Ein eindeutiges Bekenntnis zur Freiwilligen Feuerwehr legte der Gemeinderat im Rahmen seiner Sitzung am Montag- abend ab. Einstimmig wurde der Feuerwehr-Bedarfsplan für die Jahre 2019 bis 2023 bewilligt. Er weist einen Investitionsbedarf von rund 170.000 Euro aus – der größte Anteil entfällt dabei auf die Neuanschaffung eines Gerätewagens.
Laut Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg (FwG) hat jede Gemeinde auf eigene Kosten eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Um Zuschüsse zur Ersatzbeschaffung von Feuerwehrfahrzeugen zu erhalten, fordert das Landratsamt die Erstellung und Vorlage eines entsprechenden Bedarfsplanes. Die Biberacher Feuerwehr hat zu diesem Zweck erstmals einen solchen Bedarfsplan in Eigenregie in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung erstellt. Kommandant Klaus Disch präsentierte das umfangreiche Werk dem Gemeinderat und skizzierte die wichtigsten Inhalte.
Inhalt des Bedarfsplans
Zentrale Punkte des Bedarfplans sind unter anderem die Analyse der Gemeindestruktur und Auflistung der daraus entstehenden Risikofaktoren. Ebenso wird die örtliche Feuerwehrstruktur dargestellt und deren Leistungsfähigkeit bewertet. Um die Weiterentwicklung der Feuerwehr zu gewährleisten führt die Maßnahmenliste den Investitionsbedarf in den nächsten Jahren auf.
Biberach, als eine der am stärksten wachsenden Gemeinden im Ortenaukreis stellt breit gestreute und besondere Anforderungen an die örtliche Feuerwehr. So sind die stark frequentierten Verkehrswege auf dem Gemeindegebiet sowie die beiden beschrankten Bahnübergänge im Ortsteil Fröschbach in den letzten Jahren besondere Unfallschwerpunkte. Ebenfalls verstärkt wird in Zukunft mit Unwetter-Einsätzen gerechnet. Besonderes Augenmerk gilt hierbei dem Hochwasserschutz. Eine entsprechende Planung hierfür ist in Biberach in Bearbeitung. Schon bei den Vorgesprächen wurde deutlich, dass das Feuerwehrgerätehaus zur Einrichtung eines Krisenstabs mit einer Notstromversorgung nachgerüstet werden muss.
Auch die große Anzahl an Gewerbebetrieben ist eine Herausforderung für die Floriansjünger. Durch eine regelmäßige Begehung der Betriebe werden die Ortskenntnisse und das Bewusstsein für mögliche Gefahrenquellen aufgefrischt. Zudem berät die Feuerwehr über vorbeugenden Brandschutz und unterstützt die Betriebe bei der Ausbildung von Brandschutzhelfern.
Ein besonderes Augenmerk hat der Bedarfsplan auf stark frequentierte Gebäude und Versammlungsplätze. Hier sind insbesondere die Schulen und Kindergärten im Fokus, aber auch die zahlreichen Gastronomiebetriebe und eine Vielzahl von privaten Zimmervermietern. Erschwerend kommt hinzu, dass drei große Beherrberungsbetriebe im Außenbereich ansässig sind und nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen sind, so dass die Löschwasserversorgung im Ernstfall eine Herausforderung darstellt.
Nachwuchsförderung
Um die Einsatzfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr auch für die Zukunft zu gewährleisten ist die Nachwuchsförderung von zentraler Bedeutung. Hier ist die Biberacher Wehr mit der seit 1997 bestehenden Jugendfeuerwehr und der erst kürzlich gegründeten Kinderfeuerwehr auf einem guten Weg. »60 Prozent der Einsatzabteilung stammen aus einer Jugendfeuerwehr« erläuterte Kommandant Klaus Disch. Die Biberacher Gesamtwehr zählt 54 Angehörige, darunter vier Frauen. 37 Aktive gehören der Abteilung Biberach an, 17 weitere Feuerwehrleute leisten in der Abteilung Prinzbach ihren Dienst. In der Jugendfeuerwehr sind 16 Mitglieder aktiv und die Altersabteilung hat 21 Angehörige. Dass die Biberacher Wehr einsatzbereit ist, dokumentiert auch der Bedarfsplan. Im Zeitraum von 2015 bis 2017 erreichte die erste Löschgruppe Biberach immer in max. 10 Minuten nach Alarmierung den jeweiligen Einsatzort. Die integrierte Leitstelle Ortenau attestierte einen Erreichungsgrad von 100 Prozent.
