Das Nordrach-Taxi ist ein Erfolgsmodell. Seit dem Jahr 2015 übernimmt die Gemeinde die Hälfte der Kosten für Fahrten von und nach Nordrach. Bisher mussten die Fahrten genau protokolliert werden. Ab dem 1. März wird nun das Bezahl- und Abrechnungssystem über 5-Euro-Gutscheinkarten deutlich vereinfacht.
Foto: Hanspeter Schwendemann
Foto: Hanspeter Schwendemann»Das Angebot wird sowohl von der Bevölkerung als auch von Klinik- und Feriengästen sehr gut angenommen«, zieht Bürgermeister Carsten Erhardt Bilanz. Im Jahr 2015 wurde zwischen der Gemeinde Nordrach und dem Taxiunternehmen Schnurr vereinbart, dass die Gemeinde 50 Prozent der Kosten für Taxifahrten von und nach Nordrach trägt. Im Jahr 2016 haben 4.099 Fahrgäste dieses Angebot genutzt. Die Anzahl der Fahrten betrug 2.131. Der Zuschussbetrag der Gemeinde betrug 23.526 Euro. Die Zahlen für das Jahr 2017, so Bürgermeister, liegen auf einem vergleichbaren Niveau, sind aber noch nicht komplett abgerechnet. Die Zahl der Fahrgäste sei noch weiter angestiegen.
Im Jahr 2015 war Nordrach die erste Gemeinde im Ortenaukreis, die das 50-50-Taxi eingeführt hat. Inzwischen sind fünf weitere Gemeinden gefolgt und auch über den Ortenaukreis hinaus hat sich das Fördersystem ausgebreitet.
Bisher mussten die Fahrgäste auf einem Protokoll ihren Namen, Fahrziel und Anlass der Fahrt angeben. Dies machte der Gemeinde sehr transparent, wann und wohin die Taxifahrten gingen. Hauptziele waren die Ortsmitte Nordrach mit Einkaufsmarkt, Rathaus, Arztpraxis und Kirche. Viele Fahrten gingen nach Zell oder zum Bahnhof Biberach. Nachts nutzen vor allem junge Erwachsene das Taxi, um von Veranstaltungen wieder nach Hause zu kommen.
50-Prozent-Förderung bleibt bestehen
Ab dem 1. März 2018 muss der Fahrgast nun keine Angaben mehr machen. Ab dem 26. Februar verkauft die Gemeinde Nordrach Gutscheinkarten für 2,50 Euro. Diese haben bei der Taxifahrt einen Wert von 5 Euro. »Damit bleibt die 50-Prozent-Förderung auch in Zukunft bestehen«, betont Bürgermeister Erhardt.
Die Gutscheinkarten sind bei der Touristen-Info Nordrach erhältlich. Auch bei den Kliniken, Zimmervermietern und in Gaststätten, u.a. im
Café Erdrich, werden Gutscheinkarten für das Nordrach-Taxi angeboten. Insgesamt hat die Gemeinde Nordrach 2.500 Karten für den Umlauf herstellen lassen.
Ab dem 1. März können Fahrgäste je Taxifahrt, die als Ausgangspunkt oder als Ziel die Gemeinde Nordrach hat, maximal sechs Gutscheinkarten je Fahrt einlösen. Dies reicht zum Beispiel für eine Fahrt von der Reha-Klinik Klausenbach an den Bahnhof in Biberach. Die Gutscheinkarten können nur bei Fahrten mit dem Taxi-Unternehmen Schnurr eingelöst werden, da dieses der Kooperationspartner für die Gemeinde Nordrach ist. Die Karten werden vom Taxifahrer als Zahlungsmittel entgegengenommen. Die Firma Schnurr rechnet dann mit der Gemeinde ab und schließt damit den Zahlungskreislauf.
»Wenn es einen Nachteil gibt, so den, dass man künftig im Vorfeld einer Taxifahrt die Gutscheinkarten erwerben muss«, stellt Bürgermeister Erhardt fest. Er betont aber auch, dass Feriengäste nicht benötigte Taxikarten am Urlaubsende bei der Gemeinde wieder zurückgeben können und den Kaufpreis ohne Verlust erstattet bekommen.
Zusätzliche Buslinien werden kaum genutzt
Die Statistik, die mit dem Nordrach-Taxi geführt wurde, diente der Gemeinde Nordrach gegenüber dem Landratsamt und den Verkehrsbehörden auch als Nachweis dafür, dass im Ort Bedarf am öffentlichen Nahverkehr besteht. Deshalb wurden im Jahr 2017 zusätzliche Buslinien eingeführt. Wochentags ist Nordrach von 6 bis 18 Uhr nun fast im Stundentakt erreichbar. Auch am Samstag und Sonntag fährt der Linienbus.
»Allerdings wird hauptsächlich Luft von Zell nach Nordrach und zurück befördert«, macht Bürgermeister Erhardt das ernüchternde Ergebnis deutlich. Nur ganz wenige Fahrgästse nutzen das Angebot. Wunsch und Wirklichkeit würden beim ÖPNV deutlich auseinanderklaffen. Mit dem Ortenaukreis wurden Projektzeiten für die zusätzlichen Buslinien vereinbart. Diese betragen sechs Monate für die Wochenendlinien und ein Jahr für die zusätzlichen Werktagsverbindungen. »Es fällt schwer, sich von einem Projekt nach kurzer Zeit wieder zu verabschieden zu müssen, für das man sieben Jahre lang gekämpft hat«, appelliert Bürgermeister Erhardt an die Bevölkerung, die neu geschaffenen Busverbindungen zu nutzen.
Aber er ist sich auch bewusst, dass das Taxi gegenüber der Buslinie im weit verzweigten Nordrachtal eindeutige Vorteile hat. Mit dem Taxi könne man bis vor die eigene Haustür fahren und zudem seine Einkäufe oder sein Reisegepäck einfach mitführen. »Bequemlichkeit siegt« laute die einfache Formel, die gegen den Linienbus und für das Nordrach-Taxi spreche. Wenn sich der Ortenaukreis aufgrund der geringen Nutzungszahlen wieder aus der Förderung der zusätzlichen Busverbindungen verabschiedet, dann müsse der Gemeinderat darüber entscheiden, ob die Gemeinde selbst die Kosten trägt, um das Angebot fortzuführen.





