Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine, der am 24. Februar begonnen hat, sind viele Bilder allgegenwärtig: Panzer, die durch Dörfer rollen, Bilder von Tod und Zerstörung, von vertriebenen Menschen, von Flüchtlingen, die auf Feldbetten in Hallen untergebracht sind. Die 82-jährige Erika Beck, die heute mit ihrer Familie in Unterharmersbach lebt, hat als kleines Mädchen am Ende des zweiten Weltkriegs alle diese Szenarien selbst erlitten. Immer an Weih nachten denkt sie an eine bewegende Geschichte, die sie im Jahr 1946 im Alter von sechs Jahren erlebt hat.
Es war der 23. Dezember 1946, ein Sonntag. Meine Mutter und ich stapften am Morgen durch den Schnee und wollten zum sonntäglichen Gottesdienst. Da kam uns ein fremder Mann entgegen. Als er so fünf Schritte vor uns stand, lief meine Mutter auf ihn zu, schrie und umarmte ihn. Dann sagte sie zu mir: »Das ist dein Vater«. Ich wusste nur von meiner Mutter von seiner Existenz, denn ich hatte ihn sechs Jahre – mit Ausnahme eines Kurzbesuchs – nicht gesehen.
Seit einem halben Jahr wohnten wir auf einem Einödhof in Niederbayern. Wir waren 1945 aus der Iglauer Sprachinsel (Tschechien) vertrieben worden. Da wir nahe der österreichischen Grenze zu Hause waren, wurden wir zunächst nach dort getrieben. Seit Kriegsende hatten die Deutschen dort Schreckliches erlebt. Wir versteckten uns oft im Wald oder in Getreidefeldern. Ebenso waren Verstecke auf Heuböden bei deutschfreundlichen Tschechen willkommene Plätze, um sich zu verstecken.
In Österreich wurden wir zunächst in Lager gebracht und dann auf einzelne Bauernhäuser aufgeteilt. Wir kamen zu einer Bäuerin im Waldviertel. Sie hatte zwei Kinder in meinem Alter. Dort gefiel es mir sehr gut, da ich als Einzelkind nun Spielgefährten hatte. Wir blieben dort neun Monate. Oft zogen heimkehrende Soldaten durch das Dorf. Ich hatte den Mut und fragte sie, ob nicht mein Vater dabei sei? Ganz schwach konnte ich mich noch an oben besagten Kurzurlaub 1943 an ihn erinnern. Im Sommer 1946 kamen wir in Melk in ein Lager, nach vier Wochen ging es mit dem Zug nach Deutschland.
Den kompletten Bericht und weitere Bilder finden Sie in der Print-Ausgabe der Schwarzwälder-Post.