Die Befürchtungen, es könnten sich nach den Querelen der Vergangenheit für die Bürgermeisterwahl keine qualifizierten Bewerber melden, erwiesen sich von Anfang an als unbegründet. Dominika Hättig stand vom ersten Tage der Bewerbungsfrist zu dieser Herausforderung und mit Richard Weith, als ehemaliger Gemeindekämmerer für viele kein Unbekannter, folgte ein weiterer ausgewiesener Fachmann. Aleksandar Jotow war als kommunales unbeschriebenes Blatt allenfalls ein Zählkandidat, wie sich auch zeigte.
Dominika Hättig und Richard Weith haben in ihrem bisherigen beruflichen Werdegang genügend Erfahrung gesammelt, um sich für den Bürgermeisterposten zu empfehlen. Der Wähler hat sicher Kandidatin und Kandidat das Amt zugetraut. Was letztendlich dazu geführt hat, dass der Vorsprung für Richard Weith so deutlich ausfiel, wird in den nächsten Tagen die Spekulationen am Arbeitsplatz und am Stammtisch ins Kraut schießen lassen. Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler wird sich schon was dabei gedacht haben. Jedem war wohl klar, dass ein Neuanfang kommen muss und da scheint man mehrheitlich dem auswärtigen Kandidaten genau dies mehr zuzutrauen. Daran wird er sich, wie er selbst den Anspruch vorgab, messen lassen müssen.
Um die Aufgabe ist er in der Tat nicht zu beneiden. Umso mehr ehrt es beide, dass sie sich dieser Aufgabe stellen wollten. Und sie taten dies in aller Fairness im Wahlkampf, das ist gut so, schließlich müssen beide ab Januar im Rathaus miteinander arbeiten – und nicht gegeneinander.
Gräben haben die beiden im Wahlkampf nicht aufgeworfen, die wurden vorher ausgehoben. Richard Weith hat die Chance, hier wieder ein Miteinander zu schaffen. Dazu sind alle aufgerufen, hüben wie drüben, diesen Neuanfang, den die Wählerinnen und Wähler deutlich vorgeben, auch tatkräftig zu unterstützen. Der neue Bürgermeister steht vor einer Herkulesaufgabe. Er hat ja in seiner Dankesrede schon angedeutet, dass es »dicke Bretter« zu bohren gelte. Diejenigen zu überzeugen, die ihn nicht gewählt haben, dürfte dabei das kleinere Problem sein. Die klamme Finanzsituation dürfte ihm und dem Gemeinderat größeres Kopfzerbrechen bereiten. Der Schuldenstand eröffnet nur kleine Spielräume. Aber die Erwartungshaltung ist riesig, die Herausforderungen gewaltig: Die Weiterentwicklung der Gemeinde im Tourismus, die Sanierung der Gemeindestraßen, die Anbindung der Gemeinde an das schnelle Internet – die Liste der Herausforderungen ließe sich noch beliebig fortführen. Ein Kassensturz wird hier bald für Klarheit sorgen – und für eine Prioritätenliste der Gemeinde Oberharmersbach, Richard Weith ist gefordert. Es bedarf die Zuarbeit aller, um das Wohl der
Gemeinde zu fördern, wie der künftige Bürgermeister vorgab – und nicht persönliche Befindlichkeiten.