Steigende Anzahl von Einsätzen
Auch wenn die Zahl der Einsätze starken Schwankungen unterliegt, lässt sich doch im Laufe der Jahre eine stete Zunahme verzeichnen. Im Schnitt kommen auf die Biberacher Feuerwehrkameraden 20 Einsätze im Jahr zu. Mit lediglich 11 Einsätzen war 2015 ein sehr ruhiges Einsatzjahr, während 2017 mit 33 Einsätzen ein Höchststand verzeichnet wurde. Im vergangenen Jahr rückte die Biberacher Feuerwehr zu 24 Einsätzen aus.
Investitionen
Um diese Einsatzbereitschaft weiter gewährleisten zu können benötigt die Feuerwehr bis 2023 umfangreiche Investitionen in Höhe von rund 170.000 Euro. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Neubeschaffung eines Gerätewagens mit Ladebordwand. Zur Zeit nutzt die Biberacher Wehr einen 28 Jahre alten Mannschaftstransportwagen, der 2016 in Eigenleistung zum Gerätewagen umgebaut wurde. Dieses Fahrzeug, das noch bis September 2020 TÜV hat, weist jetzt jedoch erhebliche Mängel auf und muss dringend ersetzt werden. Hierfür sind 105.000 Euro veranschlagt. Damit das Fahrzeug bis September 2020 termingerecht beschafft werden kann, muss bis spätestens 15. Februar 2019 ein Antrag auf Zuschuss beim Landratsamt eingereicht werden. Nach Vorlage des Bewilligungsbescheides kann dann die Ausschreibung und Vergabe erfolgen.
Im Zeitraum 2021 bis 2023 steht zudem die Ersatzbeschaffung eines gebrauchten Mannschaftstransporters im Bedarfsplan. Dieser soll der Gesamtwehr dienen, aber in Prinzbach stationiert werden. Mit dem aktuellen Prinzbacher Einsatzfahrzeug können nur 6 Feuerwehrkamaraden transportiert werden. Die restlichen Helfer müssen mit dem Privatfahrzeug zum Einsatzort fahren. »Ein auf Dauer nicht hinnehmbarer Zustand« argumentierte Kommandant Klaus Disch. Die Prinzbacher Feuerwehrkameraden sind sogar bereit einen Teil ihrer kürzlich erhaltenen Jubiläumsgabe für diese Anschaffung beizusteuern. Eine Information die von den Gemeinderäten mit respektvollem Applaus bedacht wurde.
Unterstützung für die Feuerwehr
»Danke für diese gute und strukturierte Zusammenstellung« zollte Bürgermeisterin Daniela Paletta Feuerwehrkommandant Klaus Disch ihre Anerkennung. »Viele Gemeinden lassen den Feuerwehr-Bedarfsplan von Dienstleistern erstellen. Durch die Ausarbeitung in Eigenregie hat die Feuerwehr viel Geld eingespart.« Um diese Arbeit zu honorieren unterbreitete sie ein besonderes Angebot: »Mitglieder der Feuerwehr, die 70 Prozent der Proben besuchen, bekommen von der Gemeinde eine Familienkarte für das Waldterrassenbad«.
Auch aus dem Gemeinderat gab es nur positive Resonanz auf den umfangreichen Bedarfsplan. Bürgermeister-Stellvertreterin Angelika Ringwald brachte es unter Applaus auf den Punkt: »Unsere Feuerwehr ist für die Gemeinde so wichtig, dass sie unsere volle Unterstützung verdient«.
Maßnahmenliste 2019 bis 2023
2019/20: Beschaffung eines Gerätewagens mit Ladebordwand 105.000 €
2019: Einrichtung einer Kinderfeuerwehr 1.000 €
2019: Umbau und Nachrüstung LF 8/6 5.000 €
2019: Umbau und Nachrüstung TSF/W 5.000 €
2019: Einrichtung einer Notstromeinspeisung 3.000 €
2021-23: Beschaffung eines Mannschafttransportwagens (gebraucht) 30.000 €
2021-23: Beschaffung von vier Rollcontainern für GW-T 20.000 €