Vom 25. März bis 07. April finden in Oberharmersbach wieder die Bärlauchwochen statt. Auch ein gesellig-informativer Spaziergang für Familien steht auf dem Programm: Bärlauch und leckere Kräuter werden gesammelt, verspeist oder zu Pesto verarbeitet. Unsere Zeitung war im Vorjahr dabei.






Kräuter-Pädagogin Monika Heitzmann und Schwarzwald-Guide Xaver Weber nehmen eine gespannte Schar in Empfang: 14 Erwachsene, zehn Kinder und ein kleiner Hund haben sich an der Touristen-Info als Treffpunkt versammelt.
»Wir sind auf du und du unterwegs, denn wir sind hier in der Natur«, werden sie freundschaftlich beschieden, dann geht es los. Um schon bald darauf den ersten Stopp einzulegen: Auf einem schmalen Beet hat Monika Heitzmann ein Frühlingskraut entdeckt, das bei ordnungsliebenden Gärtnern als Unkraut verpönt ist.
Sie rupft einen Stängel und hält ihn in die Höhe: »Wer hat das schon gegessen?« Alle gucken, niemand meldet sich. »Es schmeckt nach jungen Maiskolben, oder wie junge rohe Erbsen, und es enthält viele Vitamine und Mineralien«, erklärt die Frau, die sich seit Jahren meist von Denaturiertem und nicht Gekochtem ernährt und auf diese Weise ihre Rheumaschmerzen besiegt hat.
»Manchem schmeckt’s auf Anhieb, anderen nicht – nähert euch der Sache langsam an«, ermutigt sie zum Probieren des Krauts, das überdies heilsam bei Husten und Gelenkrheumatismus ist.
»Wisst ihr, woran man die Vogelmiere erkennt?«, ruft sie die Kinder dann zu sich. Die sperren Augen und Ohren auf, als die Kundige auf ein einprägsames Charakteristika der Pflanze verweist: Statt zu reißen, wenn man an deren Stängel zieht, kommt ein dünner Faden zum Vorschein –auch »Hühnerdarm« im Volksmund genannt.
Talent als Bodendecker
Die Kräuterpädagogin, selbst Gärtnerin, lässt die Vogelmiere bei sich zuhause so lange im Beet, bis sie sich ausgesamt hat. Denn die flach wurzelnde Pflanze mit den hübschen kleinen, sternförmig-weißen Blüten ist bestens als Bodendecker geeignet, um die Austrocknung des Erdreichs zu verhindern.
Desgleichen auf Huflattich stößt die Gruppe unterwegs, ebenso wie auf – auch Waldschaumkraut genannte – Brunnenkresse, sowie beispielsweise auf würzigen Gundermann, Waldmeister, Giersch und Gänseblümchen. Alles ebenso schmackhaft wie mit spezifischen Heilkräften behaftet. »Und zum Löwenzahn brauche ich gar nicht viel zu sagen, über den wisst ihr sicher alle Bescheid«: Stolz hat ein Kind ihr die in leuchtendem Gelb gepflückte Blüte dieses Pfahlwurzlers überreicht, dessen Bitterstoffe Balsam sind für Magen, Leber, Galle.
Einige der Teilnehmer machen sich fleißig Notizen. So wie zum Scharbockskraut. Xaver Weber hat ein Exemplar ausfindig gemacht und reicht die rundlichen Blättchen zum Probieren herum: »Scharbock ist ein anderes Wort für Skorbut«, weiß er. Diese früher weit verbreitete Krankheit wird durch Vitamin-C-Mangel verursacht. »Nach den langen Wintern früher litten die Menschen unter Zahnfleischbluten, und die Zähne fielen ihnen aus«, erzählt der Oberharmersbacher Schwarzwald-Guide, »da war das Scharbockskraut mit seinem hohen Vitamin-C-Gehalt hoch willkommen.« Allerdings darf das Kraut mit Erscheinen der gelben Blüte nicht mehr verzehrt werden – wegen seines dann hohen Giftstoffgehalts.
Bloß nicht: Maiglöckchen oder Aronstab!
In Xaver Webers wunderschönem, naturnahen Garten mit Vodoobaum und selbstgebasteltem Klangspiel dann der erste Bärlauchfund. Gegen die Verwechslungsgefahr des ebenso aromatischen wie hoch gesunden Wildgemüses mit dem hochgiftigen Maiglöckchen hilft – neben dem intensiven Knoblauchduft – der Umstand, dass Bärlauch als wildes Knoblauchgewächs eine Zwiebel hat. Und dass das Blatt offen aus dem Boden sprießt. Das Maiglöckchen hingegen besitzt Wurzeln, außerdem streben die Stiele mit zusammengerollten Blättern aus dem Boden.
Zur Demonstration eines weiteren Merkmals schaltet sich Monika Heitzmann wieder ein und bittet um Stille, bevor sie einen Bärlauchstängel knickt. Der bricht, mit einem deutlich vernehmbaren Knacken. Der Stängel des Maiglöckchens hingegen lässt sich verbiegen – gleiches gilt für den Aronstab. Auch der ist giftig und auch er lässt sich– sofern es sich nicht um sogenannt »panaschierte« Arten mit weiß gezeichneten Blättern handelt – ruckzuck mit Bärlauch verwechseln.
»Bärlauchblätter deshalb immer einzeln pflücken und ganz dabei sein«, mahnt die Kräuterpädagogin zur unbedingten Aufmerksamkeit beim Sammeln.
Dem können sich Groß und Klein nach einem Wiesenspaziergang ausgiebig am Bachrand widmen – hier, wo eine scheue Wasseramsel bezeugt, wie sauber das leise vor sich hin plätschernde Gewässer ist.
Essbare Blüten und Samen
»In der Blüte verlieren die Bärlauchblätter ihre Inhaltsstoffe, die sind dann in den essbaren Blüten«, erfahren die Teilnehmer dabei. Und die späteren grünen Samenkörner: Die schmecken pfeffrig scharf, eignen sich bestens zum Würzen von Salaten oder zum Einsalzen. Wobei es in Oberharmersbach Stellen gibt, an denen der Bärlauch bereits im Winter zu treiben beginnt. An anderen Stellen wiederum legt er so spät los, dass er dort bis in den Mai hinein zu finden ist.
Schließlich trifft die gesamte Mannschaft wieder bei der Touristen-Info ein, an einladenden Tischen und Bänken geht köstlicher Kräuter-Apfelsaft herum. Oder klares Wasser, in dem die hübschen Blüten der Gänseblümchen schwimmen.
Und dann wird in fröhlicher Runde gemeinsam geschnitten, gerupft und gezupft, um Bärlauch und Kräuter zu zerkleinern. Die Mischung landet auf genüsslich verzehrten Butterbroten oder wird zu einem Pesto verarbeitet, von dem sich jeder ein Gläschen mitnehmen darf.
Familienspaziergang
Der diesjährige Bärlauch- und Kräuterspaziergang für die ganze Familie findet statt am Samstag, 6. April, 15 Uhr. Unkostenbeitrag 8 Euro p. P., Kinder bis 11 Jahre frei. Anmeldung bis 4. April bei der Touristen-Info Oberharmersbach, Tel. 07837/277. Das Gesamtprogramm der Bärlauchwochen: siehe www.oberharmersbach.de.