Am Donnerstag ist er nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren auf dem Lunzenhof verstorben. Seine Heimat lag dem erfolgreichen Unternehmer am Herzen.
Als am Donnerstag im Ortsteil Grün zu einer ungewöhnlichen Zeit auf dem Lunzenhof die Glocke der Hofkapelle ertönte, wussten viele nicht, dass der Anlass dafür ein trauriger und schmerzvoller war. Er galt dem Abschied von Hansjürgen Friedmann, der in der Nacht nach langer Krankheit verstorben war. Bei ihm waren seine Frau Inge, seine Tochter Esther und sein Sohn Sebastian. Seine Frau Inge, die in vielen Tagen und Nächten bei ihm wachte und ihn tröstete hielt ihm fest die Hand.
Schon vor zwölf Jahren hatte sich ein Tumor im Kopf bemerkbar gemacht und Todesängste hervorgerufen. Aber Spezialisten der Uniklinik Heidelberg gelang es, den Tumor zu besiegen und Hansjürgen dem Leben zurückgegeben.
Bald war Hansjürgen Friedmann wieder unterwegs zu den Kunden in ganz Deutschland und vor allem in der Schweiz, wo ihm als Großküchenplaner höchste Achtung und Anerkennung zuteil wurde. Nach seinem 65. Geburtstag übergab er seinem Sohn Sebastian die Firma, die europaweit zu den gefragtesten Großküchenherstellern zählt.
Er war stolz auf seine Kinder, seinen Sohn Sebastian, der erfolgreich die Firma weiterführt, und natürlich auch auf seine Tochter Esther, die in der Oberpfalz zusammen mit ihrem Mann ein bekanntes Gestüt leitet.
Im Ruhestand genoss er zusammen mit seiner Frau Inge das schöne Leben in seinem schönen Zuhause in herrlicher Landschaft und bei seinen geliebten Pferden. Jeden Morgen führte ihn der erste Weg zum zweimaligen Weltchampion „Al Lahab“, der schon auf ihn wartete und ihn wiehernd begrüßte.
Jetzt im Ruhestand wollte er mit seinen Kindern und Enkelkindern Lilly und Max, Mats und Leif mehr Zeit verbringen. „Sie geben mir Kraft und Mut“ lachte er, „Ich liebe unsere Kinder und Enkelkinder über alles und freue mich jeden Tag auf unsere gemeinsamen Erlebnisse. Damit er mit seiner Frau Inge und allen vier Enkeln verreisen konnte, wurde auch mal kurzerhand ein Kleinbus angemietet.
Eine herausragende Persönlichkeit im Tal
Hansjürgen Friedmann zählte zu den herausragenden Persönlichkeiten im Tal, seine Karriere liest sich wie ein Märchen. Elektro-Lehrling bei der Hukla, Geselle in der Zeller Keramik, Wechsel zu einer Offenburger Großküchenfirma als Monteur. Hier zeigte er sein wahres Talent. Wenn Hansjürgen Friedmann zu den Kunden auf Montage, oder als Fußballspieler zu einem Spiel im Kinzigtal fuhr, packte er sein Auto voll mit Convectomaten (Heißluftgeräte). Er verkaufte im ersten Jahr bereits 70 Geräte, die damals gerade neu auf dem Markt waren. Er zeigte sich als perfekter Verkäufer. Sein Chef erkannte sein großes Talent und ernannte Hansjürgen Friedmann zum Prokuristen. Auch Meiko war auf ihn aufmerksam geworden und bot ihm die Werksvertretung für Deutschland an. Er sagte zu.
Firma für Großküchentechnik gegründet
1975 räumte er in seinem Haus auf dem Grün das Wohnzimmer aus und machte sich selbstständig mit der Firma Friedmann Großküchentechnik. Schnell wurden die Räume im Haus zu klein und die Eheleute bauten in Biberach ein neues Verwaltungs-, Ausstellungs- und Produktionsgebäude. Sein Mitarbeiterstamm erhöhte sich in kurzer Zeit von drei auf über 50.
1995 konnte er schließlich den Lunzenhof, den seine Eltern einst veräußert hatten, wieder zurückkaufen. Er tat es, ohne eine Sekunde zu zögern und seine Frau Inge stand voll hinter ihm. Beide beschlossen, das 20 Hektar große Gelände sinnvoll zu nutzen und selbst zu bewirtschaften, und sie begannen mit dem Aufbau eines Gestüts, das heute Weltruhm hat. In Israel erwarben sie als einmalige Glückchance ein Fohlen mit außergewöhnlicher Schönheit und dem Namen Al Lahab.
Spätestens als Al Lahab zweimal im Wettkampf jeweils zum Weltchampion gekürt wurde, kennt fast jeder das Gestüt Lunzenhof in Zell-Unterharmersbach.
Mitglied im Ortschaftsrat und im Stadtrat
Trotz seiner Kontakte in alle Welt und seiner knappen Zeit ließ sich Hansjürgen Friedmann für den Ortschaftsrat Unterharmersbach und für den Stadtrat von Zell am Harmersbach aufstellen. Er wurde mit hoher Stimmenzahl gewählt und leistete 25 Jahre im Ortschaftsrat und zehn Jahre im Stadtrat hervorragende Arbeit.
Seine Heimat lag ihm am Herzen und sein Wort galt etwas. Ruhig und durchdacht trug er seine Meinung vor und er schlichtete manchen Streit, wenn die Wogen einmal zu hoch gingen. Hansjürgen Friedmann setzte sich mit seiner ganzen Kraft und Autorität für seinen Heimatort ein. Die Verleihung des Ehrenrings der Stadt Zell war für ihn die höchste Ehre, mit der er nicht im Traum gerechnet hatte.
Unterstützung der örtlichen Vereine
Trotz all seiner Erfolge war Hansjürgen Friedmann immer bescheiden geblieben. Er half ohne große Worte, wenn irgendwo Not am Mann war. So spendete Hansjürgen Friedmann für den Fürstenberger Hof eine Küche, mit allem ausgestattet, was eine gute Küche braucht. Sie wird immer an ihn erinnern. Inzwischen zählt Großküchen Friedmann europaweit zu den gefragtesten Großküchenherstellern.
Auch die Unterstützung der örtlichen Vereine lag Hans- jürgen Friedmann sehr am Herzen. Beim Fußballverein Unterharmersbach war er zuerst als Libero, dann als Mittelstürmer weithin bekannt. Seine Tore werden immer in Erinnerung bleiben. Nach seiner aktiven Laufbahn unterstützte er den Verein, wo immer sein Rat und seine Hilfe gebraucht wurden. Aufgrund seiner großen Verdienste um den FVU wurde er einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt.
Musikalisch war Hansjürgen Friedmann dem Musikverein ganz besonders verbunden. Von frühester Jugend an spielte er auf seiner Trompete und konnte die Zuhörer begeistern. Ganz besonders bekannt war er für sein „Il Silencio“, das die Zuhörer immer ergriff und begeisterte, und das er letztmals bei der feierlichen Weihe seiner Hofkapelle spielte.
Möge Hansjürgen Friedmann in Gottes Frieden ruhen.