Vertreterinnen und Vertreter von »No-Free-Lunch«-Gruppen aus 15 Nationen aller Kontinente sind der Einladung ihrer deutschen Partnerinitiative »MEZIS – Mein Essen zahl‘ ich selbst« gefolgt und haben sich im »Haus der Demokratie und Menschenrechte« in Berlin gemeinsam Interessenkonflikten im Gesundheitswesen und deren Auswirkungen gewidmet.
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Die Organisation »Mezis« wurde vor zehn Jahren von elf Medizinern gegründet, weil sie die Medizin wieder ethischer machen wollten und das Vertrauensverhältnis zwischen Ärztin oder Arzt und Patientin oder Patient wieder herstellen wollten. Eines der Gründungsmitglieder der Organisation ist die gebürtige Nordracherin Dr. med. Christiane Fischer. Im Laufe der letzten Dekade sind aus elf Mitgliedern allein in Deutschland weit über 900 geworden.
»Wir sind überwältigt von der Resonanz und freuen uns, dass uns mit dieser Veranstaltung der Auftakt zu regelmäßigen multinationalen Treffen gelungen ist«, freut sich Sabine Hensold, Assistentin der Geschäftsführung von Mezis über das große Feedback zum Kongress. Neben dem gegenseitigen Kennenlernen der verschiedenen
Initiativen standen zahlreiche Workshops auf dem Programm, in denen sich die Teilnehmenden mit den vielfältigen Formen der Einflussnahme auf Ärztinnen und Ärzte, der institutionellen Korruption und der weltweit unzureichenden Wahrnehmung von Interessenkonflikten beschäftigten und über mögliche Lösungsansätze diskutierten.
»In mancher Hinsicht haben unsere internationalen Kolleginnen und Kollegen mit den selben Problemen – zum Beispiel horrenden Arzneimittelpreisen – zu kämpfen wie wir in Deutschland«, resümiert Dr. Thomas Mayer, Vorstandsmitglied von Mezis. »Doch wir haben auch von großen Unterschieden in den verschiedenen Partnerländern erfahren, wie etwa bei der Ausgestaltung und Umsetzung von Antikorruptionsgesetzen.« Die Teilnehmenden waren sich darüber einig, dass überall weitere große Anstrengungen bei der Aufklärung der Ärztinnen und Ärzte und Medizinstudierenden über die Auswirkungen von Interessenkonflikten erforderlich sind. »Und wir müssen gemeinsam weiter Druck auf die Politik ausüben, den Arzneimittelmarkt sowie die Patentvergabe strenger zu regulieren und die Zulassungsverfahren für neue Arzneimittel stärker zu überwachen«, unterstreicht Dr. Christiane Fischer, Ärztliche Geschäftsführerin von Mezis und Mitglied des Deutschen Ethikrates.
In einem Festakt wurde das zehnjährige Jubiläum der Ärzteinitiative »Mein Essen zahl’ ich selbst« gewürdigt, als Gäste konnten unter anderem Dr. Martina Wenker, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, begrüßt werden. Die Festredner Dr. Christiane Fischer und Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig zeigten in ihren Vorträgen eindrücklich, dass die Gründungsziele der Initiative auch nach zehn Jahren noch aktuell bleiben und die Herausforderungen angesichts der Entwicklungen im Arzneimittelbereich zugenommen haben.
»Mezis muss also wachsen!«, rief Manja Dannenberg, Vorstandsmitglied von Mezis, in ihrer Rede zum Abschluss der zweitägigen Konferenz auf. »Wir müssen mehr und mehr unsere Kollegen und Kolleginnen überzeugen, sich der Einflussnahme durch die pharmazeutische Industrie zu entziehen. So fehlen dem System irgendwann die wichtigsten Rädchen – die Ärztinnen und Ärzte!«
Anlässlich des Lutherjahres hinterließen die Teilnehmenden am Sonntag während eines Lobby-Rides zu wichtigen Zentren der Gesundheitspolitik und -wirtschaft auf großen Bannern drei Hauptforderungen: am Bundeskanzleramt »Keine Patente auf Medikamente!«, am Sitz des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) »Offenlegung aller Studiendaten!« sowie bei der Bun-desärztekammer »Ärztliche Fortbildung ohne Sponsoring!«