Am Sonntag ist es wieder soweit: Der MGV Liederkranz lädt ein zu seinem Osterkonzert. Susanne Vollrath hat mit Chorleiter Thomas Dreher und Vorstand Karl-Michael Kunner über Männer an sich, den Verein und die Freude am Singen gesprochen.
Das wievielte Osterkonzert ist das eigentlich?
Thomas Dreher: Das ist eine gute Frage. Das Osterkonzert gibt es schon seit Jahrzehnten – schon immer in der Schwarzwaldhalle. Die Bühne ist einfach toll und für das Konzert gut geeignet.
(Eine kurze Recherche ergab, dass der MGV Liederkranz Unterharmersbach seit 1976 zum jährlichen Osterkonzert einlädt).
Karl-Michael Kunner: Das Konzert des Männerchors Unterharmersbach am Ostersonntag wird wirklich gerne besucht. Oft kommen mehr als 600 Besucher. Und das Publikum verjüngt sich sogar. Das freut uns sehr.
Wie laufen die Vorbereitungen?
Kunner: Die Vorbereitungen laufen sehr gut. Am Karfreitag bauen wir noch auf, abends um 18 Uhr ist dann die Generalprobe.
Dreher: Wir haben in rund 40 Proben und an zwei Probenwochenenden die Lieder einstudiert. Zum Teil auch mit getrennten Stimmproben. Die Proben waren immer sehr gut besucht und auch sehr effektiv. Die Probenwochenenden sind immer wichtig für den Feinschliff. Wir sind gut vorbereitet.
Unter welchem Motto steht das Konzert?
Dreher: »Liebe und Sehnsucht« ist das diesjährige Motto. Das ausgewählte Liedgut des Männerchors hat diesen roten Faden. Es ist eine gesunde, bunte Mischung mit Chorgesang allen Couleurs.
Kunner: Man könnte es auch anders sagen: Wir lieben unseren Dirigenten und haben immer Sehnsucht nach neuen Sängern!
Dreher: Die meisten Lieder sind neu einstudiert. Nur drei Stücke im ersten Teil sind bekannt, wurden aber schon lange nicht mehr aufgeführt.
Freuen Sie sich auf Ihre musikalischen Gäste?
Dreher und Kunner: Und wie!
Dreher: Wir freuen uns auf ein abwechslungsreiches Konzert, in dem verschiedene Klangkörper zu hören sein werden. Das Liedgut reicht von traditionell bis modern. Wir freuen uns auf den Frauenchor CanTanten und auf den A-capella-Auftritt der Badewannen-Singers. Auch ein Bläserensemble wird beteiligt sein. Die Proben mit den Hornisten und dem Posaunist haben viel Spaß gemacht. Übrigens nicht nur für die Sänger eine Herausforderung, sondern auch für die Musiker. Inessa Schwidder wird uns am Klavier begleiten. Auf sie wartet eine echte Mammutaufgabe. Sie wird fast ununterbrochen gebraucht.
Was macht die Faszination eines reinen Männerchors aus?
Kunner: Das Bassfundament gibt ein gewisses Volumen. Das macht schon was her.
Dreher: Es geht heute nicht mehr so sehr darum, besonders lautstark zu singen. Emotionen sind auch im Männerchor gefragt. Die Texte sind wichtig und werden immer wichtiger, wie sich auch in diesem Konzert sehen lässt – zum Beispiel bei der »Diplomatenjagd« von Reinhard May. Wir wollen unterhalten. Und das geht nur, wenn man die Sänger auch versteht.
Kunner: Einen hohen Stellenwert in einem Männerchor hat die Kameradschaft. Auf mich wirkt es, als ob Männer unter sich Dinge oft sehr einfach regeln und Entscheidungen schnell getroffen werden. Für viele Männer ist das Singen im Männerchor ein wichtiges Hobby mit belastbaren, gewachsenen Strukturen.
Wie passt das in die heutige Zeit? Schließlich ist Musik ja immer auch ein Spiegel der Gesellschaft.
Dreher: Singen ist meiner Meinung nach eine gute Abwechslung im stressigen Alltag. Man kann dadurch zu sich selbst finden. Man braucht nichts – keine Technik, keinen Strom, kein Instrument. Singen kann man überall. Bei der Fasnacht, auf der Kilwi und beim Oktoberfest wird viel gesungen. Leider viel weniger im Chor. Ich glaube, manchmal trauen sich Männer weniger zu singen als die Frauen, weil sie sich schwerer damit tun, aus sich herauszugehen und Gefühle zu zeigen.
Viele Musiker schwören auf bestimmte Abläufe vor Konzerten. Welche Rituale pflegt der Chor?
Dreher: Intensives Einsingen darf nicht fehlen. Die Stimmbänder müssen gedehnt sein, dann kommt auch was Gutes raus. Wie bei einem Sportler. Der wärmt sich ja auch auf. Ein richtiges Ritual haben wir nicht, aber ich schwöre die Sänger immer darauf ein, dass der Funke zum Publikum überspringen muss. »Lächeln und strahlen – euch macht das Singen Spaß« erinnere ich alle daran zwar konzentriert, aber nicht versteinert zu sein.
Hatten Sie in der langen Erkältungssaison viele Fehlzeiten oder macht Singen so glücklich, dass Husten, Schnupfen und Co keine Chance hatten?
Dreher: Keine Spur von der Grippewelle! Einzelne waren einmal krank, aber es war nicht so, wie man oft anderswo gehört hat. Singen setzt Glückshormone frei, man ist besser drauf – vielleicht hat das geholfen. Insgesamt betreiben die Sänger ihr Hobby mit Leidenschaft. Deshalb ist der Probenbesuch auch immer sehr, sehr gut.
Kunner: Das Singen selbst hält wohl nicht allein gesund. Eine große Rolle spielen auch die sozialen Kontakte, die man automatisch pflegt, die Konzentration auf das, was man tut. Das Hirn wird gefordert und man muss auf andere achten.
Dreher: Stimmt. Es ist ein bisschen wie Gehirnjogging. Schließlich gilt es auch Texte zu lernen. Da kommt man mit den Gedanken schon mal weg vom Geschäft.





