259 Namen von Gefallenen und Vermissten aus den beiden Weltkriegen sind im Oberharmersbacher Kriegerdenkmal eingraviert. Zum Volkstrauertag wurden die Tafeln mit den Namen der Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg wieder restauriert und während einer Feier gesegnet.



Den Gedächtnisgottesdienst, von der Miliz- und Trachtenkapelle unter der Leitung von Armin Leopold feierlich gestaltet, prägten mahnende Worte. Pfarrer Bonaventura Gerner beschrieb eine Welt, die scheinbar aus den Fugen geraten sei. Diese Erschütterungen, die bis in den privaten Bereich hineinreichten, dürften nicht dazu führen, die Orientierung zu verlieren. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen sei erhöhte Wachsamkeit gefordert, um das Zusammenleben nicht zu gfährden. Unter diesem Thema »Lass uns aus der Geschichte lernen…« standen auch die Fürbitten.
Ein Blechbläserensemble (Daniel Faist, Hans Lehmann, Herbert Schneider, und Jürgen Armbruster) stimmte die Gottesdienstbesucher auf die Feierstunde beim Kriegerdenkmal ein. Bürgermeister Richard Weith zitierte aus Briefen, in denen Soldaten der beiden Kriege ihre Erlebnisse an der Front schilderten. Der Alltag sei geprägt gewesen durch fehlenden Schlaf, Morast, gefrorene Kartoffeln und den allgegenwärtigen Tod. Und obwohl der eine von den Grabenkämpfen 1915 an der Westfront berichtete und der andere aus dem Kessel von Stalingrad 1943, schien es, als habe man aus dem Schrecken des Ersten Weltkrieges nichts gelernt und sogar einen noch viel schlimmeren begonnen. »Das immerwährende Bewusstsein muss fester Bestandteil unserer Erinnerungskultur sein«, mahnte Weith abschließend.
Nachdem Pfarrer Bonaventura Gerner die beiden restaurierten Tafeln gesegnet hatte, gedachte Friedebert Stehle im Namen des VdK der Opfer der beiden Kriege. Seine eindrücklichen Worte verband er immer wieder mit Zeilen des Liedes »Sag mir, wo die Blumen sind…«, das Marlene Dietrich weltbekannt gemacht hatte. Es sei wichtig, dass man jetzt endlich verstehe, welches Leid und Elend Kriege brächten.
Vorsitzender Friedebert Stehle wies auf die Bedeutung des VdK hin. 29 Mitglieder zählte der Verein im Gründungsjahr 1948 und sei nunmehr auf 164 angewachsen. »Damals gab es endlich Hilfe für die Hinterbliebenen, die Witwen, Waisen und Kriegsversehrten«, nannte Vorsitzender Stehle die ursprünglichen Aufgaben. Gerade im Jubiläumsjahr sei es ein Anliegen des Vereins gewesen, die Tafeln mit den Namen der Vermissten zu restaurieren. »Das ist unser Beitrag zur Mahnung und Erinnerung«, betonte Stehle. Sein Dank galt in diesem Zusammenhang in erster Linie Willi Hug, der in mühsamer Detailarbeit die über 1.700 Buchstaben, Zahlen und Zeichen der Gedenktafeln wieder lesbar gemacht hatte. Der VdK bedankte sich mit einer Spende an die Jagdhornbläser, deren Vorsitzender Willi Hug ist. Dank zollte Stehle auch seinen Mitarbeiterinnen Jutta Killig, Anja Lehmann und Silvia Mark sowie Bürgermeister Richard Weith und Bürgermeister a. D. Siegfried Huber, die das Projekt unterstützt haben.