»Mitglieder dringend gesucht« steht auf dem Plakat, das an der Tür zum Vereinsheim des Zeller Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuz (DRK) hängt. »Das ist das größte Problem, das wir haben – und das ich habe«, bedauert Margit Wohlgethan in ihrer Eigenschaft als Bereitschaftsleiterin, »dabei ist das Ehrenamt bei uns so vielfältig, dass eigentlich für jeden was dabei ist.«
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Foto: Inka Kleinke-BialyPrompt liegt wieder das gewohnte Sprühen in den Augen der 61-Jährigen, die immer im Laufschritt unterwegs ist. Sofern man »ein bisschen Zeit und Begeisterung« mitbringe, könne jeder das für sich passende Betätigungsfeld beim DRK herauspicken.
Technik und Sicherheit gehört ebenso dazu wie beispielsweise Betreuung und Unterkunft. Doch auch im Bereich Lebensmittel oder Trinkwasser kann man sich engagieren, oder im Kreisauskunftsbüro oder in der Notfallbetreuung. »Es gibt ganz viel, man kann sogar eine Rettungsdienstausbildung machen«, wirbt die Vollblut-DRKlerin für eine Einrichtung, die international aktiv ist.
Menschlichkeit hat die weltumfassende Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung sich ganz oben auf ihre Fahne geschrieben. Und eine Unparteilichkeit, die nicht nach Nationalität, Rasse, Religion, sozialer Stellung oder politischer Überzeugung unterscheidet. Dies alles in Verbindung mit Neutralität und Unabhängigkeit sowie einer Freiwilligkeit, die uneigennützige Hilfe ohne jedes Gewinnstreben verkörpert.
Entstanden aus dem Willen, den Verwundeten der Schlachtfelder unterschiedslos Hilfe zu leisten, bemüht sich die Bewegung international wie national darum, menschliches Leiden überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen Achtung zu verschaffen. Sie fördert gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und einen dauerhaften Frieden unter allen Völkern.
Interessant und spannend
Margit Wohlgethan, in Dundenheim geboren, ist seit 1987 dabei. Zunächst im DRK-Ortsverein Neuried, wo sie eine »wunderbare Gemeinschaft« erlebte und wo sie »eigentlich durch meinen Mann« landete. Denn der Angetraute war bei der Bundeswehr als Sanitäter tätig: »Das habe ich für gut empfunden, ich fand das interessant und spannend und bin von daher ins DRK … und er nicht«, lässt sie ihr typisches, burschikos-warmes Lachen erklingen, das jeder Lebenslage etwas Humoriges abzugewinnen vermag.
Zur Not schwingt auch mal eine Portion Galgenhumor mit. Wie in Bezug auf jenen Säge-Unfall, der ihr die Finger einer Hand verkrüppelte. Mit dem Schreiner-Beruf war daraufhin Schluss. Es folgten Jahre als Lagerleiterin, bis sie sich als Enddreißigerin dazu entschied, einen ganz anderen Weg zu gehen. Den der, ihren Schützlingen tief zugewandten, Altenpflegerin. Ein Weg, der sie, die damals schon lange ehrenamtlich beim DRK tätig war, nun auch beruflich dort unterkommen ließ: beim DRK, und zwar beim Kreisverband Hausach.
Das Ehrenamt jedoch führte Margit Wohlgethan in den Ortsverein Zell. In der Jahrtausendwende zog sie in das Städtle am Harmersbach, ihrem Mann zuliebe. Und wie’s der Zufall so will, liegt ihrer beider Wohnung direkt über dem Vereinsheim des DRK Zell/Unterharmersbach.
Mit einem festen Entschluss allerdings nahm die jahrelang stellvertretende Bereitschaftsleiterin den Wechsel innerhalb der Ortsvereine vor: In Zell wollte sie lediglich als Mitglied fungieren. Sehr schnell jedoch bekam man hier Wind von ihrer Qualifikation zur Ausbilderin in Erster Hilfe, etwa zehn Kurse pro Jahr führt sie seither in Zell durch.
Ständig auf dem Laufenden bleiben
Und: Seit 2001 fungiert sie als Bereitschaftsleiterin, sechs Jahre lang gar als Kreisbereitschaftsleiterin. »Ich wollte mich eigentlich nicht zur Wahl stellen. Aber manchmal habe ich einen Sprachfehler und kann nicht nein sagen«, schmunzelt die Frau, der Däumchendrehen verhasst ist, mit heiterer Selbstironie.
20 aktive Zeller DRKler hat sie seither unter ihren Fittichen. Das bedeutet: Sie plant, organisiert und gestaltet die monatlichen Dienstabende in Abstimmung mit den Mitgliedern. Dienstabende, die der Fortbildung dienen, »wir müssen uns auf dem Laufenden halten, müssen immer wieder lernen und üben«, betont sie.
Außerdem organisiert und überwacht Margit Wohlgethan die Ausbildung neuer Mitglieder. Zu der gehört eine Grundausbildung in Technik und Sicherheit sowie in Betreuung, zudem ein Einführungsseminar, in dem man das Rote Kreuz »überhaupt mal kennenlernt«. Auch in Katastrophenschutz und Einsatztaktik wird man ausgebildet, zudem sollte jeder eine Funkausbildung haben. Und natürlich gilt es Erste-Hilfe- und Sanitätskurse zu absolvieren.
Wohlgethan selbst verfügt über weitere Qualifikationen, unter anderem als Rettungshelferin, »mir ist es immer wichtig, so viel wie möglich zu wissen, damit ich nichts falsch mache«. Bis 2019 war sie zudem als Zugführerin zugange.
Als Bereitschaftsleiterin organisiert sie auf entsprechende Anfragen hin überdies den Sanitätsdienst für Veranstaltungen von beispielsweise Sportvereinen. Viel Einsatz auch erfordert die Planung und Organisation der drei jährlichen Zeller Blutspendetermine. Und zum Jahresende dann: die Statistik.
Dienst auch bei großen Konzerten
Planen, Organisieren und Sich-Kümmern heißt es auch in punkto Veranstaltungen zur DRK-Kameradschaftspflege. Und weil Margit Wohlgethan nun mal in der Wohnung über dem DRK-Vereinsheim wohnt, fungiert sie – ganz nebenbei – als Hausmeisterin. Kümmert sich obendrein um die beiden DRK-Fahrzeuge samt Anhänger in der Garage nebenan, sorgt also für deren Sauberkeit, für stets gefüllte Tanks und gültige TÜV-Plaketten, »das bleibt jetzt halt alles mehr oder weniger an mir hängen«, schmunzelt sie.
Und natürlich absolviert sie – wie alle anderen Mitglieder auch – Sanitätsdienste. Sehr schöne Dienste seien dabei, betont sie. Schwärmt von DRK-Diensten wie bei der Landesgartenschau in Lahr, bei einem Ed-Sheeran-Konzert mit 100.000 Besuchern in Hockenheim, bei Formel-1-Veranstaltungen, bei der Deutschen Tourenmeisterschaft, bei einem Konzert der Kelly Family in Basel.
Bleibt noch die DRK-Notfallbetreuung zu erwähnen, der sich Margit Wohlgethan gemeinsam mit drei Zeller Kolleginnen seit 15 Jahren ehrenamtlich widmet, nach rund 200 Ausbildungsstunden.





