Knapp sechs Tage waren notwendig, um die Quellen für die Wasserversorgung der Gemeinde im Gewann Kornjörgle neu zu fassen. Der Aufwand in dem schwierigen und blocküberlagerten Gelände hat sich gelohnt. Die ursprüngliche Schüttung der Quelle läuft nach Fertigstellung kleinerer Arbeiten wieder in den Hochbehälter Jauschbach.



Wassermeister Ferdinand Lehmann hält den Eimer unter den Auslauf, Bürgermeister Richard Weith stoppt die Zeit. Rund zwei Liter in der Sekunde schießen aus dem Rohr. Jeden Tag laufen allein hier 170 Kubikmeter Trinkwasser für die heimische Wasserversorgung zusammen. Um sie neu zu fassen, war eine Investition von rund 50.000 Euro erforderlich.
Vor über 100 Jahren kümmerte sich die Gemeinde Oberharmersbach erstmals um das öffentliche Leitungsnetz. Trinkwasser wurde zuvor entweder von hausnahen Quellen bezogen oder von den zwei Dorfbrunnen geholt, mitunter auch aus dem Talbach oder dessen Seitenbächen.
Nachdem die Stadt Zell am Harmersbach 1906 im Gewann Löcherberg Gelände gekauft hatte, um die hier liegenden Quellen für sich zu nutzen, war der damalige örtliche Bürgerausschuss gefordert. Von der Gesamtschüttung von rund 7,5 Sekundenlitern wurden der Gemeinde Oberharmersbach nach einer Nutzungsvereinbarung zwei zugestanden. Damit begann der Ausbau der Wasserleitung, zwischenzeitlich mit der Fassung weiterer Quellen zur Sicherstellung der Versorgung.
Die ergiebigen »Jauschbach-Quellen« waren beim Wegebau während des Beschleunigten Zusammenlegungsverfahren (BZV) in den 1970er Jahren zu Tage getreten und speisen seit dem Abschluss der Fassungsarbeiten 1981 den Hochbehälter Jauschbach. Der Quellhorizont zwischen Buntsandstein und dem Grundgebirge liefert Trinkwasser bester Qualität. Hier oben am Durchgängigen Weg oberhalb des Jauschbachtales im Privatwald von Kornbauer Stefan Lehmann scheint an Wasser kein Mangel zu herrschen. Aber die Natur wächst nach ihren eigenen Gesetzen. Das Wurzelwerk einer großen Tanne hat eine der Quellen in ihrer Schüttung erheblich beeinträchtigt. Nur noch knapp die Hälfte der ursprünglichen Menge wurde zuletzt gemessen.
Eine größere Aktion war daher angesagt. Benedikt Meßmer steuert versiert den Kettenbagger durch das unwegsame Gelände und spürt dem bisherigen Verlauf des Wassers nach. Mehr als 200 Kubikmeter Erdreich und Sandsteinblöcke muss er bewegen, immer tiefer gräbt er sich in den Hang hinein, dann schließlich nach rund 40 Meter ist der ursprünglichen Austritt der Quelle wieder frei gelegt.
Der Rest ist Routine für Wassermeister Ferdinand Lehmann, der mit dem Bauhof die Arbeiten abschließt. Ein Fundament für den Quellfassungsschacht wird planiert und verdichtet. Der Bagger hievt den großen Behälter an seinen endgültigen Standort. Die Rohre werden angeschlossen, mit Erdreich und Sandsteinen wird der Quellfassungsschacht in das Gelände eingepasst. Nur noch die große Stahltür und ein Entlüftungsrohr markieren den Standort des Quellfassungsschachtes. Die freie Fläche, die Benedikt Meßmer hergerichtet hat und jetzt noch die Baustelle erahnen lässt, wird sich die Natur in den nächsten Jahren zurückholen.