Vorsitzender Hannes Grafmüller meint, die Regelung belaste die heimische Wirtschaft. Die telefonische Krankschreibung sei ein Grund dafür.
Noch nie haben sich in der Ortenau so viele Arbeitnehmer krankgemeldet wie heute. Mit der dauerhaften gesetzlichen Verankerung der telefonischen Krankschreibung – einer Maßnahme aus Corona-Zeiten – seien die Hürden für eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung offenbar zu niedrig geworden. Zu diesem Schluss kommt die Mittelstands- und Wirtschaftsunion der CDU Ortenau (MIT) in einer Pressemitteilung.
Der Vorsitzende der Mittelstandsunion, Hannes Grafmüller, äußerte Bedenken, dass zwar nicht alle Krankmeldungen unberechtigt seien, jeder könne krank werden, doch die Zahlen zeigten, dass Mitarbeiter sich schneller krankmelden würden als früher. Der hohe Krankenstand werde zunehmend zu einer Belastung für die Wirtschaft, da einerseits der Fachkräftemangel beklagt werde und andererseits Arbeiten wegen eingereichter Krankmeldungen liegen blieben, was die Leistungsfähigkeit verringere.
Die Mittelstandsunion fordere deshalb die Aufhebung der telefonischen Krankschreibung und schließe sich dem Bundesverband an, der weitreichende politische Beziehungen zu den Abgeordneten im Parlamentskreis Mittelstand habe, um eine Änderung zu bewirken. Der Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion erklärte, dass Corona vorbei sei und 1,6 Millionen Stellen derzeit in Deutschland nicht besetzt werden könnten, weil Arbeits- und Fachkräfte fehlen würden. Vor diesem Hintergrund würden die Betriebe durch die telefonische Krankschreibung zusätzlich und unnötig belastet.
Außerdem sei die elektronische Krankschreibung und deren digitaler Versand mit mehr zusätzlichen Telefonaten mit den Krankenkassen verbunden und weitaus umständlicher als die bisherigen Regelungen.
Im ersten Quartal dieses Jahres lag der Krankenstand in Deutschland bei fast 7 Prozent der Arbeitnehmer und war damit höher als in den beiden Vorjahresquartalen. Für das Gesamtjahr 2023 komme das Bundesgesundheitsministerium auf einen Krankenstand von 6,07 Prozent, mehr noch als in den Corona-Jahren 2021 und 2022. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft kam zu dem Schluss, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland wegen des hohen Krankenstands in den beiden vergangenen Jahren jeweils rund 1 Prozent niedriger als möglich war.
Hannes Grafmüller von der MIT Ortenau sagt, es sei Zeit, die Hürden für eine Krankschreibung wieder zu normalisieren und die digitale Krankschreibung zu überarbeiten.