Rund 130 Gäste begrüßte Pfarrer Bonaventura Gerner zum Auftakt des Festwochenendes im Biberacher Rietsche-Saal, darunter eine Vielzahl von Ehrengästen. Mit Festreden, Vortrag, einer Ausstellung, Harfenmusik und anschließendem Umtrunk wurde am Samstagabend ein Jubiläum gefeiert, das jedoch nur in Teilen eines ist.
»Vor genau 400 Jahren hat der einstige Bischof Leopold I. von der Diözese Straßburg verfügt, dass sich die Gemeinde Biberach von der Zeller Kirchenverwaltung ablösen und eine eigene Pfarrei werden kann«, erläuterte Bürgermeisterin Daniela Paletta in ihrer Glückwunsch-Ansprache.
Anlässlich dieses Jahrestages betonte sie, dass die katholische Pfarrgemeinde St. Blasius mit ihren ehrenamtlichen Helfern heutzutage weitaus mehr sei als »einfach nur ein Veranstalter von Gottesdiensten« und daher aus dem Alltag in Biberach nicht mehr wegzudenken. Als Zeichen des Dankes und der Anerkennung der vielfältigen sozialen und kulturellen Aktivitäten kündigte Biberachs Oberhaupt einen Geldbetrag zur Unterstützung der Pfarrei und deren Arbeit an.
Pfarrer rund 100 Jahre später
Pfarrer Bonaventura Gerner wiederum dankte neben einer Vielzahl von Helfern auch der Pfarrgemeinde-Sprecherin Erika Rieger. Dabei legte der Leiter der Seelsorgeeinheit Zell dar, dass das Jubiläum der Pfarrei Biberach ein rein kirchenrechtliches ist. Denn zwar wurde die Pfarrei 1618 errichtet. Erst 1715 jedoch gab es einen eigenen Pfarrer, der zudem erst seit 1722 auch im Ort lebte – ganze 500 Jahre nach der urkundlichen Ersterwähnung Biberachs also.
Dessen letzter eigener Pfarrer ging 2009. »Das heißt aber nicht, dass Sie seither hier in Biberach schlecht betreut sind«, betonte Pfarrer Gerner und resümierte:»Der heutige Festtag ist die Ermutigung, dem eigenen Glauben Raum zu geben und weiter zu wachsen und das Leben der Pfarrgemeinde St. Blasius in Verbindung mit der Seelsorgeeinheit zu gestalten.«
Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Ansgar Horsthemke, stellte am Rednerpult fest: »Was hat die Pfarrei nicht schon alles gesehen«. Den 30-jährigen Krieg führte er beispielhaft auf, Absolutismus, Bauernbefreiung, industrielle und badische
Revolution, die beiden Weltkriege.
»Es braucht Menschen, die für andere da sind.«
Die Herausforderungen ständigen Wandels habe die Pfarrgemeinde Biberach respektive die sie tragenden Menschen immer angenommen und für sich positiv genutzt, stellte Ansgar Horsthemke heraus. »Ob es die sichtbaren baulichen Veränderungen an den kirchlichen Gebäuden waren, oder die Anpassung an neue Strukturen und Organisationseinheiten, die eher weniger sichtbar sind.« Er wünschte auch weiterhin »das notwendige Quäntchen Glück und vor allem Gottes Segen für die kommenden 400 Jahre.«
Im Namen der evangelischen Kirche war es Pfarrer Reinhard Monninger, der gratulierte und als »bildhaftes Grußwort« ein zum Einpflanzen bestimmtes Apfelbäumchen überreichte. In vielsagender Weise trug das genau zwei der paradiesischen Früchte.
In einem mit viel Humor gewürzten und frei gehaltenen Vortrag gab Dieter Petri einen Überblick über die wechselhafte – und sehr eigene – Geschichte der Pfarrei St. Blasius. Mal lauschte das Publikum gebannt, mal lachte es schallend ob der teils anekdotenhaft vorgetragenen Historie.
Zum Abschluss erläuterte Josef Ringwald, Vorsitzender des Historischen Ortsvereins, die begleitende Ausstellung, die aus Dokumenten und kirchlichen Gegenständen der Pfarrei Biberach im Rietsche-Saal zusammengetragen worden war.
Musikalisch begleitet wurde der zweieinhalbstündige Festakt durch das berührende Harfenspiel der jungen Geschwister Annemarie und Magdalena Laifer, die für ihre Darbietungen langanhaltenden Sonderapplaus erhielten. Bei einem Umtrunk mit
gemütlichem Zusammensein klang der Abend aus.





