NahDa-Zentren verspricht eine multifunktionale Lösung für die schwindende Infrastruktur im ländlichen Raum. Doch passt ein solches Projekt in den Entwicklungsplan der Gemeinde Biberach?
In vielen ländlichen Gemeinden klafft eine Versorgungslücke: Lebensmittelgeschäfte im Ortskern werden weniger, gastronomische Angebote sind nur noch sporadisch vertreten und die medizinische Versorgung dünnt aus.
Genauso ist es auch in Biberach: Der Edeka-Markt hat geschlossen und wird wohl auch nicht mehr öffnen, Bäcker machen ihre Läden zu, das Gasthaus „Kreuz“ hat seine Dienste eingestellt. Über den Hausarzt ist man froh und hofft, dass er noch viele Jahre praktiziert. Fachärzte gibt es nicht. Eine Situation, die Biberach nicht als gottgegeben hinnehmen will.
Entscheidung vertagt
In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Bürgermeister Jonas Breig das transnationale Leader-Projekt „NahDa“ (Nachhaltige Daseinsvorsorge) vor. Es setzt auf bürgerschaftliche Initiativen. In Biberach hat das schon einmal richtig gut funktioniert. Mit der Nachbarschaftshilfe „Hilfe von Haus zu Haus“. Doch ist es gerade der richtige Zeitpunkt, in „NahDa“ einzusteigen? Mit dem Gemeindeentwicklungskonzept hat sich Biberach bereits auf den Weg gemacht, die Stellschrauben zu finden, wie Biberach ein Ort bleiben kann, der langfristig eine gute Lebensqualität bietet. Die Ergebnisse stehen noch aus. Sie werden in einer Klausurtagung im November diskutiert. Am Ende einer langen Vorstellung und umfassenden Diskussion wurde aus diesem Grund am Montag der Tagesordnungspunkt schließlich abgesetzt. Man will erst die Klausurtagung abwarten. Ein Beschluss pro oder contra „NahDa“ ist aber auch noch Anfang nächsten Jahres möglich, weil das Ministerium den aktiven Start der Leader-Projekte nach hinten schiebt.
SPES e.V. will begleiten und unterstützen
Am Montag stellte Ingrid Engelhardt vom projektbegleitenden Verein SPES e.V. trotzdem „NahDa“ vor. Sie sieht eine große Chance: Überall im Land könne man sehen, dass sich Bürger*innen projektbezogen engagierten, vor allem wenn sie diese Projekte selbst beträfen: „Wir müssen den Menschen begleiten und unterstützen bei der Gestaltung ihres Lebensraumes“, betonte Engelhardt. Ihr Verein hat viele Modelle entwickelt, wie man das Leben im ländlichen Raum auch in Zukunft gut gestalten kann. Eines davon ist NahDa mit den NahDa-Zentren.
Die Idee vom NahDa-Zentrum
Unter einem NahDa-Zentrum versteht SPES einen multifunktionalen Raum, der den spezifischen Bedürfnissen einer Gemeinde gerecht wird. Es kann eine Einkaufsmöglichkeit bieten, medizinische und soziale Versorgung, Gastronomie, Post- und Paketdienstleistungen. Es kann eine Begegnungsstätte sein, Co-Working-Space, Kreativ-Werkstätte, Kulturraum und/oder barrierefreien, bezahlbaren Wohnraum für Jung und Alt bieten. Anstatt neue Gebäude zu errichten, werden NahDa-Zentren idealerweise in bestehenden, leerstehenden oder untergenutzten Gebäuden im Ortskern entwickelt. Im Rahmen des NahDa-Prozesses werden Gemeinden und ihre engagierten Bürgerinnen von SPES e.V. in verschiedenen Phasen begleitet: Von der Konzeption multifunktionaler Zentren bis zur Wirtschaftlichkeitsprüfung, von der Abstimmung der Nutzungskonzepte mit potenziellen Standorten bis zum Aufbau einer tragfähigen Betreiberstruktur und zur Einbindung gewünschter Partner. Dabei ist intensive Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung von zentraler Bedeutung, um möglichst viele Bürger in der Gemeinde zu erreichen und eine hohe Identifikation mit dem NahDa-Zentrum zu schaffen.
Den kompletten Beitrag finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.




