»Toll, wie hier die alten Bräuche noch hochgehalten werden.« Die Zuschauer beim Maibaumstellen auf dem Rathausplatz waren begeistert, auch wenn der Morgen des 1. Mai die gute Laune trüben sollte.




Ein Extralob von den Frauen gab es für die feschen Zimmerleute: »Hier haben die Burschen noch Muskeln und Mumm in den Knochen«. Und so war es in der Tat: In knapp 20 Minuten hatten die vereinigten Zimmermänner der Hambacher Firmen Gottfried Lehmann und Clemens Schilli und weitere Zimmermänner, die in Unterharmersbach wohnen, den Maibaum mit reiner Muskelkraft fachmännisch in die Höhe gestemmt.
Dies war gar nicht so einfach, denn der Baum, der nun das Rathausdach weit überragt, misst mehr als 20 Meter. Das ist Rekord. Mit Stolz verkündeten die Zimmermänner allen: »Wir haben in Unterharmersbach den mit Abstand höchsten Maibaum im ganzen Tal.«
Wie in den vergangenen Jahren hatten Johannes Schwarz und seine Freunde Christian Jilg und Florian Nessler den kerzengraden Maibaum im Unterharmersbacher Buchenwald ausgesucht, geschlagen und geschält. Von ihren Partnerinnen und Kindern wurde der Maibaum festlich geschmückt und als echtes Schmuckstück herausgeputzt.
Auf einem alten Leiterwagen, gezogen von einem Oldtimer-Traktor, wurde der Baum flankiert durch die Zimmerleute durch die Hauptstraße zum Rathaus gebracht. Dort begrüßte die Guggenmusik eigene Blasmusikkapelle »Die l(d)u(r)stigen Sechs« den kleinen Festzug musikalisch und sorgte mit zünftigen Märschen für die richtige Stimmung. Alle Akteure – Musiker und Zimmermänner – wurden von den Zuschauern mit Beifall begrüßt. Dann ging es zur Sache. Nach altem Ritual wurde nun der Maibaum Meter um Meter mit reiner Muskelkraft von den kräftigen Zimmergesellen hochgedrückt. Dass die Blasmusiker das Badnerlied intonierten, als der Baum stand, gehört schließlich schon zur Tradition.
Beifall für die Blasmusik
Danach übernahm die »Guggenmusik Eckwaldpuper« bei herrlichem Frühlingswetter unter ihrem Festwirtschaftexperten Florian Nessler auf dem Rathausplatz das Kommando. Kräftig wurde auf den tollen Maibaum und den kommenden Wonnemonat angestoßen. Christian Müller als Hombacher Allroundmusiker mit tausend Ideen und tollem Netzwerk sorgte mit seiner kurzfristig zugestellten Kapelle »Die lustigen (durstigen) Sechs« und mit toller Blasmusik für Hochstimmung. Dafür gab es viel Beifall. Auch die Feriengäste waren begeistert: »Mit diesem wunderschönen Erlebnis hatten wir gar nicht gerechnet.«
Belohnung für Hinweise zu den Tätern ausgesetzt
Ein umso traurigeres Bild zeigte sich am Morgen des 1. Mai, als der von unbekannten Tätern abgesägte Maibaum auf dem Rathausplatz lag. Viele Einwohner zeigten sich empört: »Das ist kein Lausbubenstreich und kein Aprilscherz. Die Täter, die auf diese Weise die freiwillige und ehrenamtliche Arbeit der Zimmerleute und ihrer Helfer mutwillig zerstören, gehören zur Rechenschaft gezogen.« Wie ein Anwohner berichtete, muss die Tat um 3.20 Uhr passiert sein. Er hörte den Aufprall des Baumes auf dem Rathausplatz und sah nur noch, wie die Täter talabwärts davonrannten. Hinweise nimmt der Polizeiposten Zell (Tel. 07835/547490) entgegen. Für die Ergreifung der Täter ist eine Belohnung von 100 Euro ausgesetzt.