»Wir lieben einfach die Atmosphäre hier«, strahlt ein Ehepaar, »wir kommen extra immer aus Offenburg hierher.« Pandemiebedingt zwei Sommer lang mussten sie dürs ten, bis es am vergangenen Mittwochabend endlich wieder so weit war: Der erste der diesjährigen Biberacher Tavernenabende fand statt.
Schon weit vor dem offiziell für 19.30 Uhr angesagten Start finden sich froh gelaunte Gäste ein – Einheimische ebenso wie aus nah und fern Kommende. Als sich 400 bis 500 erwartungsfrohe Menschen in der neu gestalteten Ortsmitte versammelt haben – bei hochsommerlichen Temperaturen unter strahlend blauem Himmel – gibt es für die an diesem Abend aufspielende Band kein Halten mehr. Schon um 19.15 Uhr nimmt Gitarrist und Bandsänger Hans Hönninger das Mikrofon in Betrieb und begrüßt die Zuhörer.
Bürgermeisterstellvertreter Hans-Peter Fautz tut es ihm nach: »Eigentlich hätte ja auch unser Bürgermeister Jonas Breig Sie alle gerne begrüßt«, betont er, »aber der ist in den Flitterwochen, und das hat er sich verdient!«
Das Badner Lied, das Hans-Peter Fautz mit wohltönender Stimme noch selbst ins Mikrofon schmettert, sorgt gleich zu Anfang für wohlige Heimatgefühle. Mit »Liebe kleine Schwarzwaldmarie« geht es weiter, bevor »Hans und seine Oldies« genau das zum Besten geben: Oldies als Live-Musik für jung und alt. Stimmungsvoll covert die fünfköpfige Band Hits aus den 60er- bis 80er-Jahren. Ob Schlager oder Walzer, Rockmusik oder Blues: Alles ist dabei, und alles auf jeden Fall tanzbar.
Ruckzuck wird die große freie Fläche vor der Bühne dann auch von tanzenden Paaren in Beschlag genommen. Getanzt wird jedoch auch an anderer Stelle, direkt vor dem Rathaus. Hier frönen fröhliche Menschen ihrer Leidenschaft für den Gruppentanz, Hitze hin oder her. Die fordert dennoch ihren Tribut: »Es muss sich in Grenzen halten«, spricht einer der Tänzer seinen Mitstreitern feixend aus der Seele. Ebenso lachend wie schweißgebadet nimmt er sich mit seiner Partnerin eine Pause von der Tanzfläche.
Auszeit vom Alltag
Zumindest innerlich zu tanzen scheinen viele derjenigen, die an Tischen und Bänken Platz genommen oder sich vielfach in geselligen Gruppen an den Stehtischen eingefunden haben. Wer sich nicht mit seinen Nachbarn unterhält, dessen Hände oder Füße wippen nicht selten im Takt der Musik, oder er singt leise mit: bei den nur zu bekannten Refrains von Ohrwürmern wie »Marina« oder »Mendocino« oder »Country Roads« oder »Das ist Wahnsinn«.
Auch der Hit »Dance the night away« ist dabei.« Die ganze Nacht durchtanzen dürfen wir zwar heute nicht«, ruft der 72-jährige Bandleader Hans Hönninger dem Publikum zu, aber wir haben ja noch bis 22 Uhr Zeit.«
Dass man dann, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist, bis teils weit über 1.000 feiernde Leute auf dem Platz habe, weiß der Biberacher Fußballclub FVB aus Erfahrung. 40 Vereinsmitglieder sind es denn auch, die mit Speis’ und Trank für das leibliche Wohl des Tavernenpublikums sorgen, und sie alle wirken völlig entspannt. Kein Wunder, »wir haben das vor Corona schon mindestens zehn Jahre gemacht«. Weil nicht jeder der Ortsvereine den immensen Aufwand leisten kann, wird der FVB bei noch einem weiteren der immer mittwochs im August stattfindenden Tavernenabende die Bewirtung übernehmen.
Bei dem Begriff »Taverne« handelt es sich um eine alte Bezeichnung für eine Gaststätte, auch Tafern- oder Tavernwirtschaft genannt. Dem Wirt verlieh der Landesherr die Konzession (das sogenannte Tafernrecht) dafür, dass er auch große Fest ausrichten und dabei Alkohol ausschenken durfte.
Zum Auftakt der diesjährigen Biberacher Tavernenabende waren auch die »Vereinsrentner« des FVB mit eingebunden: »Die haben von heute Morgen halb zehn bis mittags um eins den Aufbau gemacht«, erzählt der FVB-Vorsitzende Volker Heizmann und ist gleich wieder auf dem Sprung, weil ob seiner Versiertheit überall gefragt an diesem Abend, »wegen organisatorischer Dinge«, schmunzelt er.








