Lösung: Unser Bild entstand in 1930er Jahren (vermutlich 1934). Es zeigt die Abteilung »Kraftsportverein der DJK« vor dem Barren des auf Kirchengelände angelegten Sportplatzes (im Hintergrund sieht man die »Seilerei«, die 2015 abgerissen wurde). Der damalige Pfarrer Ludwig Tröndle (1928 – 1952) bemühte sich schon kurz nach seiner Versetzung nach Oberharmersbach um Möglichkeiten für eine sportliche Betätigung der Jugend (allerdings nur für die männliche).
Als Ergebnis folgte am 16. Dezember 1930 die Gründung der »DJK« (Deutsche Jugendkraft). Präses dieses katholischen Vereins waren in den folgenden Jahren unter anderem auch die beiden Kapläne Hitzfeld und Gaudermann. Eine angeschlossene Fußballabteilung (der Namensvorläufer des heutigen SVO) feierte bald sportliche Erfolge,
eine Unterabteilung der DJK war auch die Kraftsportabteilung. Mitglieder des schon vor dem Ersten Weltkrieg gegründeten Turn- und Athletenverein fanden hier
neue Möglichkeiten, Geschick und Kraft zu messen.
Die DJK als kirchlicher Verein war alsbald den Nationalsozialisten vor allem auf örtlicher Ebene ein Dorn im Auge, denn sie machte dem allumfassenden Machtanspruch der NSDAP den Anspruch streitig, »die heranwachsende Generation zum Zwecke der politischen Erziehung in ihren Reihen zu erfassen«. Die DJK hatte als vielseitiger Sportverein in der überwiegend katholisch geprägten Gemeinde großen Rückhalt. Man suchte nur nach einem Anlass, um die DJK ins politische und gesellschaftliche Abseits zu stellen.
Der Anlass dazu war eher privater Natur. Während der Sonnwendfeier 1935, die wie üblich auf dem Sportplatz stattfand, ließen einige junge Rekruten ihrem Übermut freien Lauf (die allgemeine Wehrpflicht hatten die Nazis unter Verletzung des Versailler Vertrags am 16. März 1935 wieder eingesetzt). Der stellvertretende HJ-Scharführer Fritz Roser aus Unterharmersbach, in Zivil anwesend, verwarnte die vermeintlichen »Störer«, die sich ihrerseits nicht den Mund verbieten lassen wollten.
Als Roser sich gegen halb 11 Uhr nachts mit dem Fahrrad auf den Heimweg machte, lauerten ihm drei Beteiligte auf und erteilten dem wortgewaltigen Parteigenossen eine gehörige Abreibung (ganz so schlimm konnte der »Überfall« nicht gewesen sein, denn Roser suchte danach noch eine Gaststätte auf).
Der nächtliche Überfall wurde politisiert. Ohne genauere Überprüfung – »mitgegangen-mitgehangen« – wurden neun junge Männer, nämlich Albert Lehmann, Josef Lang, Fridolin Lehmann (der Onkel des Schreibers dieser Zeilen: Respekt!), Georg Winterhalter, Karl Boschert, Wilhelm Bleier, Wilhelm Lehmann, Otto Pfundstein und Wilhelm Haaser) wie Schwerverbrecher mit dem Polizeiauto anderntags abgeholt. In einem publizistisch aufgebauschten Prozess in Offenburg erhielten alle wegen gefährlicher Körperverletzung je drei Wochen Haft.
Ein ähnlicher Vorfall in Überlingen – ein Angehöriger der DJK hatte mit einem HJ-Mitglied eine körperliche Auseinandersetzung – führte dazu, dass nicht nur dort, sondern auch in Oberharmersbach die DJK aufgelöst wurde. Die Gestapo stürmte am 26. Juni 1935 das Vereinslokal »Adler«, zog die Fahne ein und beschlagnahmte das Vermögen. Mit einem generellen Verbot vom 25. Juli 1935 zerschlugen die Nazis alle DJK-Organisationen.
Kleine Anekdote am Rande: Die Bevölkerung stand hinter den jugendlichen »Gewalttätern«. Die Musikkapelle wollte die neun jungen Mitbürger nach ihrer Haftentlassung abholen. In einem Schreiben an die Gemeindeverwaltung war aber zuvor angedroht worden, dass die Musiker dann ihrerseits auch mit einer Haftstrafe rechnen müssten.