Die Plätze in der Schwarzwaldhalle waren am Vorabend des Feiertags »Dreikönig« mit 650 Besucher voll besetzt. Das Publikum erlebte eine Schauspielgruppe, die mit viel Witz und Spielfreude die typischen Charaktere ihrer Rollen auf der Bühne zeigte. Nach dem Theater gab es als weiteres Programm Musik und Tanz sowie Unterhaltung an der Bar im Foyer.
Der Vorsitzende der Historischen Bürgerwehr, Josef Roth, begrüßte die Gäste in der Schwarzwaldhalle. Sein besonderer Gruß galt vor allem den Ehrengästen Günter Pfundstein und seiner Gattin, Ortsvorsteher Hans-Peter Wagner sowie Bürgermeister a.D. Hans-Martin Moll und seiner Lebensgefährtin. Außerdem begrüßte er die Vertreter der Bürgerwehren aus Zell, Oberharmersbach, Gengenbach, Wolfach, Haslach und Bad Peterstal. Aus Villingen waren der Landeskommandant und Ehrenkommandant der Bürgerwehren zu Besuch gekommen.
Liebeshungrige Männer und skurile Damen
Die Theatergruppe unter Leitung von Simon Haas präsentierte die Aufführung: »Außer Spesen nichts gewesen«. In dem turbulenten Theaterstück geht es um liebeshungrige Männer, die auf den Besuch der Russin Natascha warten. Schon bei den Vorbereitungen geraten sie in etliche, höchst amüsante Schwierigkeiten und vom Besuch selber sind dann alle Akteure enttäuscht und heillos überfordert: Die Dame will nur Geld und spielt alle Männer gegeneinander aus.
Doch auch die Frauen in dem Theaterstück kommen nicht gut weg: Ihre Männergeschichten sind ebenso fragwürdig und bisweilen skurril. Damit sind alle Voraussetzungen gegeben für eine turbulente Theatervorstellung mit teils frivolen Szenen. Schräge Charaktere, überspitzte Dialoge und Situationskomik am laufenden Band – die Zuschauer wurden bestens unterhalten und spendeten immer wieder Szenenapplaus.
Eigentlich sollte die gesamte Familie nicht zu Hause sein, denn Familienvater Gottfried (Tobias Schwendemann) möchte ungestört seine Internetbekanntschaft Natascha treffen. Opa Gustav (Alfred Willmann) soll auf Seniorenwallfahrt nach Rom gehen, Mutter Elisabeth
(Stefanie Vögele) zur Kur fahren und Tochter Sabrina (Manuela Schwarz) mit neuem Freund im Urlaub sein. Doch mitten in die Vorbereitungen zu dem Besuch kommen alle überraschend wieder zurück: Da müssen dann die Sektgläser in den Stiefeln verschwinden und das frivole Wandbild mit einer Tischdecke zugehängt werden. Natürlich entdeckt die misstrauische Ehefrau alle Veränderungen.
Dass der Postbote Martin (Tobias Riehle) laufend Pakete mit Liebesspielzeug anliefert – die angeblich niemand bestellt hat – bringt vor allem Opa Gustav in Schwierigkeiten. Seine Ausrede ist dürftig: »Ich hab im Internet gespielt und da war so eine vollbusige Dame, die gesagt hat, dass ich sie drücken soll. Da hab ich halt auf die Taste gedrückt, immer wieder.«
Nachbarin Henneliese (Ulrike Harter) kommt immer dann, wenn gerade eine brenzlige Situation angesagt ist. Ihre naive Verliebtheit in den Therapeuten Yogi spielt sie treuherzig aus. Yogi (Wolfgang Wälde) nutzt alle liebebedürftigen Frauen mit seiner tibetanischen Massage und seinem esoterischen Getue gründlich aus. Aber auch Nachbar Gottfried wäre ihr als Liebhaber recht: »Ich komm in deinen Garten, dann kannst du mich anstarren«.
Oma Frida (Elke Breig) erhält von dem Männerduo Gustav und Max eine Überdosis Liebesspray und agiert daraufhin mit »Schweinereien« am laufenden Band. Für ihre amüsante Anmache diverser Männer zieht sie sich natürlich die Eifersucht der Frauen zu. Bis die Wirkung des Sprays nachlässt, muss sie irgendwie verschwinden, aber wohin?
Eine Stange im Wohnzimmer installiert
Damit die Internetbekanntschaft Natascha ihre Reize überzeugend darstellen kann, installieren Gustav und Max schon mal eine Stange im Wohnzimmer (»Zum sexy Tanzen und so…«). Tatsächlich ziehen die beiden Männer dann die Dessous aus den Paketen des Liebesversands an und präsentieren sich damit auf der Bühne. Voller Vorfreude auf Natascha tänzeln sie in ihren erotischen Fummeln selber um die Stange herum: Eine gewagte, aber köstliche Darbietung und der Höhepunkt des Abends, für den die Darsteller viel Applaus erhielten.
