhenlagen wird etwa im Moment verzichtet. »Sonst gibt es dicke rote Zahlen«, so Lehmann. Eine Aussicht, die nicht besonders fröhlich stimmt, ist der Wald doch normalerweise das »Sparkässle« für alle, die forstlich genutzte Flächen bewirtschaften. Bürgermeister Richard Weith weiß: »Das Jahr bleibt spannend.« Die Aufgabe des Gemeinderats und der Verwaltung werde sein, den Finanzplan in der Waage zu halten.