Er sieht noch kernig aus und seine Augen blitzen, wenn er alte Hofgeschichten erzählt. Dem Herrenbur Ludwig Schwarz vom Herrenholz sieht man nicht an, dass er am Dienstag seinen 80. Geburtstag feierte.


Er ist noch täglich in Haus und Hof aktiv, brennt Schnaps, schaut im Wald nach dem Rechten und beim Ernten sitzt er auf dem Bulldog und hilft mit.
Seine Hasenzucht, die er vor einigen Jahren »im Ruhestand« begonnen hat, läuft gut, und als neuste Errungenschaft hat er sich vor Kurzem eine Drechselmaschine zugelegt, mit der er runde Schmuckstücke und zu Ostern sogar Eierbecher fertigte.
Auch unten im Hombe und im Städtle ist der Herrenbur vom Herrenholz bestens bekannt. Mit seinem typischen Bauernhut auf dem Kopf erkennt man ihn schon von Weitem. Gerne ist er noch bei festlichen Anlässen dabei und auch beim zünftigen Frühschoppen kann man ihn ab und zu treffen. Bei Brauchtumsfesten am Fürstenberger Hof und im ganzen Ortenaukreis demonstriert er die bäuerliche Arbeit des Besenbindens – es kann keiner die Zuschauer besser unterhalten als er. Seine große Liebe gehört der Blasmusik und wenn die Hombacher Musik, seine absolute Lieblingskapelle, spielt, ist er immer dabei.
»Herrenbur« in vierter Generation
Auf die Welt kann der Herrenbur am Ostertag 1938 als sechstes Kind einer großen Bauernfamilie. Schon von klein auf half er bei den Arbeiten in Feld, Wald und Wiesen des steilen Herrenholz-Berghofes mit 500-jähriger Geschichte mit. Nach der Schulzeit mit 14 Jahren mähte er als Junger mit erfahrenen Mähern in der » Schor« in einer Reihe gemeinsam den Hang hinab und wuchs immer mehr in das Bauernleben hinein. Weil keiner seiner Brüder den Hof mit den steilen, arbeitsintensiven Lagen wollte, wurde er 1964 der Herrenbur in der vierten Generation. Sein Augenmerk galt der Pflege des vom
Großvater zum Hochwald aufgeforsteten Niederwaldes als Haupterwerbsquelle für den Hof.
Das steile Ackerland wandelte Ludwig Schwarz nach und nach in Wiesen um und als erster Bauer im Tal stellte er in der Viehzucht von den Milchkühen zur Mutterkuhhaltung um. Statt im Stall zu sein weiden im Sommer die Kühe draußen auf den steilen Wiesen vor dem Haus. Und als der Hausmetzger keine Zeit mehr hatte, weil er fest angestellt wurde in einer Klinik, metzgerte Ludwig Schwarz selbst. Der Jubilar hatte ja schon als Kind beim Metzgern zugeschaut und geholfen. Er wusste wie es geht.
Seit mehr als 50 Jahren aktiv in der Bürgerwehr
Über 50 Jahre gehört der Jubilar schon der Unterharmersbacher Bürgerwehr an. Der hochgewachsene Fahnenträger an der Spitze gewann die Sympathien der Zuschauer bei vielen Auftritten. Heute marschiert er bei offiziellen Anlässen als Ehrenfähnrich statt mit der Fahne nun mit einem Offizierssäbel mit. Auch sonst hat sich der Jubilar viele Verdienste für die Bürgerwehr erworben. In seinem Hof baute er eine Maschine, angetrieben über Transmissionen, um die schwarzen Uniformkittel für Wind und Wetter mit Bienenwachs zu präparieren und den Leinenstoff durch Gewichte und Reibung glänzend werden zu lassen. Auch das Verpacken des Schwarzpulvers in Papiertütchen für die vielen Salven, geschah bei ihm in der Kuchi.
Am 26. Juni 1962 heiratete er Gertrud Klausmann, eine Bauerntochter aus Gremmelsbach, die mit ihm den Berghof bewirtschaftete. Aus der
Ehe gingen sechs Kinder
hervor. 1981 zerstörte ein schrecklicher Unfall die Idylle des Berghofes. Bei der Apfelernte stürzte seine Frau von der Leiter und starb wenige Tage später an den Folgen. Ludwig Schwarz stand mit sechs Kindern, das Jüngste gerade drei Jahre alt, alleine da. Doch auch diese Aufgabe meisterte er. 1984 heiratete er die Dorfhelferin Walburga Kiefer, die ihm bis heute treu zur Seite steht und mithilft, wo sie gebraucht wird. Aus der Ehe ging ein weiterer Sohn, Simon, hervor. 2003 übergab er den Hof seinem Sohn Christian, dem er bis heute bei der Landwirtschaft hilft, wenn Not am Mann ist.
Zahlreiche Gratulanten
Zum runden Geburtstag kamen viele Gäste, Verwandte und Nachbarn auf den Berghof im Herrenholz. Für die Gemeinde gratulierte Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner und der Spielmannszug der Bürgerwehr unter Leitung von Tambourmajor Josef Roth überraschte den Jubilar mit einem zünftigen Ständchen. Schon nachmittags waren die Alterskameraden der Bürgerwehr mit Ehrenkommandant Gottfried Gutmann an der Spitze zum Gratulieren gekommen. Sie alle fanden in der großen Stube und in der geräumigen Küche Platz. Mit dabei waren natürlich auch seine acht Enkel, darunter die beiden Enkel Gabriel Symphorian und Jonathan, Söhne des jetzigen Hofbauer Christian und seiner Frau Stefanie.