Keine Wolke zu sehen, nur blauer Himmel. Bilderbuchwetter sorgte für Hochstimmung bei der Einweihung des neuen Rathaushausplatzes vor Hunderten von Zuschauern. Und das, obwohl der Wetterbericht für den Samstag Regengüsse und Sturm angekündigt hatte. Bürgermeister Günter Pfundstein konnte nur staunend feststellen: »Der Wettergott muss ein Hambacher sein.«
Schon der Aufmarsch war prächtig: Die Bürgerwehr mit Spielmannszug und Gewehrträgern sowie die große Zahl der Musiker des Musikvereins Unterharmersbach zauberten zwischen den Reden mit ihren viel beklatschten Melodien ein Galafest auf den Platz, wie man es selten im Hambe erlebt hat.
Ortsvorsteher Ludwig Schütze strahlte mit der Sonne um die Wette: »So haben wir es uns gewünscht.« Er begrüßte die Ehrengäste Bürgermeister Günter Pfundstein, die Pfarrer Bonaventura Gerner und Michael Toball, Ehrenbürger und Ortsvorsteher a. D. Hans-Peter Wagner, die Ehrenringträger Hansjürgen Friedmann und Martin Teufel sowie den Ortsvorsteher-Kollegen Christian Dumin, Anlieger, Nachbarn und alle Besucher.
Viel Grün
Trotz der begrenzten Haushaltsmittel und der Vorgabe einer voll funktionsfähigen, uneingeschränkten Feuerwehrausfahrt, die ein wenig nach Westen rücken musste, lief die Planung des Rathausplatzes reibungslos. In zwölf Sitzungen wurden die Vorgaben für das Planungsbüro erarbeitet. Möglichst viel Grün sollte es sein, der Platz gut beschattet durch zehn Bäume, moderne Fahrradstellplätze mit Ladestationen für E-Bikes. Und ein würdiger Platz in der Ortsmitte für den von Bildhauer Walter Haaf geschaffenen Ortsheiligen St. Gallus mit dem Bären sollte auch gefunden werden.
Sitzgelegenheiten
Besonderer Dank galt den Spendern der drei Holzquader, die zum Sitzen dienen: Hannes Grafmüller, Stefan Lehmann, Jürgen Isenmann und Bernd Burger. Ebenso dankte Ortsvorsteher Ludwig Schütze den am Bau beteiligten Firmen und dem Bürgermeister mit seinen Mitarbeitern. Als Geschenk für alle Unterharmersbacher und Gäste von nah und fern überreichte er ein Boule-Set, das man künftig kostenlos bei der Ortsverwaltung ausleihen kann.
»Im Hombe stimmt’s«
Bürgermeister Günter Pfundstein betonte, dass die Einweihung ein besonderer Tag für Unterharmersbach sei. Auch für die Stadt Zell sei es ein großer Tag, weil nach der Freigabe der Ortsdurchfahrt im Herbst 2019 die Straßen-Sanierungsarbeiten nun offiziell beendet sind und dies ein wichtiger Grund sei, groß zu feiern. In Rekordzeit sei das Mammutprojekt mit einem Volumen von 14 Millionen Euro gemeinsam bewältigt worden. Neun Gebäude wurden abgebrochen, zwei Brücken neu gebaut. Es wurden Umfahrungsstrecken genutzt, die sich keiner so vorstellen konnte. Er dankte allen Grundstückseigentümern, die durch ihre Mithilfe dazu beigetragen haben, schnelle und gute Lösungen zu finden. Ein besonderer Dank galt Ehrenbürger Hans-Peter Wagner, der gemeinsam mit ihm das riesige Projekt gemeistert hatte. »Hans-Peter, das war dein Projekt als Ortsvorsteher. Danke für deinen Einsatz. Wir waren ein gutes Team,« sagte der Bürgermeister.
An einem solchen Projekt zeige es sich auch, ob eine Gemeinschaft funktioniere. Pfundstein: »Ich kann Ihnen allen zurufen, im Hombe stimmt’s. Der Hombe ist richtig schee wore und hat mit der Sanierung den ersten Platz im Ort gewonnen.« Eine Fläche von 1.400 Quadratmetern sei umgenutzt und neu gestaltet, 40 Stellplätze wurden angelegt, deutlich mehr als bisher. Auch Platz für acht Fahrräder samt E-Ladestation wurde geschaffen. Alles in allem lagen die Gesamtkosten für den Platz bei 560.000 Euro.
Gemeinsam leben
In seiner Kurzpredigt erinnerte Pfarrer Michael Toball von der Evangelischen Kirche an die biblische Weisung, im Glauben an den einen Gott gerade hier ein Miteinander in friedlicher Toleranz zu praktizieren. Er betonte, dass diese Ortsmitte tatsächlich ein Mittelpunkt gemeinsamen Lebens in Zeiten gesellschaftlicher Spaltungen werden könne; ein Platz, der einlädt, nicht nur vorbeizufahren, sondern anzuhalten und innezuhalten, unter Mai- und Christbaum das Leben zu feiern. Zwar sei es nicht ganz der Petersplatz in Rom (Idee von Hans-Peter Wagner), aber seine Geschichte als Vorplatz von Spital, Schule und Rathaus weise auf zentrale Fragen gesellschaftlichen Zusammenlebens hin. Gemeinsam mit Pfarrer Bonaventura Gerner, der in den Fürbitten der Menschen in der Ukraine gedachte und Gott um seinen Segen bat, segneten die beiden Priester neben dem Platz auch die Menschen auf dem Rat hausplatz.
Grauer Pulverdampf
Den Schlusspunkt setzte die Bürgerwehr. Mit einer krachenden Festsalve hüllte sie den ganzen Rathausplatz in dichten, grauen Pulverdampf. Als sich der Rauch nach einigen Minuten gelegt hatte, trat der Gesamtkommandeur von Unterharmersbach, Ludwig Schütze, wieder ins Tageslicht: Entspannt, glücklich und zufrieden, dass das Rathausplatzfest so wunderbar gelungen war.