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Zell-Unterharmersbach | 6.04.2020

Corona macht auch vor Klostermauern nicht Halt

Das Leben der acht Brüder im Kloster hat sich durch die Corona-Auflagen verändert

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Auch beim gemeinsamen Chorgebet in der Hauskapelle heißt es für die Kapuziner, wie überall in diesen Tagen: Abstand halten. Foto: Hans-Peter Wagner
von Hans-Peter Wagner

Corona macht auch vor Klostermauern nicht Halt. Die vom Staat vorgegebenen Bestimmungen zur Eindämmung des Virus verändern auch das Leben der acht Brüder im Zeller Kapuzinerkloster. Der fehlende Kontakt mit den Gläubigen, die Einschränkung, Gottesdienste nun alleine in der leeren Kirche zu feiern und die Tatsache den seelsorgerischen Aufgaben nur eingeschränkt nachzukommen, bedrückt die Brüder.

Foto: Hans-Peter Wagner

Nur der 84-jährige Klostergärtner Bruder Konrad hat das Privileg, dass er sich den ganzen Tag im Freien aufhalten darf. Fachmännisch begutachtet er einen Birnbaum, der blüht und im Spätsommer reiche Früchte bringt.

Bruder Markus, Guardian des Konvents, erzählt: »Erstmals haben wir dies am Josefstag (19. März) verspürt, als wir den Festgottesdienst in der leeren Kirche feierten. Wir waren traurig und schockiert. Der Josefstag zählt bei uns zu den großen Wallfahrtstagen, an dem es für viele aus dem Renchtal, dem Kinzigtal und dem Lahrer Raum seit Jahrzehnten Brauch ist, nach Zell zu wallfahren.« Normalerweise habe man einmal im Monat eine Konventsmesse nur mit den Brüdern in der Hauskapelle gefeiert, in den letzten 14 Tagen sei dies die Regel geworden. Die Kapuziner hätten sich nie in ihrer Geschichte wie Mönche ins Kloster zurückgezogen, sondern stets den Kontakt und das gemeinsame Gebet mit dem Volk gesucht. Diese Volksnähe und die Pflege der Völksfrömmigkeit im gemeinsamen Beten ist eines der wichtigen Merkmale des Kapuzinerordens.

Bruder Markus: »Wir denken jetzt bei unseren Gottesdiensten an die Kirchenbesucher, die nicht kommen können. Wir schließen sie in unser Gebet ein und tragen ihre Anliegen zu Gott.« Bruder Berthold ist froh, dass die Kerzenkapelle an der Bachseite noch geöffnet sein darf: »Wir legen die Sorgen und Nöte der Besucher der Kerzenkapelle in Gottes Hände .« Mehrmals am Tag morgens und abends in der Hauskapelle beim Chorgebet beten die Kapuziner für die Menschen im Tal und im Land, dass sie von schweren Krankheiten und Tod durch Corona verschont werden. Beim Tischgebet vor dem Mittagessen wurde nun extra ein weiteres Gebet eingefügt mit der Bitte um göttlichen Beistand in der schweren Zeit.

Für Menschen da, die um Hilfe bitten

Trotz Corona sind die Kapuziner immer da, wenn Seelsorge oder Not die Menschen im Tal um Hilfe bitten lassen. Beichte ist nach telefonischer Anmeldung möglich, ebenso die seelsorgerische Begleitung in Notsituationen. Auch Krankensalbungen werden gespendet. Bruder Markus: »Wir finden einen Weg, wie es möglich ist ohne uns und andere zu gefährden«. Die Brüder im Kloster haben schon längst »Homeoffice« mit Computer in ihrer Zelle, so dass sie anfallende Arbeiten, Anfragen und Bitten schriftlich erledigen können. Nur der 84-jährige Bruder Konrad arbeitet weiterhin im Freien. Mit Sachverstand, Liebe und Können beackert und pflegt er den großen Klostergarten, damit seine Mitbrüder das Jahr über frisches Gemüse und gesunden Salat auf den Tisch bekommen.

Die Regeln, die für alle Bürger gelten, werden auch im Kloster streng eingehalten. Schließlich zählen sieben der acht Brüder durch Alter oder Krankheit zur Corona-Risikogruppe. Abstand halten an der Pforte, untereinander beim Chorgebet oder den Mahlzeiten ist da Pflicht. Kontakte werden eng begrenzt, mehrmals Hände waschen gehört zum täglichen Ritual. Im Zeller Alltag sieht man die Kapuziner kaum noch, denn auch sie bleiben jetzt im Haus. Für den gesamten Orden in Deutschland besteht nach einem Erlass des Provinzials Bruder Christophorus Reiseverbot und wer von einer längeren Reise ins Kloster zurückkommt, muss 14 Tage in klösterliche Quarantäne: Kontakt meiden, das Essen an einem separaten Tisch einnehmen, beim Chorgebet allein in einer Bank. Das traf auch Bruder Burk­hard, der bis vor 14 Tagen in einen Kloster in der Schweiz ausgeholfen hat.

Fünfzehn Brüder sind an Corona gestorben

Die Corona-Krise geht an den Kapuzinern nicht vorbei. Weltweit sind fünfzehn Brüder an der Krankheit gestorben, vier davon im Frankreich. Die Pflegestation für den ganzen Orden in Deutschland, im Kloster Münster mit 15 pflegebedürftigen Mitbrüdern, ist streng getrennt von den übrigen Räumen, um jegliche Ansteckung durch die 17 Mitbrüder zu vermeiden, die ebenfalls im Kloster wohnen.

Bei den derzeitigen Kontakt-Einschränkungen gehen die Brüder neue Wege. Am Donnerstag fand eine erste Videokonferenz aller Oberen der dreizehn Klöster in Deutschland statt. Bruder Markus, IT-Verantwortlicher der deutschen Kapuziner, war sehr zufrieden: »Es hat bestens geklappt! Jede Krise ist eine Herausforderung und diese Krise jetzt ist es ganz besonders. Wir hoffen mit Gottvertrauen und Mut, dass wir sie alle gemeinsam meistern.«

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Schlagworte:
Corona-Krise, Kapuzinerkloster Zell am Harmersbach

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