Lösung: Unser Bild entstand in den 1950er Jahren. Es zeigt Franz Winterhalter, der wie kaum ein anderer mit der politischen und der Pfarrgemeinde gleichermaßen verbunden war, eine »Institution« schlechthin. Geboren am 23. Mai 1919 als Sohn der Eheleute Gustav Winterhalter und Juliane Schnaiter, wollte er Orgelbauer werden. Der Krieg unterbrach seine Ausbildung. Franz Winterhalter geriet in russische Gefangenschaft, kehrte aber unter glücklichen Umständen schon August 1946 heim. Danach absolvierte er seine Meisterprüfung und aus bescheidenen Anfängen heraus baute er einen Betrieb auf, der sehr bald über die nähere Umgebung hinaus wegen seiner handwerklichen Fähigkeiten einen glänzenden Ruf genoss (und den sein Sohn Claudius als Orgelbaumeister 1985 übernahm und zu einer der renommiertesten Orgelbau-Werkstätten der Republik führte).
Franz Winterhalter nahm sich auch die Zeit, das neu entstehende Vereinsleben nach dem Zweiten Weltkrieg zu fördern. Als der Sportplatz, während des Krieges umgepflügt und als Gartengelände benutzt, wieder geräumt war, gehörte er zu den ersten, die den Fußball in den entbehrungsreichen Jahren wieder salonfähig machten.
Einen Namen machte er sich auch als Gemeinderat, wo er engagiert und couragiert seine Meinung vertrat. Ein Vierteljahrhundert gehörte er diesem Gremium als CDU-Mitglied an und als er sich 1984 aus dem kommunalpolitischen Leben zurückzog, widmete er sich weiterhin jener Tätigkeit, die ihm eben den Titel »Mesmer-Fronz« einbrachte und unter diesem Beinamen immer noch bestens in Erinnerung ist.
Er führte die Tradition der Winterhalter–Familie fort und hatte 1953 nach dem Tode seines Vaters Gustav den Kirchendienst übernommen. Dieses Amt hatte auch schon sein Großvater Adam inne und als Franz Winterhalter 1993 sich von diesem zeitraubenden Dienst verabschiedete, endete die Ära Winterhalter: gemeinsam brachten die drei immerhin stolze 111 Jahre zusammen. 40 Jahre war der »Mesmer-Fronz« zuständig für alles in der Kirche und darum herum, oft genug tatkräftig unterstützt von seiner rührigen Frau Berta: Betreuung des Gottesdienstes, das Einkleiden des Pfarrers und das Läuten (das bis zur Anschaffung eines elektrischen Antriebs mit langen Seilen im Glockenturm beim Haupteingang erfolgte), Fahnen an den kirchlichen Hochfesten aufhängen, Osterfeuer entzünden, sakrale Gegenstände pflegen. Und immer wieder das Laub der Linden vom Kirchplatz und der großen Treppe fegen.
Daneben war Franz Winterhalter in all diesen Jahren als Organist gefragt und leitete auch für einige Jahre den Oberharmersbacher Kirchenchor.
Besonderes Augenmerk legte Franz Winterhalter auf die Kirchturmuhr. Ungezählte Male stieg er die Stufen hinauf in den Turm unterhalb der Glocken, um kleinere Reparaturen auszuführen oder das Schlagwerk zu richten (bis 1990 die Gemeinde für das Schlagwerg eine Fernsteuerung installieren ließ).
Vier Jahrzehnte war Franz Winterhalter der gute Geist in Sakristei und Kirchturm, »Mädchen für alles« rund um die mächtige Oberharmersbacher Pfarrkirche St. Gallus, die er während seiner Amtszeit gekannt hatte wie kein zweiter. Über seine Erlebnisse in Sakristei und auf der Empore wusste er eine ganze Litanei runter zu beten, erinnerte sich an Angenehmes und Unerfreuliches, immer mit gefälligem Humor oder auch spitzen Bemerkungen. Als er einmal wegen eines Schadens an der Kirchturmuhr mit seinem Latein am Ende war und die Uhr länger stand, weil er einen Monteur rufen musste, meinte eine Frau mit Blick auf die falsch stehende Uhr: »Na Mesmer, was isch, schpinnt Kirchenuhr wieder emol?« Worauf der Mesmer-Franz konterte: »Wenn Du so alt bisch wie die Uhr, spinnsch au.«
Franz Winterhalter starb am 12. Juli 2000 im Alter von 81 Jahren.