Lösung: Auf den Tag genau lässt sich das Bild einordnen. Man schrieb den 08.10.1959. Im Ratszimmer des Oberharmersbacher Rathauses hat sich das Brautpaar Josef Lehmann (»Petersepp«) und Theresia Haas (»’s Gorgsebure«) zur Trauung durch den damaligen Bürgermeister Ludwig Braun eingefunden. Links im Bild ist der Trauzeuge Wilhelm Haas (aus Hornberg) zu sehen. 2009 feierte das Ehepaar Lehmann Goldene Hochzeit.
Außer dem Standesbeamten, den damals noch erforderlichen beiden Trauzeugen und (natürlich!) dem Brautpaar, war während des damals durchaus »nüchternen« Ablaufs der Trauung sonst niemand zugegen.
Hier wurden auch bis zum Umbau des früher als Kino benutzten Bürgersaals zu Beginn der 1970er Jahre die Sitzungen abgehalten.
Im Ratszimmer selbst hatte sich bis dahin, seit dem Bezug des Rathauses im Winter 1902, kaum etwas verändert. Uhr und Barometer (rechts im Hintergrund) schienen damals wichtiger als eine angemessene Ausstattung für die Verwaltungsarbeit. Die voll mechanische Schreibmaschine hat man für die Dauer der feierlichen Zeremonie auf den Tisch unter der Karte (hinter dem Blumenstrauß) abgestellt. Das Telefon hängt noch, weit weg vom Schreibtisch, an der Wand. Dessen Nutzen und Vorteil schien man erst allmählich zu begreifen. Als der damalige Bürgerausschuss 1898 über die Einrichtung einer »Fernsprechstelle» entscheiden sollte, war das Gremium nicht beschlussfähig, weil sich die Mehrzahl der Mitglieder aus dem Staub gemacht hatte – Technik schien in dem damals doch noch etwas bigottischen Dorf Teufelszeug zu sein. Der Kompromiss einen Monat später führte dazu, dass man zwei Fernsprechstellen einrichtete, unter anderem eine im Gasthaus »Sonne«. Hier war die »Nummer 1« (spätere Rufnummer 201). Da die damalige Postagentur in der Nähe des Rathauses lag, verfügte Bürgermeister Landolin Jilg 1917: »Von einem Anschluß an das Rathaus wird deshalb abgesehen«. Erst 1929 erhielt das Rathaus eine Fernsprechstelle (Nr. 4, später 204).
Was sonst noch vom damaligen Ratszimmer übrig geblieben ist (z.B. der arg strapazierte Parkettboden), wird demnächst mit der anstehenden Sanierung des Rathauses verschwinden. Die Räumlichkeiten sind leer geräumt, dafür herrscht in der ehemaligen Schule Riersbach, wo die Verwaltung derzeit für die nächsten Monate eine neue Bleibe gefunden hat, emsige Betriebsamkeit.