Die SWEG erneuert derzeit das Gleisbett der Harmersbachtalbahn und nimmt dafür den Zugverkehr zwei Monate lang komplett vom Netz. Für Fahrgäste heißt das: Bus statt Bahn.

Schotter, Erde, schwere Maschinen: Auf der Baustelle entlang der Harmersbachtalbahn wird das alte Gleisbett Stück für Stück abgetragen. Die Bauarbeiten laufen nach Plan – bis Ende Juli sollen die neuen Gleise liegen.
Wo sonst Züge durch grüne Wiesen und ruhige Wohnge-biete rollen, ist aktuell Großbaustelle: Seit Anfang Juni ist die Harmersbachtalbahn zwischen Biberach und Oberharmersbach-Riersbach gesperrt. Bagger, LKW und Bauteams sind im Dauereinsatz. Die SWEG lässt das Gleisbett erneuern – inklusive Schwellen, Schotter und Unterbau. Auch mehrere Bahnübergänge entlang der Strecke werden saniert. Bis Ende Juli bleibt die Strecke unterbrochen. Für die Fahrgäste heißt das: Ersatzbusse, längere Fahrzeiten und eingeschränkter Komfort. Für die Bahnstrecke ist es eine notwendige Generalüberholung.
„Es läuft alles nach Plan“, sagt SWEG-Sprecher Christoph Meichsner. Die Bauarbeiten kämen gut voran. Bisher gab es keine Verzögerungen, auch der Schienenersatzverkehr funktioniere reibungslos. In der vergangenen Woche war ein Reisendenlenker des Verkehrsunternehmens im Einsatz, um Fragen zu klären und den Umstieg auf den Bus zu erleichtern.
Sanierung im laufenden Modernisierungsprogramm
Die aktuelle Baustelle ist Teil eines größeren Projekts: Vor kurzem wurden bereits alle sieben Haltepunkte im Harmersbachtal modernisiert. Die neuen Bahnsteige sind barrierefrei, höher, länger. Sie passen zu den modernen Mireo-Zügen der SWEG, die seit vergangenem Jahr im Tal unterwegs sind. Weil die Fahrzeuge in Stoßzeiten deutlich länger sind als ihre Vorgänger, musste die Infrastruktur Schritt für Schritt angepasst werden.
Nun folgt der Unterbau. Die SWEG nutzt die Streckensperrung, um Gleise, Schwellen und Schotter zu erneuern. Ziel ist es, die Fahrqualität zu verbessern und die Strecke langfristig betriebstauglich zu halten. Auch Bahnübergänge werden modernisiert. „Wir wissen, dass die Bauarbeiten für Anwohner mit Lärm, Flutlichtbetrieb und Einschränkungen verbunden sind“, teilt die Zürcher Bau GmbH mit, die im Auftrag der SWEG arbeitet. „Wir setzen aber modernstes Gerät ein und versuchen, die Belastung so gering wie möglich zu halten.“ Im Bereich Unterharmersbach findet die Baumaßnahme zwischen dem Bahnübergang Buchenwaldstraße und dem Bahnübergang Schreilegrund statt, in Oberharmersbach zwischen Bahnübergang Kirnbach/Grün und dem Bahnübergang Dorf/Kirche.
Ersatzverkehr und zusätzliche Ausfälle
Während der Bauarbeiten fahren zwischen Biberach und Oberharmersbach Busse statt Züge. Die Ersatzhaltestellen liegen teils an anderen Punkten als gewohnt – etwa beim „Schwarzen Adler“ in Unterharmersbach oder am „Grünen Hof“ in Kirnbach. Fahrräder können nicht mitgenommen werden, Tickets müssen vorab gekauft werden. Doch damit nicht genug: In den Pfingstferien kommt es zu weiteren Einschränkungen. Vom 7. bis 22. Juni fallen alle Züge der Linie RS 12 zwischen Biberach und Offenburg ersatzlos aus. Fahrgäste können auf die Linien RS 1 und RE 2 ausweichen.
Modellprojekt für die Fläche
Noch in den 1990er-Jahren galt die Strecke durchs Harmersbachtal als gefährdet – nur wenige Züge fuhren, die Stilllegung war im Gespräch. Heute ist sie ein Beispiel für erfolgreiche Reaktivierung und Ausbau im ländlichen Raum. Das Land Baden-Württemberg hat allein den barrierefreien Bahnsteigumbau mit rund 5,9 Millionen Euro finanziert.