Die CTG Group GmbH in der Ahfeldstraße 5 ist ein junges Unternehmen, noch kein Vierteljahr alt. So sehen es ihre beiden Geschäftsführer Christiane Schilli und Frank Müller, die sich von der vorherigen Firma Mebi abgrenzen und sagen: »Wir fangen bei Null an«.
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Über fünf Jahrzehnte ist die Firma Mebi in Biberach und darüber hinaus für ein erfolgreiches mittelständisches Familienunternehmen gestanden, das sich aus kleinsten Anfängen entwickelt hatte und zu Hochzeiten nahezu hundert Beschäftigten und ihren Familien Lohn und Brot gegeben hat. Gemessen an dieser langen Erfolgsperiode sind die Turbulenzen der letzten Jahre eine recht kurze Zeitspanne, aber sie haben das Bild von Mebi negativ geprägt. Begonnen hatte die Talfahrt mit der Weltwirtschaftskrise 2009, und am Ende stand nach zwei Insolvenzen das endgültige »Aus« der Mebimetal GmbH & Co. KG zum 31. Juli diesen Jahres.
Christiane Schilli und Frank Müller empfinden diesen jüngstenTeil der Firmengeschichte durchaus als Hypothek. »Wir haben nichts mehr mit der Vorgängerfirma zu tun«, betonen die beiden Geschäftsführer der CTG Group GmbH, welche am 2. August 2016 gegründet und am 10. August ins Handelsregister eingetragen wurde. Für den Neuanfang stehen nach außen hin eine hellere Optik des Firmengebäudes und die neue Adresse Ahfeldstraße 5, welche die bisherige in der Schmelzhöfestraße 2 ersetzt.
Natürlich gibt es aber auch nach innen Änderungen: »Wir werden die Prozessstruktur auf den Kopf stellen«, kündigt Frank Müller an. Außerdem soll dem Bereich Engineering mehr Raum gegeben werden: »Wir wollen früher in die Wertschöpfungskette einsteigen«, erklärt der 41-jährige Industriemeister und Betriebswirt aus Achern, der Mitte April 2016 zur Unterstützung der Geschäftsleitung als Interimsgeschäftsführer erstmals in die Biberacher Firma gekommen war. Sozusagen in Vorbereitung des Investorenprozesses zur Übernahme durch die Firma Berghoff, die sich ja bekanntlich Ende Juni zerschlagen hatte (wir berichteten).
Hervorragende Technologieausstattung
Zukünftig möchte die CTG Group auch als »Ingenieurbüro mit anhängender Produktion« wahrgenommen werden und damit das Spektrum der Leistungen erweitern. Denn zum guten Erbe der Mebi gehört auf alle Fälle der hervorragende Maschinenpark – die Technologieausstattung sei deutschlandweit einmalig, sagt Müller. Und Christiane Schilli fügt hinzu, dass auch die Loyalität der Mitarbeiter Ihresgleichen suche: Das Scheitern der Übernahme durch den Investor sei sicher nicht an der Motivation der Mitarbeiter gelegen: »Wir haben geschafft bis zum Umfallen«, berichtet sie.
Christiane Schilli ist bereits Mitte 2014 im Bereich Produktionsplanung und -steuerung in die Mebimetal GmbH & Co KG eingetreten. Das sei damals eine schwierige Zeit gewesen, so die gebürtige Berghauptenerin. Fünf Angestellte hatten zuvor unter dubiosen Umständen die Firma verlassen, der Produktionsleiter und eine Key Accounterin wurden inzwischen strafrechtlich verurteilt. Produktionsrückstände und der Zwang zu ad-hoc-Entscheidungen, die weit weg von durchdachten Planungen gewesen seien, machten die Situation genauso schwierig wie Kostenexplosionen und ein relativ großer Überhang an Mitarbeitern, so die Betriebswirtin, die als gelernte Einzelhandelskauffrau als Quereinsteigerin Jahre zuvor ins technische Berufsfeld gekommen war. Und mit spürbarer Freude für die komplexen Präzisionsteile brennt, die hier im Ahfeld hergestellt werden: »Ich kenne die Firma in- und auswendig, sie ist zu meinem Baby geworden«, sagt die 51-Jährige. Sie war die treibende Kraft, als es um die Weiterführung der Produktion am Standort Biberach ging.
Inzwischen wird im gesamten Bereich wieder produziert, inklusive der Inhaber sind 27 Menschen für die CTG Group tätig. Bis auf Frank Müller gehörten sie alle bereits zur Mebi-Belegschaft, die zu Beginn der Insolvenz über 60 Mitarbeiter gezählt hatte. Auch mit vielen ehemaligen Mebi-Kunden hat man Kontakt, mit rund der Hälfte zumindest in aktiven Anfragen. Auch über diesem Bereich liegt naturgemäß ein Schatten der Vergangenheit, genau wie über dem Bestand: »Die Verwaltung der Regelinsolvenz hat uns ein ausgeblutetes Unternehmen hinterlassen und alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest war«. Nun wird wieder in den von der Besitzgesellschaft angemieteten Räumen und Maschinen produziert, und beide schauen optimistisch in die Zukunft.
»Wir gehen mit hohem eigenen Engagement hier ran«, versichern Frank Müller und Christiane Schilli, die bedauern, dass ihnen einige Steine in den Weg gelegt worden seien. So sei das Liquiditätsthema nicht einfach zu lösen gewesen, aber nun habe man mit der Volksbank Offenburg ein Institut gefunden, welches das junge Unternehmen unterstützt. Die Geschäftsführer gehen davon aus, in einem halben Jahr kostendeckend arbeiten zu können. »Bis wir aber wirklich die Prozesse zukunftsweisend umgestellt haben, wird es wohl ein Jahr dauern«, bleiben sie realistisch. Doch die Weichen sind für die Zukunft auf Wachstum gestellt: Aktuell werden bereits Vertriebsmitarbeiter gesucht, »wir werden uns außerdem im Bereich des Controllings und der Fertigungsleitung verstärken«. Und neue Kunden möchten Frank Müller und Christiane Schilli natürlich auch gewinnen.