»Eigentlich könnten wir die Steine da draußen vor den Fenstern anmalen«, erinnert sich Anette Isabo an die Geburt einer spontanen Idee nach der Flutkatastrophe im Juli, »und diese Steine könnten wir dann doch grad´ spenden für die Hochwasseropfer.«
Die ebenerdigen Fenster sind jene des großen Raumes, in dem die bildende Künstlerin und Kunsttherapeutin Kurse unter anderem für Kinder und Jugendliche gibt. Und die in einer dicken Schicht davor liegenden Steine sind mit ihren glatten Oberflächen wie geschaffen dafür, verziert zu werden und damit Restfarbe vor dem Wegwerfen zu bewahren.
»Sonst immer haben wir die Farben, die am Ende eines Kurses auf den Paletten übrig geblieben sind, auf einer großen Leinwand zu einem gemeinsamen Bild vermalt«, erzählt Anette Isabo, »aber jetzt gestalten die Kinder in den letzten Kursminuten die »Glückssteine« damit und sind immer ganz begeistert bei der Sache.«
Kein Wunder. Denn zusammen mit einem von den Kindern selbst beschriebenen Schild liegen die Steine für jedermann ausgebreitet auf einem Klapptisch. Am Feldrand steht dieser, vor dem ehemaligen Bahnwärterhäuschen, das die 50-Jährige zu ihrem kreativen Künstlerzuhause umgebaut hat.
Ein schmales Sträßchen und ein Feldweg kreuzen sich hier, außerhalb des Ortes, häufig von Fußgängern und Radfahrern frequentiert, hin und wieder fährt langsam ein Auto vorbei. Und immer wieder hält jemand an. Vor dem Klapptisch. Sucht sich einen Glücksstein oder mehrere aus und wirft für jeden Stein einen Euro in das von den jungen Kursteilnehmern gebastelte Kassen-Kästchen.
»Von Anfang an haben wir gesagt: »Diese Glückssteine sind Symbole. Die sollen den Leuten, die sie kaufen, genauso Glück bringen wie den Überschwemmungsopfern«, freut sich die auch sonst karitativ engagierte Künstlerin, »seit August haben wir jetzt schon fast 200 Euro zusammenbekommen.« Und sie betont: Auch wenn diese Summe am Gesamtschaden gemessen sehr gering erscheine, so sei es doch jeder Euro wert.
»Mir ging es auch darum, dass die Kinder selbst erleben: Wir machen jetzt eine gute Tat, und das kommt dann irgendwo an.« Das begann bei den Eltern, die Steine kauften. »Zur Abholzeit am Kursende haben die Kinder aus dem Fenster geguckt und gesehen, wie die Leute die Steine anschauen und dann Geld in die Spendenkasse warfen. Da ist den Kindern das Herz aufgegangen – diese Freude und diese strahlenden Augen!«
Inzwischen gibt es zudem bemalte Kürbisse für Spendenwillige. Auch ein hübscher bunter, von der 13-jährigen Megan Asberger bemalter Holzstuhl fand einen großherzigen Abnehmer.