Am vergangenen Donnerstagabend hatten sich fünfundzwanzig neugierige Personen auf Einladung des Bildungswerks Nordrach im Nebenzimmer der Gaststätte Mühlstein eingefunden. Sie alle waren gespannt, wie sich der Autor Matthias Kluckert das Leben im Himmel in seinem Erstlingswerk vorstellt. Schulrat i. R. Bernd Antes begleitete die Vorlesung und stellte Fragen zum Inhalt.
Matthias Kluckert war in Begleitung seiner Ehefrau Juliane und seiner Mutter Dorothea auf den Mühlstein gekommen. Aufgewachsen in Nordrach, wohnt er aus beruflichen Gründen derzeit in Aschaffenburg und verbringt die Wochenenden zu Hause in Berlin, wo seine Ehefrau Juliane wohnt.
»Als Carl erwachte, war er schon tot. Aber er wusste es noch nicht«, so beginnt die heitere Geschichte, die aber auch zum Nachdenken anregt. Der 37 Jahre alte Winzer Carl Drechsler verunglückt tödlich mit seinem Traktor in den Reben, als er einen Moment unaufmerksam war. Statt sich mit seiner großen Liebe Isabel treffen zu können, wacht er als Toter im Himmel auf, in einer Art Sammelunterkunft mit Stockbetten. Der Engel Markus, ohne Flügel, empfängt die Verstorbenen mit strengem Befehlston. Alle Toten dürfen dort in einer Umgebung leben, wie sie es auf Erden gewohnt waren. Carl trifft unheimlich viele Verwandte, verwechselt sie des Öfteren, denn im Himmel sind alle gleich jung, so um die zwanzig Jahre alt. Im Himmel scheint immer die Sonne, Essen und Trinken sind keine Bedürfnisse, nur zum Genießen. Allerdings möchte jeder Verstorbene seiner früheren Beschäftigung nachgehen. Auch Carl möchte wieder als Winzer arbeiten, aber es gibt schon zu viele Winzer, die ihren Arbeitsplatz nicht aufgeben wollen. Ein Generationenkonflikt ist vorprogrammiert. Auch die Frauen wollen eine Veränderung der konservativen Himmelsordnung, die sie benachteiligt. Carl erkennt viele Ungerechtigkeiten, findet Mitstreiter und löst, bedrängt von ihnen, eine Revolution im Himmel aus.
Im Dialog mit Bernd Antes erfahren die Zuhörer, dass Matthias Kluckert die Idee für dieses Thema schon vor rund zwanzig Jahren bei der Beerdigung seines Opas bekam, »der jetzt an einem besseren Ort sei«. Immer wieder habe er darüber nachgedacht, bis er dann das Buch geschrieben habe, während zweier Urlaubszeiten. Wer kommt in den Himmel? Alle, auch Mörder! Ist der Himmel ein besserer Ort? Ja, aber auch dort gibt es Ungerechtigkeiten. Fragen über Fragen, für die Matthias Kluckert in seinem Roman irdische und originelle Lösungen anbietet. Einige Thesen sollte man sich auf jeden Fall merken: »Der Tod ist wahrscheinlich die beste einzelne Erfindung des Lebens. Er ist der Agent für den Wandel des Lebens. Er räumt mit dem Alten auf, um Platz für das Neue zu schaffen. Wer Veränderung möchte, muss selbst etwas dafür tun«.
Bernd Antes gelang es vortrefflich, im Dialog mit Matthias Kluckert die Beweggründe für das Schreiben des Romans zu erfahren und wesentliche Inhaltspunkte zu vertiefen. Auch die Gäste kamen zu Wort. Bernd Antes lobte Matthias Kluckert, weil er sich Gedanken darüber gemacht habe, wie es im Himmel zugehen könnte. Wie sähe der revolutionierte Himmel aus? Wenn er so wäre, wie ihn die Menschen wollten, wäre er sicher viel schlechter, meinte Kluckert.
Esther Echtle vom Bildungswerkteam dankte Matthias Kluckert und Bernd Antes für einen unterhaltsamen, auch nachdenklich stimmenden Abend und überreichte dem Autor, passend zur Lesung, das Buch »Der Himmel über der Ortenau«.