Ihre Kunstwerke zugunsten von Obdachlosen zu verkaufen – dazu brachte Aydana Schwab ein Artikel aus der Zeitung. »Da hab’ ich gelesen, dass es nach dem bislang sehr milden Herbst wahrscheinlich einen strengen Winter geben wird«, erzählt die 65-Jährige, »und dass es in den Obdachlosenheimen dann wahrscheinlich zu wenig Betten geben wird« – der coronabedingten Abstandsregelungen wegen.
Schnell fand Aydana Schwab, die seit 2014 mit ihrem Mann in Nordrach lebt und sich hier auch ein kleines Atelier hat einrichten können, eine Ansprechpartnerin für ihr Vorhaben: in Loretta Bös, der stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins »Pflasterstube« im St. Ursulaheim in Offenburg. Dieser gemeinnützige Verein leistet neben der medizinischen Versorgung auch soziale Hilfe für obdachlose Menschen, in Offenburg sowie in der gesamten Ortenau.
Am liebsten hätte Schwab »einfach so« einen Geldbetrag gespendet, wozu ihr jedoch die finanziellen Mittel fehlen. Die Durchführung der Kunstverkaufsaktion als Alternativlösung wollte sie eigentlich der Pflasterstube überlassen. »Frau Bös ist zurzeit aber dermaßen eingespannt mit dem Besorgen von Schlafsäcken und Matratzen und so weiter, dass sie mich darum gebeten hat.« Woraufhin die Nordracher Kunstschaffende bereits fleißig Handzettel verteilt hat.
»Jeden Abend, wenn ich in meinem weichen, warmen Bett lieg’, denk’ ich an diese Menschen auf der Straße«, erzählt die Rentnerin, warum sie auf die Idee kam, gleich zwei Parteien mit ihren Kunstwerken glücklich zu machen: »Einmal die, die mit ihnen beschenkt werden, und zum anderen die Obdachlosen.«
Sie selbst habe in ihrem Leben über Jahrzehnte hinweg erfahren, wie es ist, mit sehr wenig auskommen zu müssen, erzählt die gelernte Erzieherin. Im Laufe ihres breitgefächerten Berufslebens hat die vielfach Weitergebildete unter anderem einen Hort der offenen Jugendhilfe geleitet – in einem sozialen Brennpunkt.
Hilfe für im Leben Gestrauchelte
»Ich habe ein großes Herz für Menschen, die es im Leben nicht so locker geschafft haben, die gestrauchelt sind«, gewährt die als sozialpädagogische Betreuerin tätig Gewesene Einblick in ihr Innenleben. »Mein Vater war selbst ein Gestrauchelter«, berichtet sie. »Er hat den Krieg nicht verkraftet und ist dann zum Alkohol gekommen.« Das sei das Erste, was sie »so mitbekommen habe«, konstatiert die Mutter einer behütet aufgewachsenen Tochter: »Wie die Menschen verelenden können durch Kriege und Gewalt – das hat mich sensibilisiert.«
Überdies hat sie zwanzig Jahre lang »nebenher« kunsttherapeutisch im Hospiz gearbeitet und dort »Leute kennengelernt, die in ihrem Leben auf der Straße waren, ich habe da einiges erfahren.«
Bis nach Weihnachten nun will Aydana Schwab ihre Werke zugunsten der Pflasterstube Offenburg und Lahr veräußern und dieser das Geld direkt zukommen lassen, dabei lediglich die Materialkosten einbehalten.
Engel vor allem sind in den vergangenen drei Jahren ihre Motive gewesen. Mit selbst angerührter Eitempera auf Holztafeln oder auf Rinde und Schwarten gemalt – kleinformatig, »damit jeder sich das leisten kann.« Zum Wohle von Menschen, die sich keine feste Bleibe leisten können.
Eine Bildergalerie findet man unter www.zonerama.com/AydanasEngelreich, Tel. 07838-9554713, mailto info@schwab-thomas.de.