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Zell am Harmersbach | 17.02.2020

Offene Fragen bei der Rathaussanierung

Hat eigentlich überhaupt auch jemand an den Ausgang gedacht?

Städtle-Abend vor vollem Haus – Mehr IQ auf Knopfdruck – Urzeller entdeckt – Homberle fühlen sich abgehängt

Foto:
Die Fasendgemeinschaft begrüßt ihre Gäste. Nur die Fahne fehlte – die war daheim vergessen worden. Doch ein echtes Homberle weiß sich zu helfen und improvisiert kurzerhand. Foto: Susanne Vollrath
von Susanne Vollrath

Haben eigentlich alle einen an der Klatsche? War man beim Städtle-Abend, könnte man es fast meinen – auf die sympathische Art. Mit einem Besuch in der Anstalt, einem Zwischenstop auf der Homberle-Bonk, einem Ausflug in die glitzernde Welt des Showgeschäfts, spektakulären Tanzeinlagen und Grundlagenforschung auf höchstem Niveau war der Fasendgemeinschaft Städtle wieder einmal ein überaus kurzweiliger Gemeinschaftsabend geglückt.

Seit 30 Jahren steht Rolf Herr alias Bobesch (mit Laterne) an vorderster Front bei der Städtle- Gemeinschaft. Viktor Lehmann (rechts) gratulierte im Namen aller Homberle.
Oberhomberle Bobesch (ganz links) ehrte für jahrelange aktive Städtlefasend (von links nach rechts Milla Sattler (5 Jahre), Petra Goltz (40 Jahre), Lea Selinger (5 Jahre), Katrin Selinger, Ulrike Neu­mayer und Nadine Goltz (je 25 Jahre).
Das Kinderballett hatte eine »geile Zeit« auf der Bühne.
Schon einmal gesehen? Ja sicher! Das Ballett hatte ein »Descha wü« mitgebracht.
Er kommt einfach nicht auf einen guten Reim, der Dichter in der Anstalt.
Mit wissenschaftlichem Interesse widmete man sich der Zell-Forschung.

Dr. Danny Danebe hatte gleich zu Beginn in seiner »Anstalt« ganz schön viel zu tun. Das »Professorchen« machte Brainstorming und hatte auch schon Lösungen, nur die passen leider nicht zum Problem. Auch sein Denker-Käppi, das auf Knopfdruck mehr IQ für die Stadt­räte verspricht, will nicht so recht zünden. Gundula Brause hält sich für eine Nachrichtensprecherin und hat ständig wichtige News: Demo in Frankreich gegen Massentierhaltung – Forderung nach Zweierpack für Gummibärchen. Der Herr Doppel-Kornmayer ist ein echter Spaßjunkie, frönt seiner Liebe zum Konfetti und sieht in allem nur nackte Frauen. Eine Wahrsagerin schaut in die Glaskugel, erkennt aber nur die Vergangenheit, ein Dichter kommt einfach nicht zum richtigen Reim. Bevor es zu ausfallend wird, fängt er lieber immer wieder mit einem neuen Thema von vorne an. Die letzte im Bunde: Pemela Ändersch. Sie feiert den 7. Oktober, den Tag der Republik, mit »Leibesübungen zur Volksertüchtigung« und hat nur einen Wunsch. Sie will ein Bändele werden. Das hat sie im Westfernsehen gesehen. Welch ein ulkiger Klamauk …

Auch an den Ausgang gedacht?

Auf der Homberle-Bonk machte man sich wieder einmal seine Gedanken zu den Nachrichten des vergangenen Jahres. Es gab so viel zu bereden, dass die »Schwarzwälder Post« in der Homberle-Ausgabe aus allen Nähten platzte. Ob Kommunalwahl, sich ziehende Ortsvorsteherwahl in Unterharmersbach oder gut gemeinte Tipps zum Umgang mit dem neuen Rasenmäher-Roboter auf dem Sportplatz. Das Jahr 2019 war an Nachrichten nicht arm gewesen. Humorvoll aufs Korn genommen wurden die Zeller Großprojekte nicht nur auf der
Titelseite der Zeitung auf der Bank. »Milliardenschwere Projekte« war dort in großen Lettern zu lesen. Man machte sich so seine Gedanken, warum ein Rathaus einen doppelten Boden braucht, was Evi Lehmann mit den Versorgungsplänen zu tun hat und wieviele Eingänge so ein Gebäude überhaupt braucht. Ob jemand an die Ausgänge gedacht hat? Die Protagonisten der Homberle-Bonk taten es. Weil noch keiner wisse, wozu man den Rundofen brauche, sei er mit dem Label »multifunktional« versehen und die Neugestaltung des Rathausvorplatzes im Hombe folge vor allem repräsentativen Überlegungen, bei denen man die Kernstadt zu übertreffen versuche. Mindestens vier Fahnenstangen, Springbrunnen und mehr – das gibt’s vor dem Zeller Rathaus nicht. Nur den Kämmerer plagen Sorgen: »Wo krieg’ ich die Millionen her, der Stadt­rat will immer mehr …« Gleichzeitig fühlen sich die Homberle von der Bonk auch ein bisschen abgehängt. Neidisch blicken sie nach Nordrach, wo der Breitbandausbau fast flächendeckend vollzogen ist, der Obstbrennerweg einen eigenen Imagefilm bekommen hat und sogar Hunde zum Baden ins Schwimmbad dürfen.

