Unter dem Motto: »Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter – mir sind Biberacher Fasentskinder« präsentierte sich der gestrige Biberball im Wandel der Jahreszeiten. Vom kauzigen Osterhasen bis zum »bast-berockten« Nikolaus reichte dabei die närrische Spannbreite – und Bürgermeisterin Daniela Paletta wurde »kräftig der Kopf gewaschen«.
Schon die vier Tanzgruppen des Abends nahmen sich das Motto zu Herzen und überzeugten jede auf eigene Art. Während das Kinderballett als süße Skirennfahrer, ausstaffiert mit Skibrille und Rennanzug, und einem flotten Tanz begeisterten, begab sich das Gemischte Ballett auf eine musikalische und tänzerische Reise. Mit Schirm und Regenmantel gewappnet tanzte man zu »singin‘ in the rain« und träumte doch von »Viva – Espagna« und heißem Temperament im sonnigen Süden. Sportlich gab sich das Damenballett und legte einen rhythmischen Tanz im Cheerdance-Style auf das Parkett der Narrenbühne. Vom »Winterblues« befallen waren dann letztendlich die Nikoläuse, welche das Männerballett mimte. Unter dem roten Umhang ließ sich das Südsee-Baströckchen nicht lange verbergen – kaum gelüftet, steppte der Bär und die kraftstrotzenden Burschen eroberten den Narrensaal.
Kniefall vor dem Biber
Falls Bürgermeisterin Daniela Paletta zur Eröffnung des Biberballs noch dachte, dass der Narrenbrunnen mit den »lebendigen« Figuren der Biberacher Fasent nur Dekoration sei, wurde sie schnell eines besseren belehrt. Flankiert von zwei Bibern wurde sie vom Saal direkt auf die Bühne geführt. Oberbiber Andreas Schmider setzte der verdutzten Rathaus-Chefin, die erst vor wenigen Stunden mit Narrengewalt ihres Amtes enthoben wurde, eine quietsche-bunte Badekappe auf. Ohne Umschweife nahmen die Dinge ihren Lauf: am Brunnentrog, vor der Biberfigur kniend, nahm Daniela Paletta eine »waschechte« Bibertaufe entgegen. Nach zwei gut gefüllten Schöpfkellen, streifte sie unter dem Beifall des Narrenvolkes die schützende Badekappe ab und ließ das nasse Element über sich ergehen.
Ein schweres Los hatten auch die Akteure beim Närrischen »Maibaumstellen« zu tragen. Hier in Form eines »mächtigen Stomme us’m Reiherwald«. Nachdem eben dieser »Stomme« mit einem »Elektro-Biber« auf bühnentaugliches Format gesägt wurde, ging man zum geselligen Teil über und wühlte nebenbei im »Schnitzer-Kästle«, dass so manchem Mitbürger die Ohren geklingelt haben. Bestimmt auch den »Wutbürgern aus der Hochhaussiedlung im Osten«.
Ebenfalls nach Schnitzern war der »Osterhase« auf der Suche. Gemeinsam mit seiner Aushilfe zog man quer durch die Gemeinde und brachte manche Anekdote ans Tageslicht. Außer in Prinzbach! »Da hilf‘ ich dir nit – denn do gibt es jo schu gnug vum »Haase«-Clan« rechtfertigte sich der »Leih-Hase« von der Agentur »Rent a rabbit«.
»Turbulent und spektakulär« versprach das 1. Biberacher Extrem-«Turmspringen« zu werden. Neben dem »Baywatch«-Biber, einem hasenfüßigen »Ghost Buster«-Bergwerksgeist sowie dem »Titanic« versunkenen Narrenrat trat auch noch eine »Sexbomb« von Reiherhexe an. Diese ward jedoch nach dem Abheben vom Sprungturm dank »Besen-Antrieb« nicht mehr gesehen. Als eindeutiger Sieger dieses Narrenwettkampfes wurde die Biberacher Fasent auserkoren.
»Fly baby fly« hieß es bei der Narren-Airline im »Flugzeug«. Auf der Flucht vor dem Herbst steuerten sie das sonnige Mallorca an, und hatten dank zweifelhaftem Service allerlei Kapriolen zu überstehen.
»Alles wird neu – nix bleibt beim Alten«
Mit spitzer Zunge in Reim und Vers kommentierte das »Hongerersteiwibli« alias Peter Baumann das Dorfgeschehen. »Bibere wird geteilt in West un Ost – man muss nur druf achte, dass es nit viel kost‘. Für ä Rothus hän sie bim Kiosk g’schaut – und glich mol dron angebaut« spielte er auf die Diskussionen um den Bebauungsplan »Östlich der Bahnlinie«. Doch nicht nur Biberach liegt im Blickfeld vom »Hongerer Stei« auch im schönen Prinzbach läuft nicht alles gerade aus. »In Prinzbe und im Erzbe, lässt sich nicht mehr gut wohne – Die Datengeschwindigkeit taugt nicht die Bohne. Dank mangelnder Bit gibt man die E-Mail besser dem Milchwagen mit!« donnerte er wortstark.
Ganz ohne Worte kamen hingegen Evi Lehmann und Martina Schmieder mit ihrer originellen Pantomime-Nummer aus. In einem urkomischen Duell auf der Parkbank sollte sich zeigen, wer denn mehr her macht: Die kultivierte Dame von Welt mit Make-up und Zigarillo oder doch eher die bodenständige Bauersfrau mit fein gesiebtem Mehl und dickem Stumpen. Ein gestenstarker Auftritt, der viel Applaus einheimste und ein klares Ergebnis brachte – nicht nur dank der geräucherten Bratwurst, die ins Publikum flog.
Biberacher lieben die Fasent
Einen fliegenden Übergang vollbrachten die »kleinen Strolche« in ihrer starken Nummer. Vom Kasperle-Theater mit Kriminalfall ums »Fasentbrötle« schwenkten sie nahtlos zum »Alte-Schachtel-Ballett« um. Hier war jedoch der Fokus weniger auf Tanz ausgerichtet, vielmehr ging es darum, auf Männerfang zu gehen – und da war jedes Mittel recht. Ein besonderes Highlight des schwungvollen Biberballs. Das Schlusslied brachte es dann auch treffend auf den Punkt: »Narri – Narro – wir lieben die Fasend – des isch unser Ding!«