Doch auch der Postbote kann verführerisch sein: Gegen ein fürstliches Trinkgeld lässt er sich als Callboy verkleiden und mit Handschellen an die Stange im Wohnzimmer ketten. Dass die Schlüssel dazu verloren gehen – Nebensache. Schauspieler Tobias Riehle spielte gleich drei Rollen an diesem Abend: Postbote, Callboy und Freund der Tochter aus dem Rockermilieu – der Mann ist flexibel…
Internetbekanntschaft Natascha (überzeugend: Elke Harter) tritt als Domina und später als Krankenschwester auf. Mit russischer Sprechweise und ihrem selbstbewussten Auftreten spielt sie mit den Männern, die bei ihrem Anblick nicht mehr richtig denken können. Aus dem gemeinsamen Schaumbad mit ihnen muss sie allerdings flüchten: »Die stinken ja wie alte Wasserbüffel«. Als geldgieriges Luder reizt sie die finanziellen Möglichkeiten der Männer aus. Gegenleistungen erbringen will sie aber keine. Am Ende wollen die Männer sie nur noch loswerden, doch selbst für ihre Abreise verlangt sie noch »Bares«.
Wie peinlich ist das denn: Der Therapeut von Mutter Elisabeth ist dieselbe Person wie der Freund der Tochter Sabrina. Doch beide Affären sind schnell vorbei. Die Tochter indes gerät immer an die falschen Männer; auch die letzte Eroberung, ein Rocker in Lederdress und bekennender Macho lässt ihre Eltern verzweifeln. »Mama, der macht die Ansage und ich tue, was er will«. Manuela Schwarz alias Tochter Sabrina spielt das verliebte Mädchen gekonnt mit typisch weiblichem Getue.
Stefanie Vögele zeigte ihr Schauspieltalent als Elisabeth, die sich als Mutter, Ehefrau und Schwiegertochter für alles verantwortlich fühlt und im Chaos des Geschehens den Überblick verliert. Als Hüterin der Ersparnisse im Schlafzimmer muss sie schweren Herzens die Dose mit einer Eisensäge zersägen, um ihren Therapeuten bezahlen zu können. Höchst amüsant reagiert sie auf das Liebesgesäusel von ihrem Yogi: »Hach Yogi, deine Nackenmassage geht ja so weit runter, da ist ja schon gar kein Nacken mehr…«
Das am Ende Natascha und Therapeut Yogi zusammen ein Gaunerpärchen sind und alles gemeinsam geplant haben – wen überrascht dies nach so viel Turbulenzen noch? Sie zählen schon gedanklich das viele Geld, das sie angeblich erbeutet haben. Doch die Dose im Schlafzimmer mit dem gesparten Geld taucht auf wundersame Weise wieder bei den Eigentümern auf – Ende gut, alles gut.
Begeisterter Applaus für die Schauspielgruppe
Alle Akteure des Abends gefielen durch ihre betont deutliche Aussprache und ihre Schauspielerei mit viel Gestik, Mimik und theatralischem Ausreizen der Rollen. Das Theaterstück erfolgte in drei Aufzügen. Am Ende zeigten sich alle Schauspieler gemeinsam auf der Bühne und erhielten begeisterten Applaus.
Regisseur Simon Haas bedankte sich bei ihnen: »Danke dafür, dass ihr das doch etwas gewagte Stück mitgegangen seid.« Er stellte die Personen und ihre Rollen dem Publikum vor: Tobias Schwendemann als Gottfried, Stefanie Vögele als Elisabeth, Manuela Schwarz als Sabrina, Wolfgang Wälde als Yogi, Alfred Willmann als Gustav, Elke Breig als Frida, Elke Harter als Natascha, Tobias Riehle als Max und Ulrike Harter als Henneliese. Simon Haas selber spielte die Rolle des Max. Sein Dank galt außerdem Gaby Hoog, die die Aufgabe der Souffleuse übernommen hat.
Nach der Theateraufführung unterhielt das Musikerduo »Melodie und Spaß« aus Gengenbach die Besucher. Die Lose der Tombola waren schon vor Beginn der Vorstellung ausverkauft. Die Bar im Foyer der Schwarzwaldhalle lud zum Verweilen ein. Die Bewirtung wurde von Helfern aus den Reihen der Bürgerwehr übernommen. Dem Angebot zum Abendessen folgten viele Gäste und kamen schon früh in die Halle.