Chance zum fulminanten Auftritt

Was hilft besser gegen den Trübsal des Alltags als die Glitzerwelt des Showgeschäfts? Neu-Narrenrat Dietmar Fischer bekommt, jedenfalls wenn es nach den Homberle geht, mit der »Der Helene Fischer sein Bruder Dietmar-Show« die Chance, beim Zunftabend einen fulminanten Auftritt hinzulegen. Die Generalprobe beim Städtleabend war allerdings alles andere als vielversprechend. Endlose Diskussionen, zu lange Einleitung, zu wenig Dialekt, fehlender Glamour. Statt Einschweben von der Galerie ein Einmarsch mit dem Wombe-Homberle-Showballett. Leider fehlt auch noch der Bürgermeister, mit dem man doch so schön ein Duett unterm Apfelbaum hätte singen können. Nach und nach steht schließlich das Programm und dann kommt doch noch die zündende Idee: Eine Spendenaktion kommt immer gut an! Arme Menschen gibt es schließlich auch in Zell. Die müssen in Urlaub fliegen, weil sie kein Kostüm haben. Also nichts leichter als um Kostümspenden zu bitten. Aber halt: Das wären ja dann am Zunftabend die Kleider, die das Publikum am Leib trägt. Spendenaktion abgeblasen. Dafür klappt es plötzlich mit dem Tanzen und Singen und mit der schönsten Botschaft des Abends verabschiedete sich die »Der Helene Fischer sein Bruder Dietmar-Show«: Niemand ist fehlerfrei, keiner will Einheitsbrei …

Grundlagenforschung

Wie wichtig Zell-Kulturen in der Forschung sind, konnte man zum Abschluss erfahren. Das Forscherteam suchte nach dem »Ur-Zeller«, einem der »größten ungelösten Rätsel der Wissenschaft«. Schnell war einer gefunden. Die Sichtbestimmung ergab: Die größte Geisel geht östlich vom Urzeller ab. Doch im Zeller Städtle geht ein Virus um. »Häuserfreieritis« wird diagnostiziert. »Links vom Bach, rechts vom Bach – die Stadt macht alte Häuser platt«, sang man auf der Bühne. Man kam dem Schilli-Paradoxon auf die Schliche, schmetterte ein Abschiedslied auf den »Auer«, wagte einen Blick ins Schlafzimmer des neuen Unterharmersbacher Ortsvorstehers und erinnerte sich, dass die Streetart 2.0 in Form von Kunst mit Kreide und »herrlich unverkopften Botschaften« am Martinitag letzten Jahres in Zell vor dem Narrenbrunnen kurzzeitig Einzug gehalten hatte.

Das Städtle tanzt

Eingebettet waren die Wort- und Liedbeiträge in Ballett-Darbietungen. Die kleinen Homberle hatten zum Song »Was für eine geile Zeit« einen schwungvollen Tanz einstudiert, den sie nach Zugaberufen des Publikums gerne ein zweites Mal zeigten. Das Ballett der Großen hatte unter dem Motto »Descha wü« die besten Sequenzen der Auftritte der letzten Jahre zusammengestellt, in den Kostümkisten gekramt und einen tollen Remix auf die Bühne gezaubert.

Die Mitwirkenden des Städtleabend 2020

Die Anstalt
Britta und Bernd, Timo und Maik Kornmayer, Katrin und Markus Selinger, Jenny und Fabian Faißt.

Was für ä geile Zeit
Milla und Jule Sattler, Lea Selinger, Tobias und David Selinger, Pia Lehmann, Pia Sapparth, Marie Klammer, Jacob und Hannes Schwendemann.

Choreografie: Anne Selinger, Alina Kienzle.

Homberlebonk
Martin Pils, Florian Lehmann.

Die »Der Helene Fischer sein Bruder Dietmar«-Show
Viktor Lehmann, Benjamin Weise, Bernd und Timo Kornmayer, Fabian Faißt, Markus Selinger, Vincenzo Dolce.

Choreografie: Katrin Selinger.

Descha wü
Tamara und Nadine Goltz, Stephanie und Patricia Herr, Anne Selinger, Vera Dreher, Nora Lay, Nina Damm, Svenja Welle, Alina Kienzle, Alicia Körnle, Benjamin Weise, Fabian Faißt, Bastian Boschert, Florian Renner.

Choreografie: alle.

Zell-Kultur
Antje Schwarzkopf, Jeanette Dolce Lo Voi, Viktor Lehmann, Rolf Herr, Monika Selinger.

Kulisse
Markus Selinger, Oliver Damm.

Technik
Thomas Brucker, Norman Eble

Bar
Christa und Ralf Kübler, Maximilian Breig

Kasse
Michael Florin, Bendix Eisert

Bewirtung
Rescht vum Städtle, unter der Leitung von Monika Selinger, Marion und Ulrich Weißer

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Schlagworte:
Städle-Abend

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