Auch im Harmersbachtal hat Corona alles fest im Griff. Schule, Kindergärten, Gastronomie und die kleinen und großen Geschäfte sind weitgehend geschlossen. Kaum Menschen auf den Straßen, jeder versucht, seine Türen vor dem Virus zu verriegeln. Und in den Betrieben? Wir haben uns in der Firma AAM umgeschaut.
In dem größten Unternehmen im Tal laufen die Maschinen seit Jahresanfang wieder auf Hochtouren. Werkleiter Tobias Roser: »Als die Automobilkonzerne wieder zu produzieren begannen und die LKWS mit den Stahllieferungen wieder unser Werk ansteuerten, hieß das für uns: »Anpacken, es geht weiter.«
Firmenchef Dr. Dirk Landgrebe hat AAM verlassen
Tobias Roser war besonders gefordert, denn bei ihm liefen die Fäden zusammen. Schon im März 2019 hatte er durch den amerikanischen Mutterkonzern AAM auf Grund seiner herausragenden technischen Fähigkeiten und seiner Führungsqualitäten die Leitung der gesamten Produktion und des Werkes übertragen bekommen. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Maschinenbaustudium hatte seine berufliche Laufbahn bei der Firma Tekfor in Hausach begonnen. Seit 2016 ist er im Unterharmersbacher AAM-Werk in wichtigen Positionen tätig.
Jetzt waren die großen Fähigkeiten von Tobias Roser besonders gefragt. Der bisherige Firmenchef Dr. Dirk Landgrebe hatte zur Überraschung aller zum Jahresende AAM verlassen. Er übernahm bei einem der weltweit agierenden Marktführer in der Umformbranche , dem 6000-Mitarbeiter-Unternehmen Hirschvogel im bayrischen Denklingen, eine neue Aufgabe. Als Mitglied der Konzernspitze leitet er als Geschäftsführer die gesamte Produktion der weltweiten Werke. Dr. Landgrebe ist in
dieser Region zuhause und hat von 1999-2004 bereits bei Hirschvogel eine leitende Aufgabe innegehabt.
Als Leiter der Instandsetzung und des Werkzeugbaus hat Tobias Roser mit vorbildlichem Einsatz in den vergangenen beiden Jahren das gesamte Unterharmersbacher AAM-Werk neu ausgerichtet nach den Richtlinien, die weltweit für alle AAM-Werke gelten.
Die innerbetrieblichen Abläufe wurden optimiert und Maßnahmen zur Unfallverhütung umgesetzt. Schritt für Schritt wurden Lüftung, Beleuchtung und Steuerung erneuert und auf AAM-Standard gebracht. Um den Materialfluss zu verbessern, wurden die Produktionsmaschinen neu aufgestellt.
Außerdem wurden die in die Jahre gekommenen Hallendächer mit den verstaubten Lichtbändern ausgetauscht und die gesamten Hallen für die Warmpressen, den Werkzeugbau und die Zerspanung in helles Weiß getaucht. Die Wärmebehandlung (Härterei) wurde in einen neu errichteten Trakt verlegt, die Wärme mit neuer Belüftungsanlage
abgeleitet. Die hohen Temperaturen in den Produktionshallen besonders in den Sommermonaten wurden durch die adiabate Technik abgesenkt. Dabei strömt die warme Luft durch einen Frischwasservorhang und wird dabei konstant mehrere Grad herunter gekühlt.
Der Lärmpegel konnte deutlich verringert werden
Bundesweit tätige Spezialisten nahmen die Lüftungssysteme der Hallen und die Ableitungen über die Schornsteine der Dächer unter die Lupe und erreichten mit ausgefeilter Technik, dass die Geräusche auf ein Minimum reduziert wurden. Fachleute vom TÜV kümmerten sich um lärmintensive Bereiche und konnten durch geeignete Massnahmen erreichen, dass der Lärmpegel deutlich verringert wurde.
Die künftige Nutzung der 2019 mit dem zugehörigen Gelände erworbenen Werkshalle der Firma Roth Verpackungen an der dem Firmengelände gegenüber liegenden Wiesenfeldstraße ist nun auch festgelegt. Die Halle soll künftig als Logistik-Zentrum und zur automatischen Teilekontrolle genutzt werden. Beide Nutzungen werden nur sehr geringe Lärmemissionen verursachen. Die bisher dort untergebrachten Produktionsmaschinen wurden bereits an neue Standorte transportiert.
Neue 1250-Tonnen-Presse installiert
Im Werk selbst wurde der Maschinenpark teilweise erneuert und die Halbwarmpressen durch eine moderne 1250-Tonnen-Presse erweitert. Werksleiter Tobias Roser: »Uns liegt sehr daran, mit unseren Nachbarn rings um unser Werksgelände ein gutes Verhältnis und Miteinander zu pflegen. Gerade Lärm und Schallemissionen wurden deutlich reduziert und die veraltete Lüftung durch neue Technologien ersetzt. Hierauf legt auch unser Mutterkonzern AAM größten Wert.«
Der Umbau sei für eine gute Zukunft des Werkes unerlässlich und zum richtigen Zeitpunkt vollzogen worden. Für 2021 rechnet der Werkleiter mit einem guten operativen Ergebnis. Diese Hoffnung wird gestärkt durch die neu im Werk Unterharmersbach in Produktion gegangenen Schaftkegelräder und zwei zusätzlichen Hallenabschnitte. Außerdem werden als ein weiteres positives Ergebnis der Umorganisationsarbeiten weitere Wertschöpfungsprozesse in den Produktionsstandort Zell verlagert.
Bleibt nur an den Chef zum Schluss die Frage: » Welche Wünsche haben Sie für 2021?« Tobias Roser: »Ich wünsche mir Stabilität, dass uns Corona nicht mit irgendwelchen Einschränkungen und Verboten einen Strich durch die Rechnung macht, und wir im Betrieb ohne Unfälle unsere vollen Auftragsbücher wie geplant Seite um Seite abarbeiten können.«