Ortschaftsrat Unterentersbach befürwortet die Ausführungsplanung des Büro Isenmann einstimmig. Viele Baudetails sind nun geklärt.
Bei der Ortschaftsratssitzung im Dorfgemeinschaftshaus am Montag gab es nur wenige Tagesordnungspunkte, doch die hatten es in sich: Für die Information, Erörterung und Abstimmung der Ausführungsplanung nahm sich das Gremium zweieinhalb Stunden Zeit. Die Information zur Renaturierung des Dorfbach dauerte nochmal eine halbe Stunde.
Matthias Fritsch vom beauftragten Büro Isenmann Ingenieure erläuterte die Ausführungsplanung zu den Themen Bäume am Bach, Rückbau Straße, Wasserleitung, Versorgungsleitungen, Bushaltestelle in der Dorfstraße, Grundstückszufahrten sowie zwei Möglichkeiten für die Ausschreibung und der zu erwartende Kostenrahmen.
Jeden einzelnen Baum bewertet
Bei der letzten Ortschaftsratssitzung im Juni fand eine vor Ort Begehung mit den Vertretern von Büro Isenmann, interessierten Bürgern und dem Ortschaftsrat statt. Dabei wurde deutlich, dass den Bürgern der Erhalt des Baumbestandes am Bach sehr wichtig ist. Die Firma Pfefferle hat Baumgutachten für jeden einzelnen Baum erstellt, die die Grundlage für die Bewertung des jeweiligen Zustands des Baums sind. Das Büro Isenmann fotografierte mit einem Drohnenflug über die Dorfstraße die Bäume und zeigte das
Foto auf großer Leinwand.
Die Bäume werden nach dem Gutachten in drei Kategorien eingeteilt: Erhaltenswerte Bäume (9), Bäume im kritischen Zustand (die Fällung wird empfohlen) und Bäume, die gefällt werden müssen (insgesamt 12). Matthias Fritsch ging auf jeden Baum einzeln ein und erläuterte auch das Umfeld des Baumes. Für den Baumerhalt der als kritisch bewerteten Bäume sind insgesamt 20.000 Euro nötig; eine Baumfällung kostet zwischen 300 bis 600 Euro pro Baum (je nach Größe), machte er den großen finanziellen Unterschied deutlich.
Ob die als kritisch bewerteten Bäume mit großem Aufwand erhalten werden sollen, führte zu einer langen und kontrovers geführten Diskussion. Während Ortschaftsrat Armin Reber sich für den Erhalt dieser Bäume aussprach, argumentierte Hannes Grafmüller dagegen: „Die Bäume sind alt und die Probleme werden kommen. Zu einer neuen Straße passen neue Bäume.“
Neupflanzungen sind vorgesehen
Jürgen Isenmann vom beauftragten Planungsbüro gab zu bedenken, dass bei der Sanierung die Baumwurzeln beschädigt werden können. Ortsvorsteher Christian Dumin erklärte: „Wir werden nach der Maßnahme mehr Bäume haben als vorher. Wir sollten optimale Bäume haben.“ Neupflanzungen sind vorgesehen mit Baumarten, die für diesen Standort geeignet sind. Die abschließende Abstimmung ergab eine Zustimmung von 6 Ja-Stimmen bei einer Nein-Stimme zur Vorgehensweise, wie sie im Baumgutachten empfohlen wird: 9 Bäume können erhalten werden, die übrigen 12 Bäume werden gefällt.
Der Rückbau der Straße wird in drei Streckenabschnitten erfolgen. Weil der Unterbau der Straße schadstoffbelastet ist, entstehen erhöhte Entsorgungskosten des Aushubs.
Die Schmutzwasserleitung ist erhaltenswert. In 2022 fand eine Kamerabefahrung der Leitung statt und es wurden keine Schäden festgestellt. Nach Abschluss der Baumaßnahmen wird eine erneute Befahrung zur Kontrolle durchgeführt.
Neue Wasserleitungen und Stromleitungen
Zuerst wird eine neue Wasserleitung in der Straße verlegt. Der Wassermeister der Stadt Zell wird jeden Grundstückseigentümer entlang der Dorfstraße fragen, ob eine neue Wasserleitung ab der Straße bis zum Hausanschluss gewünscht wird, die dann selber gezahlt werden muss. Matthias Fritsch sprach seine Empfehlung aus: „Wer eine neue Stromleitung bekommt, sollte auch eine neue Wasserleitung machen.“ Den Rückbau der Dachständer bezahlt das E-Werk.
Die Firma Telekom tauscht die Leitung in der Straße aus (kein Glasfaser). Die Firma UGG legt von der Hauptleitung einen Anschluss für jedes Haus.
Bushaltestelle mit Hochbordstein
Für den Bordstein vor der Haltestelle gibt es zwei Möglichkeiten: Es bleibt wie es ist, d.h. ein Hochbordstein. Oder ein Bordstein, der barrierefreies Einsteigen ermöglicht (als weißer Bordstein bekannt), der ca. 7.000 Euro Mehrkosten verursacht. Ortsvorsteher Christian Dumin argumentierte für den alten Zustand, da nur Schüler die Bushaltestelle nutzen. Nach längerer Diskussion ergab die Abstimmung eine Mehrheit für den herkömmlichen Hochbordstein.
