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Zell am Harmersbach | 27.09.2023

Ernst und erhebend: Händels „Messias“ in der Stadtpfarrkirche

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Der „Astrágalos-Chor“ hat zu seinem 20-jährigen Jubiläum Händels „Messias“ in der Stadtpfarrkirche dargeboten und damit die Konzertbesucher begeistert. Foto: Hansjörg Wörner
von Hansjörg Wörner

„Astrágalos“-Chor und Orchester mit Ovationen gefeiert

Foto: Hansjörg Wörner
Sopranistin Judith Wernet beeindruckte durch warme Geradlinigkeit. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Dirigent Niklas Schmider.
Foto: Hansjörg Wörner
Tenor Klaus Haas im Duett mit Altistin Alina Kirchgäßner.

Um es vorwegzunehmen: Der lange und begeisterte Applaus am Samstagabend in der Stadtpfarrkirche war gerechtfertigt. Er belohnte die Aufführung eines der ergreifendsten Werke sakraler Musik – das Oratorium „Messias“ von Georg Friedrich Händel. Mit großer Präzision und guter Balance widmete sich der „Astrágalos“-Chor unter der Leitung von Niklas Schmider dieser polyphonen Musik. Vier Vokalsolisten und ein historisch geschultes Kammerorchester trugen zum besonderen Klangerlebnis bei.

Applaus auch für die Tatsache, dass Dirigent Schmider eine kurze Einführung in das Werk gab, seine Bedeutung und die im englischen Original gesungenen Texte (einige davon im vorbildlich gestalteten Programmheft ins Deutsche übertragen).

Die christliche Heilsgeschichte auf Grundlage der Prophezeiungen des Jesaja im Alten Testament hat Händel in drei große Teile gegliedert, detailreich und geradezu opernhaft gestaltet: „Verheißung“, „Passion und Auferstehung“, „Erlösung“. Die rund zweistündige Darbietung am Samstagabend umfasste die Teile 1 und 3 des „schönsten Sakralwerks der Musikgeschichte“, so Niklas Schmider.

Nahe am Original

„Sinfonia“ – der instrumentale Auftakt – erklang so frisch und inspiriert, als hätten die Musikerinnen und Musiker schon immer miteinander gespielt und sich nicht erst zum „Messias“-Projekt zusammengetan. Die Besetzung an diesem Abend in der Kirche entsprach fast genau dem Orchester, das Händel für die Uraufführung des Oratoriums 1742 in Dublin zur Verfügung stand: Violinen, Bratschen, Cello, Cembalo und Trompete sowie Pauken (in Zell zusätzlich Oboe).

Die Streicher schufen bei den kontrastierenden langsamen und schnellen Passagen Momente von klingender Anmut, das bewegliche, sprechende Spiel der Holzbläser fügte sich ausgezeichnet in die Rezitativbegleitung ein.

Die 21 Sängerinnen und 13 Sänger und ihr Leiter agieren musikalisch auf Augenhöhe: Niklas Schmider, von Beruf Gymnasiallehrer, ist Dirigent in dem Sinne, dass es ihm gelingt, seine musikalische Vorstellung auf die Choristen zu übertragen. Man denke nur an die polyphone Gewandtheit, die Präsenz und die Ausgewogenheit. Und das bei dem großmeisterlichen Barockkomponisten Georg Friedrich Händel, der wie kein anderer auf den Klang ausgerichtet ist. Stets wurde chorisch geatmet, um den durchlaufenden Puls nicht zu gefährden. Zudem gelang es Schmider, bei der Interpretation einen Spannungsbogen zu entwickeln, der das komplexe Werk zusammenhielt.

Ein stimmiges Ganzes

Die Vokalsolisten erwiesen sich als ein harmonisches Ensemble, deren Stimmen sich wechselseitig bereicherten. Die Sopranistin Judith Wernet beeindruckte durch warme Geradlinigkeit, mit der sie ihre Arien und Rezitative vortrug und die trotz ihrer Klarheit nicht an emotionalem Gehalt verloren. Tenor Klaus Haas gestaltete seinen Part ohne übertreibende Schnörkel, aber mit intensiver Tiefe. Alina Kirchgäßner (Alt) sang mit angenehm hellem Timbre, während Andy Haberers Bass das Accompagnato mit Empathie und klarer Textartikulation gestaltete. Auch die Interaktion der Solisten mit dem Chor und dem Orchester schuf ein stimmiges Ganzes.

Es gäbe noch vieles anzumerken, von überraschenden Schlüssen und Generalpausen oder wie sich die Soloviolinen „die Bälle zuspielten“, von der Erhabenheit und der stimmlichen Wucht des Chores, wo sie gefordert war, aber auch von der Ruhe und klingenden Anmut.

Vielleicht ist das, was besonders vom glanzvollen Konzertabend in der Stadtpfarrkirche in Erinnerung bleiben wird, die erhebende und strahlende Schlussfuge, bei der die Choristen das Opferlamm verherrlichen. Der Einsatz von Piccolotrompete und Pauken geriet phänomenal. Die Dynamik im vielstimmig gesungenen „Amen“ war in seiner Wirkung betörend.

Bei der Zugabe „Halleluja“ konnten die Zuhörer noch einmal nach Herzenslust die Händel’sche Klangsinnlichkeit genießen, bevor sie den Chor, das Orchester und den Dirigenten mit stehenden Ovationen feierten.

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