Übergänge zu privaten Grundstücken
Die Übergänge an den Brücken erhalten alle einen abgesenkten Bordstein, was Matthias Fritsch an Beispielfotos zeigte. Der Belag der Brücken bleibt so, wie er jeweils ist.
Pflasterbelag des Gehstreifens
Der Gehstreifen wird mit einem Standardstein mit Granitvorsatz verlegt, Muster und Farbe werden zu einem späteren Zeitpunkt bestimmt.
Kreuzungsbereich Zeller Straße/Dorfstraße
Für die Erläuterung dieses Abschnitts nahm sich Planer Matthias Fritsch viel Zeit. Für das Oberflächenwasser wird ein neuer Straßeneinlaufschacht gesetzt. Das E-Werk installiert einen neuen Verteilerkasten. Es gibt keinen neuen Straßenbelag, aber z.T. neue Bordsteine. Der Gehweg wird auf der Brücke farblich markiert.
Anschlüsse für Festlichkeiten
Im Bereich Schwarz-Weber wird ein Stromanschluss und Abwasseranschluss (für WC) installiert, der für die Kilwi gebraucht wird. Auch auf dem Kirchplatz wird ein Stromanschluss empfohlen, da bisher immer von Privatleuten der Strom für die Stände der Kilwi geholt werden musste.
Ausschreibung der Baumaßnahme
Für die Ausschreibung informierten Planer Fritsch und Klaus Kammerer vom Rechnungsamt der Stadt Zell über den Kostenrahmen für die Sanierung der Dorfstraße, die sich nach jetzigem Stand auf insgesamt
1,67 Millionen Euro belaufen.
Hinzu kommen noch weitere 600.000 Euro für die Erneuerung der Hauptwasserleitung, die über den Eigenbetrieb Wasserversorgung der Stadt Zell abgerechnet wird. Der Empfehlungsbeschluss des Ortschaftsrats für den Gemeinderat, die Bauarbeiten entsprechend auszuführen, wurde einstimmig gefasst.
Nicht enthalten in den Baukosten ist die Sanierung der Brücke beim Schwarz-Weber, die marode ist und ersetzt werden muss. Diesen Bereich in das Förderprogramm mit aufzunehmen, sei aus zeitlichen und formalrechtlichen Bedingungen nicht machbar, erläuterte Klaus Kammerer.
Straßenunterbau muss entsorgt werden
Bei den ursprünglichen Planungen wurde von Gesamtkosten von rund 1,3 Millionen Euro für die Sanierung der Dorfstraße ausgegangen. Die Förderzusage durch das Land Baden-Württemberg bezieht sich auf diesen Betrag. 360.000 Euro Fördergelder werden nach Unterentersbach fließen.
Erheblich verteuert wird das Projekt durch Entsorgungskosten in Höhe von rund 285.000 Euro für den vorhandenen Straßenunterbau. Dies wurde aufgrund eines Baugutachtens erst vor vier Wochen festgestellt.
Naturgemäßer Ausbau des Dorfbachs
Klaus Rauber vom Verein für Implosionsforschung stellte den naturgemäßen Bachausbau vor. Er hat mit einem Fachmann für Wasserbau vom Regierungspräsidium Freiburg eine Bachbegehung gemacht. „Wir wollen dem Bach die Chance geben, sich selber zu entwickeln“, erklärte er die Vorgehensweise. Wo ein schönes Wasserbild vorhanden, werden wenig Veränderungen vorgenommen. Wenn es der Hochwasserschutz erfordert, werden Anlandungen freigeräumt.
Bäume sind für Klaus Rauber wertvolle Schattenspender für den Bach. Einige Stellfallen hat er zur Seite geräumt, aber sie bleiben im Bach – bei Trockenheit können sie wieder aufgestellt werden.
In Höhe des Anwesens Reber wird es eine Aufweitung des Bachs geben mit Pflasterbelag. Als ein positives Beispiel nannte er den Bachverlauf beim Anwesen Heitzmann: Durch die Wegnahme der Stellfalle ist
der Schlamm weggeschwemmt worden und ein schönes Strömungsbild entstanden. Flache Kiesbänke sollen so belassen und unterstützt werden. Wiederholt wies er auf die Notwendigkeit hin, Rückzugsmöglichkeiten für die Fische zu schaffen.
Ortsvorsteher Dumin fragte nach den Kosten für die Maßnahmen. Das Wasserwirtschaftsamt soll seine Maßnahmen zum naturgemäßen Bachausbau genehmigen, dann kann der Kostenrahmen festgelegt werden. Einiges kann vorab geleistet werden, da es im Förderprogramm enthalten ist, erklärte Rauber. Ortsvorsteher Dumin dankte ihm für seine Vorarbeit, die er ehrenamtlich geleistet hat.
Bekanntgabe
Ortsvorsteher Dumin gab bekannt, dass die Kilwi wieder an seinem traditionellen Standort veranstaltet werden kann. Für den Krämermarkt haben sich 60 fahrende Händler angemeldet. Die Vorbereitungen für die Kilwi sind im Gange.